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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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einem Horrorfilm. Fast hätte Emilie laut über die absurde Situation gelacht.
    »Jedenfalls noch Gratulation zur Hochzeit«, sagte die Frau.
    »Danke.«
    An der Küchentür drehte sich die Frau um. »Hoffentlich ist Ihnen klar, was Sie sich da aufgehalst haben. Auf Wiedersehen.«
    Eine halbe Stunde später sah Emilie vom Salon aus, wie sich langsam ein Wagen näherte und die Frau, mit der sie zuvor gesprochen hatte, durch den Schnee stapfte und ihren Koffer in dem Auto verstaute. Dann wendete der Wagen schlitternd und entfernte sich vom Haus.
    Es begann wieder zu schneien. Der Himmel war voll wirbelnder Schneeflocken, eine unüberwindbare Barriere zwischen Emilie und der Außenwelt. Ihr Puls beschleunigte sich. Nun war sie mit dem verrückten Bruder allein in Blackmoor Hall. Was, wenn es so sehr schneite, dass Sebastian nicht zurückkonnte? Um drei Uhr wurde es bereits dunkel … Emilie spürte, dass ihr eine Panikattacke bevorstand. Solche Anfälle kannte sie aus der Jugend, und sie lebte in ständiger Angst davor.
    »Ruhig durchatmen«, ermahnte sie sich, als sie merkte, wie die ersten Wellen heranrollten und ihr Atem schneller ging.
    Emilie setzte sich auf ein Sofa und ließ den Kopf zwischen die Beine sinken. Sie fühlte sich schwach, sah Sterne und rang nach Luft.
    »Bitte, mon dieu, mon dieu …«
    »Brauchen Sie Hilfe?«, fragte eine tiefe Männerstimme.
    Ihr war schwindlig, und ihre Hände und Füße kribbelten. Sie schaffte es nicht, den Kopf zu heben.
    »Brauchen Sie Hilfe?«, wiederholte die Männerstimme, jetzt deutlich näher.
    Emilie war nicht in der Lage, eine Antwort zu geben.
    »Sie sind also Sebs frisch Angetraute aus Frankreich. Verstehen Sie Englisch?«
    Emilie gelang ein Nicken.
    »Okay. Ich sehe nach, ob ich eine Tüte finden kann, in die Sie hineinatmen können. Versuchen Sie unterdessen zu hecheln.«
    Emilie wusste nicht, wie lange es dauerte, bis ihr eine Papiertüte über Mund und Nase gestülpt wurde und die ruhige Stimme von vorher sie anwies, ganz langsam ein- und auszuatmen.
    »Wunderbar, Sie machen das wirklich gut. Atmen Sie weiter in die Tüte. Ja, genau, das beruhigt. Bald ist’s vorbei«, versicherte die Stimme ihr.
    Nach einer Weile beruhigte sich ihr Herzschlag, ihre Hände und Füße fanden den Kontakt zum Rest ihres Körpers wieder, und Emilie nahm die Tüte vom Mund. Mit geschlossenen Augen sank sie erschöpft aufs Sofa zurück.
    Als ihr Gehirn wieder zu funktionieren begann, fragte sie sich, wer ihr Retter war. Sie zwang sich, ein Auge zu öffnen, und sah einen Mann, der Sebastian wie aus dem Gesicht geschnitten war. Ein Sebastian in Technicolor – die Augen intensiver braun, darin bernsteinfarbene Tupfen, in den Haaren rotgoldene Strähnen, das Gesicht mit wohlgeformter Nase, vollen Lippen und hohen Wangenknochen unter makelloser Haut.
    »Ich bin Alex«, stellte er sich vor. »Erfreut, Sie kennenzulernen.«
    Emilie schloss das Auge sofort wieder, weil sie Angst hatte, eine neuerliche Panikattacke zu erleiden.
    Eine warme Hand tätschelte die ihre. »Ich weiß, dass Sie im Moment nicht genug Luft haben, um mit mir zu sprechen. Solche Panikattacken kenne ich. Ich habe sie selber erlebt. Was Sie jetzt brauchen, ist ein Drink.«
    Der Mann, der so freundlich mit ihr redete, passte überhaupt nicht zu dem Bild, das Sebastian von ihm gezeichnet hatte. Und die Hand, die auf der ihren lag, wirkte beruhigend, nicht bedrohlich. Endlich wagte sie es, die Augen aufzumachen und ihn sich genauer anzusehen.
    »Hallo.« Er verzog die vollen Lippen zu einem belustigten Lächeln.
    »Hallo«, presste sie hervor.
    »Wollen wir Englisch sprechen, oder préférez-vous français ?«
    » Français, merci .« Sie war noch zu benommen, um in der Fremdsprache zu denken.
    » D’accord. «
    Er musterte sie.
    »Sie sind sehr hübsch«, stellte er auf Französisch fest. »Das hat mein Bruder mir schon gesagt. Und noch viel hübscher, wenn Ihre großen blauen Augen offen sind«, fuhr er in fließendem Französisch fort. »Hier, Ihre Medizin.« Alex zog eine Flasche Whisky aus der Seitentasche seines Rollstuhls. »Der Drache, der gerade abgedampft ist, dachte, ich würde das Versteck nicht kennen. Ich hab der Frau den Stoff aus dem Koffer gemopst, während sie sich bei Ihnen über mich beklagt hat. Sebastian glaubt mir das nicht, aber sie ist Alkoholikerin – sie kippt jeden Tag eine gute Flasche von dem Zeug.« Alex rollte zu einem Schränkchen und öffnete es. Darin kam eine verstaubte Auswahl

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