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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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andere Mann auch. Zum ersten Mal war ihr seine Größe aufgefallen. Alex hatte ihr bestätigt, dass er über eins neunzig messe, und ihr erklärt, dass ihm das den Vorteil großer Reichweite verschaffe.
    Alex war, das musste Emilie zugeben, ein sehr attraktiver Mann, bedeutend attraktiver als sein Bruder. Mit seinem Aussehen und seinem unbestreitbaren Charme und Intellekt hatte er vor seinem Unfall bestimmt zahllose Frauenherzen gebrochen. Trotz seiner gelähmten Beine wirkte er sehr männlich. Er war nicht hilflos, das stand fest.
    Emilie versuchte, die negative Beschreibung Sebastians von seinem Bruder mit dem wortgewandten, reifen Mann in Einklang zu bringen, mit dem sie soeben den Abend verbracht hatte. Und musste daran denken, wie ruhig er ihr bei ihrer ersten Begegnung über ihre Panikattacke hinweggeholfen hatte.
    Welcher war der wahre Alex Carruthers?
    Ihr letzter Gedanke vor dem Einschlafen war, wie es wohl für Sebastian gewesen sein musste, mit einem jüngeren Bruder aufzuwachsen, der ihm wie Frederik in Jacques’ Geschichte auf allen Ebenen überlegen war.

18
    Als Emilie am nächsten Morgen in die Küche ging, um sich einen Kaffee zu kochen, war sie überrascht, Alex dort zu sehen, der bereits die untere Hälfte der Wand hinter der Anrichte gestrichen hatte.
    »Guten Morgen, Langschläferin«, begrüßte er sie fröhlich.
    Emilie, die noch in Nachthemd, Sebastians Fisherman-Pullover und seinen dicken Socken war, wurde rot.
    »Es ist erst halb neun«, verteidigte sie sich, als sie den Wasserkocher einschaltete.
    »War ein Scherz. Leider beginnen gelähmte Beine in der Nacht unwillkürlich zu zucken, was bedeutet, dass ich meistens nicht allzu viel Schlaf bekomme. Außerdem prickeln sie in letzter Zeit so seltsam. Vielleicht kehrt das Gefühl wieder. Die Ärzte meinen, es sei ein gutes Zeichen.«
    »Das wäre ja toll.« Emilie lehnte sich an die Spüle. »Wie war die ursprüngliche Diagnose?«
    »Nerven in der Wirbelsäule verletzt, eher unwahrscheinlich, dass ich meine Beine jemals wieder spüren werde. Bla, bla.«
    »Es besteht also die Möglichkeit, dass Sie eines Tages wieder gehen können?«
    »So weit haben sie sich nicht aus dem Fenster gelehnt. Wenn Ärzte einem falsche Hoffnungen machen, riskieren sie heutzutage eine Klage, meine Liebe«, erklärte Alex schmunzelnd. »Aber ich habe brav meine Physiotherapiesitzungen im Krankenhaus absolviert und die Übungen zu Hause weitergemacht.«
    »Gibt es eine Chance auf vollständige Genesung?«, fragte Emilie noch einmal.
    »Das wage ich zu bezweifeln, aber die Hoffnung stirbt zuletzt … Egal. Ich schufte seit Tagesanbruch. Glauben Sie, ich habe mir einen Kaffee verdient?«
    »Natürlich.« Emilie nahm eine Kaffeekanne und zwei große Tassen aus dem Küchenschrank.
    »Wie Sie sehen, habe ich die obere Hälfte der Wand Ihnen überlassen. Wenn ich versuchen würde, auf die Leiter zu steigen, wäre das eine zirkusreife Leistung.« Alex lachte. »Haben Sie gut geschlafen?«
    »Danke. Alex?«, sagte sie, während sie wartete, dass der Kaffee durchlief.
    »Ja, Em? Darf ich Sie so nennen? Es klingt irgendwie weicher.«
    »Wenn Sie möchten. Ich habe mir gerade gedacht, wie anders Sie gestern Abend waren, als Sebastian Sie mir beschrieben hat.«
    »Normalerweise bemühe ich mich, den Vorurteilen meines Bruders gerecht zu werden.« Alex zuckte mit den Achseln.
    »Heißt das, dass Sebastian Ihrer Ansicht nach schlechtes Benehmen von Ihnen erwartet?«
    »Sie wissen, dass ich nicht über Ihren Mann reden möchte.« Alex drohte ihr spielerisch mit dem Finger. »Und schon gar nicht am frühen Morgen und mit gelber Farbe bekleckert.«
    »Warum machen Sie Ihren Pflegerinnen so lange die Hölle heiß, bis sie gehen?«, hakte sie nach.
    »Em …« Alex seufzte. »Wir haben uns darauf geeinigt, nicht über dieses Thema zu sprechen. Ich sage nur so viel, dass ich sie, da ich sie nicht will und bei ihrer Auswahl nicht mitreden kann, irgendwie loskriegen muss. Ich bin körperlich nicht in der Lage, Sebastian daran zu hindern, dass er sie mir auf den Hals hetzt. Wie gestern Abend erwähnt bin ich inzwischen durchaus in der Lage, allein zurechtzukommen.«
    »Sind Sie sich da absolut sicher?«
    »Bitte fangen Sie nicht wieder damit an.« Er runzelte die Stirn. »Gönnerhaftigkeit habe ich mir nach meiner fehlerfreien Vorstellung gestern Abend nicht verdient.«
    »Ja, aber ich soll auf Sie aufpassen, und …«
    »Em«, fiel Alex ihr ins Wort, »niemand, am allerwenigsten Sie,

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