Der Lavendelgarten
hinkönnte, wenn ihr verkauft.«
»Der Erlös aus dem Verkauf des Hauses würde für viele Jahre bester Betreuung in einer geeigneten Einrichtung reichen. Wie sehr er sich auch sträuben mag, Alex braucht rund um die Uhr Pflege und …«
»Sebastian«, fiel Emilie ihm ins Wort. »Du hast während des ganzen Gesprächs nur von dir gesprochen. Bitte vergiss nicht, dass es nun nicht mehr um ein ›Ich‹, sondern um ein ›Wir‹ geht. Ich bin deine Frau, wir sind Partner, und wir lösen die Probleme hier gemeinsam, genau wie du mir geholfen hast, die meinen in Frankreich zu lösen.«
»Das ist wirklich sehr lieb von dir, Emilie, aber unter den gegebenen Umständen kannst du mir, glaube ich, nicht helfen«, seufzte er.
»Warum sagst du das? Du weißt, dass ich Geld habe. Ich bin deine Frau, dir gehört, was mir gehört. Natürlich stehe ich dir bei. Du sagst, du brauchst eine Überbrückungshilfe, bis dein Geschäft mehr Geld abwirft. Wenn dir das die Entscheidung erleichtert, dann betrachte mich einfach als Investorin«, schlug sie vor.
Sebastian sah sie erstaunt an. »Emilie, würdest du mir finanziell tatsächlich unter die Arme greifen?«
»Natürlich«, antwortete sie mit einem Achselzucken. »Ich sehe da kein Problem. Du hast mir in den letzten Monaten beigestanden. Jetzt kann ich mich revanchieren.«
»Emilie, du bist ein Engel.« Sebastian schlang die Arme um sie. »Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil ich dir das alles nicht vor der Hochzeit gestanden habe. Aber ehrlich gesagt, ist mir das ganze Ausmaß der Misere erst gestern bei unserer Ankunft aufgegangen. Und ich gebe zu, dass ich den Kopf zu lange in den Sand gesteckt habe. Beim Überprüfen der Kontoauszüge heute Morgen ist mir die Luft weggeblieben.«
»Mach dir wegen dem Geld keine Gedanken«, tröstete sie ihn. »Sobald du ausgerechnet hast, wie viel du brauchst, lasse ich den Betrag auf dein hiesiges Bankkonto überweisen. Ich glaube, im Moment gibt es dringendere Probleme als Geld. Zum Beispiel die Sache mit dem Öltank.« Emilie hob eine Augenbraue. »Das kann man bestimmt über Kreditkarte abrechnen. Dann müssen wir wenigstens nicht mehr frieren.«
»Ach, Schatz. Du bist so gut zu mir. Ich habe wirklich ein schlechtes Gewissen.«
»Musst du nicht«, sagte Emilie. »Abgesehen von dem Problem mit dem Öl, das sich leicht lösen lässt, wäre da noch dein Bruder. Wir müssen jemanden finden, der sich um ihn kümmert.«
»Ja«, pflichtete Sebastian ihr bei. »Die schnellste Lösung wäre eine Aushilfe von der Arbeitsvermittlung, aber das kostet ein Vermögen …«
»Wir haben uns doch gerade darauf geeinigt, dass die finanzielle Seite keine Rolle spielt«, wiederholte Emilie. »Alex behauptet, er könne für sich selber sorgen. Stimmt das?«
»Ich muss zugeben, dass ich das nie ausprobiert habe«, gestand Sebastian. »Er neigt zu Missgeschicken, Emilie. So, wie ich ihn kenne, kriegt er einen elektrischen Schlag, wenn er eine Dose Bohnen in der Mikrowelle heiß macht oder im Internet Wein bestellt.«
»Er braucht also keine ausgebildete Pflegekraft?«, erkundigte sich Emilie.
»Er nimmt ein paar Tabletten am Morgen, damit sein Kreislauf in Gang kommt, aber es geht eher um die praktischen Bedürfnisse des Alltags.«
»Wenn es uns nicht gelingen sollte, jemanden für ihn aufzutreiben, könnte ich helfen, mich um ihn zu kümmern, jedenfalls fürs Erste«, schlug Emilie vor. »Ich habe meine Mutter gepflegt, die in den letzten Wochen im Rollstuhl saß. Außerdem bin ich als Tierärztin nicht ganz auf den Kopf gefallen, was medizinische Fragen anbelangt.«
»Kann ich mich darauf verlassen, dass du nicht Alex’ Charme erliegst?« Sebastian sah zu den leeren Whiskygläsern hinüber.
»Natürlich!« Emilie verkniff es sich zu bemerken, dass Sebastian selbst beide Gläser geleert hatte. »Ich kann verstehen, dass er frustriert ist. Verlässt er jemals das Haus?«
»Selten, aber ich kann mir auch kaum vorstellen, dass Alex sich jeden Mittwoch mit anderen Behinderten zum Kartenspielen trifft. Er ist immer schon ein Einzelgänger gewesen.« Sebastian sank aufs Sofa zurück. »Tja, so ist die Lage: Das Leben deines Mannes ist im Moment ein ziemliches Desaster.«
»Bitte sag das nicht, Sebastian. Viele deiner Probleme sind nicht deine Schuld. Du hast dich bemüht, deinem Bruder zu helfen und sowohl dein Geschäft als auch dieses Haus am Laufen zu halten. Mach dir keine Vorwürfe.«
»Danke, Liebes. Ich weiß deine Unterstützung zu
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