Der Lavendelgarten
meinen Sie das? Ist Sebastian mit Ihnen verwandt?«
»Nein. Er ist eher – wie heißt das auf Französisch? – mon amour «, erklärte Bella.
»Ach so, ja.« Emilie tat so, als würde sie sich erinnern. »Monsieur Jonathan hat, glaube ich, erwähnt, dass er Ihr Freund ist.«
»So würde ich das nicht ausdrücken«, erwiderte Bella schmunzelnd. »Seb und ich sind seit Jahren irgendwie zusammen. Wir kennen uns seit einer Ewigkeit, seit meiner Finissage in St. Martins. Er schläft bei mir, wenn er in der Stadt ist. Es ist alles ganz relaxed. Noch Wein?«
»Gerne.«
Bella schenkte ihnen nach.
»Unter uns: Als er kürzlich geheiratet hat, dachte ich, unser kleines Arrangement wäre zu Ende, doch anscheinend habe ich mich getäuscht. Aber ich schweife ab.« Sie nahm einen Schluck Wein.
»Stört es Sie denn nicht, dass er verheiratet ist?«, fragte Emilie.
»Meiner Meinung nach ist das Leben zu kurz, um Menschen aneinanderzuketten. Seb und ich haben eine Beziehung, die gut funktioniert und die uns beiden passt. Er weiß, dass ich auch mit anderen schlafe.« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich bin nicht der eifersüchtige Typ. Mich wundert es sowieso, dass er geheiratet hat. Ich habe ihn nicht nach den Einzelheiten gefragt und kenne nicht mal den Namen seiner Frau, weil das einfach nicht unser Stil ist, aber ich glaube, sie hat Geld. Ein paar Wochen nach der Hochzeit hat er mir eine tolle Diamanthalskette von Cartier geschenkt.« Bellas Hand wanderte zu dem Solitär an ihrem Schwanenhals. »Er hat im Haus seiner Frau einen Matisse entdeckt und für dessen Verkauf eine beachtliche Kommission bekommen. Davon hat er sich einen Porsche gekauft, mit dem er in London rumdüst. Es sei ihm gegönnt.« Bella seufzte. »Bisher hatte er immer nur Schulden. Er kann einfach nicht mit Geld umgehen und gibt sofort alles aus. Trotzdem schafft er’s irgendwie, sich durchzuschlagen.«
»Sie sind also finanziell nicht von ihm abhängig?«
»Gott bewahre, nein …« Bella verdrehte die Augen. »Das wäre eine Katastrophe! Wenn überhaupt, ist es umgekehrt. Ich habe das Glück, die Tochter wohlhabender Eltern zu sein, die mich und meine Ambitionen als Künstlerin subventionieren. In der Kunstwelt hochzukommen ist nämlich, wie Sie sich sicher vorstellen können, gar nicht so leicht. In den letzten Monaten habe ich allerdings mit meinen Bildern so viel verdient, dass ich ihren monatlichen Scheck nicht brauche. Das ist ein kleiner Triumph für mich.«
»Verstehe. Vielleicht kann ich Sie auf Ihrem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit unterstützen. Ich würde Ihnen gern einen Auftrag geben, Bella. Stellen Sie doch bitte für mich den Kontakt zu Sebastian her, damit wir über den Preis reden können. Sehen Sie ihn bald wieder?«
»Heute Abend trifft er sich mit einem potenziellen Kunden, und danach kommt er nach Hause. Wenn Sie mir Ihre Nummer geben, sage ich ihm, dass er Sie anrufen soll. Ich weiß, dass er morgen Abend in seine Bruchbude in Yorkshire und zu seiner Frau zurückmuss. Soll mir recht sein – so habe ich das Wochenende für mich. Ich hole einen Zettel für die Nummer.«
»Danke.«
»Würde es Ihnen was ausmachen, wenn wir Jonathan Maxwell und die Galerie da raushalten? Könnte gut sein, dass er einen Anteil erwartet, weil er uns zusammengebracht hat«, erklärte Bella. »Wenn Sie nichts sagen, erwähne ich auch nichts davon, dass Sie bei mir waren, und wir können Ihnen einen besseren Preis machen.«
»Kein Problem.«
Bella suchte in einer Küchenschublade nach einem Blatt Papier.
»Hier.«
Nach kurzem Zögern schrieb Emilie ihren vollen Namen, ihre Telefonnummer und ihre Adresse in Frankreich auf den Zettel und legte ihn auf den Tisch. »Das Treffen mit Ihnen war sehr … erhellend, Bella. Ich wünsche Ihnen viel Glück und Erfolg für die Zukunft. Sie haben Talent.«
»Danke.« Bella begleitete Emilie zur Tür. »War schön, Sie kennenzulernen. Es würde mich freuen, Sie bald wiederzusehen.«
»Ja.« Emilie legte Bella die Hand auf den Unterarm. »Passen Sie auf sich auf.«
32
Es war fast Mitternacht, als Emilie Blackmoor Hall erreichte. Sie hatte vom Bahnhof in York aus ein Taxi genommen und den Land Rover am Flughafen gelassen. Den konnte Sebastian ihretwegen selbst abholen.
Es freute sie zu sehen, dass in Alex’ Teil des Gebäudes noch Licht brannte, weil sie am nächsten Morgen schon früh die Segel streichen und sich von ihm verabschieden wollte.
Sie klopfte an seiner Tür.
»Kommen Sie rein, Em«,
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