Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
Vom Netzwerk:
sie durfte sich nicht von ihm manipulieren lassen und auch nicht wie ein Kind zu ihrem Mann laufen, der genug um die Ohren hatte. Irgendwie musste sie allein mit der Situation fertigwerden … Alex war nur ein gelangweilter Junge, der gern provozierte. Und wenn er in ihrem Leben mit Sebastian weiter eine Rolle spielte, musste sie sich und ihn im Griff haben.
    Erschöpft vor Wut schlief Emilie ein.
    Allerdings nicht, ohne sich vorher einzugestehen, dass das, was Alex über sie gesagt hatte, stimmte.
    Als sie aufwachte, war es dunkel, und sie fühlte sich benommen und erschöpft. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es kurz nach sechs war. In der Hoffnung, dass Alex in seinen eigenen Bereich zurückgekehrt war, ging sie nach unten, öffnete die Tür zur Küche und stellte erleichtert fest, dass sie leer war. Als sie den Wasserkessel einschaltete, sah sie, dass die Pinsel gründlich ausgewaschen waren und zum Trocknen neben der Spüle lagen. An der Obstschale auf dem Küchentisch lehnte ein Zettel.
    Liebe Emilie,
es tut mir aufrichtig leid, dass ich Sie aus der Fassung gebracht habe. Wie üblich bin ich übers Ziel hinausgeschossen. Könnten wir es noch einmal miteinander versuchen? Ich möchte uns etwas kochen. Kommen Sie doch vorbei, wann immer Sie bereit sind.
    Mit besten Grüßen,
    Alex
    Emilie setzte sich seufzend an den Tisch und überlegte, wie sie reagieren solle. Das war eindeutig ein Friedensangebot. Wenn sie unter demselben Dach leben wollten, mussten sie, auch wenn sie ihn nicht leiden konnte, zu einer Art Waffenstillstand gelangen. Außerdem war nichts von dem, was Alex über sie gesagt hatte, wirklich negativ gewesen, dachte sie, als sie sich einen Tee kochte. Er hatte nur einfach eine Vertrautheit für sich beansprucht, die noch nicht hatte entstehen können. Obwohl er faktisch ein Fremder war, kannte er sie sehr gut … das war es, was sie verunsichert hatte.
    Und Emilie wusste nicht, ob Alex tatsächlich körperlich in der Lage war, allein zurechtzukommen. Am folgenden Tag, überlegte sie, während sie einen Schluck von ihrem Tee nahm, würde sie bei der Agentur anrufen und versuchen, eine neue Pflegerin für ihn zu finden. Sebastian hatte ihr seine Nummer hinterlassen. Auf jeden Fall musste sie an diesem Abend noch nach Alex schauen. Allerdings bestand keinerlei Anlass, seine Essenseinladung anzunehmen. Wahrscheinlich gab es sowieso nur Bohnen auf Toast.
    Da klingelte das Telefon, und Emilie ging ran.
    »Hallo, Schatz, ich bin’s.«
    »Hallo.« Der Klang seiner Stimme zauberte ein Lächeln auf Emilies Lippen. »Wie geht’s? Wie läuft’s in London?«
    »Viel Arbeit. Bin immer noch dabei, den Papierkram aufzuarbeiten, der sich in den letzten Monaten auf meinem Schreibtisch angesammelt hat. Ich wollte mich nur erkundigen, ob zu Hause alles in Ordnung ist.«
    »Ja, hier ist alles okay«, antwortete Emilie nach kurzem Zögern.
    »Alex macht keine Probleme?«
    »Nein.«
    »Du fühlst dich nicht einsam?«
    »Du fehlst mir, aber ich komme zurecht. Ich habe angefangen, die Küche zu streichen.«
    »Prima. Tja, dann mal gute Nacht. Du hast meine Handynummer, wenn irgendwas sein sollte. Ich rufe dich morgen wieder an.«
    »Ja. Arbeite nicht zu viel«, ermahnte sie ihn.
    »Muss ich, aber es dient ja einem guten Zweck. Ich liebe dich, Schatz.«
    »Ich liebe dich auch.«
    Emilie legte auf und wappnete sich innerlich für ihren Besuch bei Alex. Als sie den Flur zum Ostflügel entlangging, fragte sie sich, was sie dort erwartete. Die Tür zu seiner Wohnung stand offen. Emilie holte tief Luft und klopfte.
    »Kommen Sie rein! Ich bin in der Küche.«
    Emilie drückte die Tür auf und folgte dem Klang von Alex’ Stimme in den Wohnbereich, wo sie statt der erwarteten Unordnung ein aufgeräumtes Zimmer vorfand. Die Wände waren in einem angenehmen Grauton gehalten, an den Fenstern hingen cremefarbene Leinenvorhänge. In dem Kamin zwischen zwei vom Boden bis zur Decke reichenden Regalen mit ordentlich sortierten Büchern brannte ein munteres Feuer. Ein bequemes, modernes Sofa nahm die eine Wand ein, darüber gerahmte Schwarz-Weiß-Lithografien. Zu beiden Seiten des Kamins befanden sich zwei elegante, neu bezogene viktorianische Sessel, darüber ein großer Spiegel mit Goldrahmen, und in der Mitte eines hochglanzpolierten Beistelltischs stand eine Vase mit frischen Blumen. Aus verborgenen Lautsprechern erklang klassische Musik.
    Die Ordnung und Liebe zum Detail überraschten Emilie, die wusste, wie heruntergekommen

Weitere Kostenlose Bücher