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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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ist ein willkommener Sündenbock für ihn. Natürlich weiß er, dass das Kind nicht schuld ist. Er ist ein integrer Mensch, der sich noch nie zuvor um Verantwortung gedrückt hat. Er braucht einfach noch ein bisschen Zeit. Es kommt alles wieder ins Lot, Constance, das weiß ich.«
    »Jacques, ich habe keine Zeit mehr«, erklärte Connie verzweifelt. »Auf mich warten Menschen, die ich liebe und gern wiedersehen würde. Dass ich sofort nach England zurückreisen könnte, wenn ich mich nicht um Victoria kümmern müsste, lässt mir keine Ruhe. Trotzdem liebe ich Victoria, und ich kann sie nicht im Stich lassen. Wie kommt Édouard nur auf die Idee, sie ins Waisenhaus zu stecken?« Connies Augen wurden feucht, als ihr Blick auf die fröhlich auf ihrer Decke im Gras vor sich hin glucksende Victoria fiel.
    »Es hilft nicht gerade, dass die Kleine ihrer Mutter so ähnlich sieht«, seufzte Jacques. »Constance, ich verspreche Ihnen, Édouard wird noch klar werden, dass dieses Kind genau das ist, was ihm in Zukunft Hoffnung und Freude schenken kann. Aber im Moment steckt er so tief in seinem Kummer, dass er nichts anderes sieht.«
    »Was raten Sie mir, Jacques? Ich muss nach Hause! Ich kann nicht mehr länger warten.«
    »Ich rede mit Édouard. Vielleicht kann ich ihn zur Vernunft bringen und ihn von seinem Selbstmitleid befreien.«
    »Ja, es ist tatsächlich Selbstmitleid«, pflichtete Connie ihm bei. »Wir haben alle gelitten.«
    »Wie gesagt: Normalerweise ist Édouard nicht so ichbezogen. Ich spreche mit ihm.«
    Am Abend verfolgte Connie von Jacques’ Häuschen aus, wie dieser Édouard durch die Weinberge entgegenging. Wenn Édouard auf jemanden hörte, dann auf ihn. Er war ihre letzte Hoffnung.
    Nachdem sie Victoria in den Tragekorb gelegt hatte, der für ihre Besuche bei Jacques bereitstand, wartete Connie gespannt auf seine Rückkehr. Als er zurückkam, erkannte sie sofort, dass er schlechte Nachrichten brachte.
    »Nein, Constance. Er ist verbittert und voller Hass … völlig verändert. Ich bin mit meinem Latein am Ende, obwohl ich nach wie vor glaube, dass Édouard irgendwann ein Einsehen haben wird. Aber Sie möchten nach Hause, das kann ich verstehen. Sie haben dieser Familie so viel gegeben und dürfen kein schlechtes Gewissen haben, wenn Sie zu Ihren Lieben wollen. Vielleicht wäre das Waisenhaus …«
    »Nein!« Connie schüttelte den Kopf. »Ich würde Victoria niemals weggeben! Das könnte ich mir selbst nicht verzeihen.«
    »Constance, ich weiß nicht, wie Sie sich ein Waisenhaus vorstellen. Das, von dem ich spreche, ist sauber, und die Nonnen sind freundlich. Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit würde ein hübsches Mädchen wie Victoria sofort eine geeignete Familie finden«, erklärte Jacques weit überzeugter, als er eigentlich war. »Sie sind nicht für Victoria verantwortlich und müssen endlich an sich selbst denken.«
    Connie sah Victoria an. »Wer ist dann für sie verantwortlich?«
    Jacques legte seine Hand auf die ihre. »Der Krieg fordert viele Opfer. Das betrifft nicht nur die tapferen Soldaten, die für ihr Land kämpfen, sondern auch Menschen wie Sophia und ihre Tochter oder Édouard. Vielleicht wird er nie mehr der Alte, denn obwohl er einen Sündenbock für Sophias Tod sucht, gibt er sich letztlich selbst die Schuld. Sie haben genug für die Familie getan, meine Liebe. Ich kann Sie dafür nur bewundern. Fahren Sie nach Hause.«
    »Was ist mit Victorias Vater?«, fragte Connie. »Frederik würde sich doch sicher um sie kümmern, wenn er wüsste, dass Sophia tot ist und Édouard sich weigert, das Kind aufzuziehen.«
    »Ja, bestimmt, aber wie wollen Sie ihn finden? Er könnte überall sein, vielleicht sogar tot wie Sophia.« Jacques schüttelte den Kopf. »Constance, es herrscht Chaos, in Frankreich wimmelt es von Entwurzelten. Die Suche wäre aussichtslos.«
    »Sie haben recht. Es gibt keine Lösung.«
    »Morgen fahre ich nach Draguignan und frage die Nonnen, ob sie bereit wären, Victoria bei sich aufzunehmen«, erklärte Jacques. »Glauben Sie mir, ich mache mir auch etwas aus ihr. Ich würde niemals vorschlagen, sie an einen Ort zu bringen, wo sie nicht gut versorgt ist. Es wird Zeit, dass Ihnen diese Last abgenommen wird. Wenn Édouard im Moment nicht dazu in der Lage ist, muss ich es eben tun.«
    In jener Nacht wälzte Connie sich schlaflos im Bett herum, weil sie nicht mehr wusste, was richtig und falsch war. Der Krieg hatte alles auf den Kopf gestellt, und es fiel ihr schwer, an ihrer

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