Der Leberwurst-Mörder
Polizisten. Jule scheint sich sehr auf das Abendessen mit ihm zu freuen und schwärmt von seinen braunen Augen. Mara lacht und meint, dass ihr eher sein knackiger Po aufgefallen wäre. Solche Themen ermüden mich einfach …
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Kapitel 10
Die Federfrau
Als das Auto auf einem kleinen Parkplatz am Stadtrand zum Stehen kommt, bin ich sofort hellwach. Es stehen schon ein paar andere Autos dort. Das schöne Wetter lockt am Wochenende die Menschen in die Natur hinaus.
Flocke und ich, wir dürfen frei laufen, ohne Leine. Wobei Flocke eher in Zeitlupe neben Mara hertippelt, an jedem zweiten Grashalm sein kurzes Dackelbein hebt und dann mit einem lustigen Hüpfer versucht, die Verzögerung wieder aufzuholen. Na gut, dann renne ich eben für zwei! Es sind noch mehr Hunde unterwegs, und so bin ich sehr beschäftigt mit Beschnuppern, Begrüßen und Fangen spielen.
Ein Pfiff von Jule ruft mich zurück, denn wir gehen heute nicht wie sonst den Weg am Wald entlang, sondern biegen nach links ab auf einen Feldweg, dem Mühlenhof zu. Auf dem Weg sind tiefe Furchen, von Traktoren und den großen Maschinen, mit denen die Bauern die Felder abgeerntet haben. Stoppelfelder sind prima, da kann ich die Mauselöcher ganz einfach finden. Ja, ich bin ein Jagdhund, und das werde ich den Mäusen jetzt zeigen! So viele Mauselöcher, ich kann mich gar nicht entscheiden, wo ich zuerst buddeln soll, flitze hin und her und stecke überall schnüffelnd meine Nase hinein. Da ertönt schon wieder ein Pfiff von Jule. Nun aber schnell, ich scharre und grabe mit den Vorderpfoten, dass mir die Erde nur so um die Ohren fliegt. Schnell ist das Loch groß genug, um meine Schnauze ganz hineinzustecken, und der Mäusegeruch wird intensiver. Noch einmal pfeift Jule, lauter und länger als sonst – oh je. Ich hab sie wohl gerade verärgert und renne zu ihr, so schnell ich kann. Trotzdem bedauere ich zutiefst, die spannende Mäusejagd abbrechen zu müssen.
Jule und Mara sind inzwischen beim Mühlenhof angekommen. Sie bleiben am Zaun stehen, als wollten sie die prächtigen Sonnenblumen bewundern, und sehen sich dabei unauffällig Garten und Haus an. Auch ich schaue mich gelangweilt um, denn ich kann außer den beiden Freundinnen keinen Menschen entdecken. Wäre ich doch bloß bei meinem Mauseloch geblieben. Genau vor meiner Nase ist eine Lücke im Zaun. Ein Stück Zaunlatte fehlt, groß genug, um meinen Kopf hindurchzustecken und zu erschnüffeln, was auf der anderen Seite ist.
Ich blicke in leuchtende orange-rote, ja, fast glühende Augen. Darunter befindet sich ein kleiner spitzer Schnabel, der eindeutig in meine Richtung zeigt. Der Schreck fährt mir durch alle vier Pfoten, sodass ich gar nicht anders kann, als mich blitzschnell durch die Zaunlücke zu zwängen und mich auf das gefährlich aussehende Untier zu stürzen. Mit lautem Gegacker versucht es, zu fliehen, doch es hat nicht mit meiner Jagdhundeehre gerechnet. Dass ich die Mäuse ungefangen zurücklassen musste, hat mich schwer gekränkt. Jetzt will ich einfach wahnsinnig schnell sein, damit mir nicht auch dieses gackernde und mit den Flügeln schlagende Huhn entwischt.
Mit einem einzigen Satz stürze ich mich auf das Huhn, dessen Gegacker mittlerweile eine Lautstärke erreicht hat, die meinen Ohren wehtut und alles andere übertönt.
Dass ich Jule, wie aus weiter Ferne, meinen Namen rufen höre, muss eine Hundeohrtäuschung sein, oder? Ich habe keine Zeit, mich jetzt mit der Klärung solcher Nebensächlichkeiten zu befassen. Bevor das Flattertier flüchten oder gar Jule und Mara angreifen kann, habe ich es erreicht und mit einem kurzen
Schnapp
zum Schweigen gebracht.
Stolz trage ich meine Beute im Maul, der Kopf des Huhns hängt schlaff auf der einen Seite herunter, der Körper auf der anderen. Nun sollte himmlische Ruhe herrschen, des erhabenen Augenblicks würdig. Stattdessen setzt ein Gezeter ein, so fürchterlich laut und schrill, dass das Hühnergegacker ein Schlaflied dagegen war. Ein pink-grün gestreiftes Riesenhuhn stürzt kreischend und flügelschlagend auf mich zu …
Doch halt, jetzt geht wirklich mein Jagdinstinkt mit mir durch. Es ist kein Huhn, das da auf mich zugeschossen kommt, sondern diese komische Indianerschwester mit den bunten Federn im Haar. Sie kreischt etwas Unverständliches, ich höre nur die Worte
aus
und
Hertha.
Im nächsten Augenblick packt sie mein Halsband, schüttelt mich, als hätte sie
mich
erbeutet, und zerrt mit der anderen Hand tatsächlich an dem
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