Der Leberwurst-Mörder
haben, wenn ich Karoline richtig verstanden habe.«
Ein erneutes Klingeln an der Tür unterbricht die spannenden Überlegungen. Jule öffnet nur zögernd, aus Angst, es könnte schon wieder die keifende Frau Schmitz davorstehen. Dann strahlt ihr Gesicht und sie ruft verzückt: »Franco! Das ist ja eine nette Überraschung. Komm doch rein.«
Franco tritt ein und blickt Jule unglücklich an. »Tut mir leid, aber ich bin dienstlich hier.«
Vor dem Haus steht ein Streifenwagen.
»Was ist passiert?«, flüstert Jule, und das Lächeln verschwindet aus ihrem Gesicht.
»Nun, es ist mir ein wenig peinlich, aber wir müssen der Sache nachgehen. Normalerweise sollte mich mein Kollege begleiten, aber ich hab ihn gebeten, im Auto zu warten.«
»Ja, was ist denn los?«, will nun auch Mara wissen.
»Setz dich erst mal. Darf ich dir einen Kaffee anbieten?« Jule versucht tapfer, die Peinlichkeit der Situation zu überspielen.
Franco schaut sie dankbar an: »Unseren ersten gemeinsamen Kaffee hatte ich mir schon ein wenig anders vorgestellt, aber danke, ich nehme gern einen. Schwarz und ohne Zucker, bitte.«
Etwas entspannter sitzt der nette Polizist wenig später Jule gegenüber, die Kaffeetasse in der Hand. »Also, um auf den Punkt zu kommen. Wir haben eine Anzeige erhalten und müssen das Ganze überprüfen.«
»Oh nein, die dicke Schmitz!« Mara springt auf und schickt wütende Blicke wie Blitze zur Haustür, als ob diese die Tür durchdringen und direkt auf der anderen Straßenseite einschlagen könnten.
»Den Namen darf ich euch nicht nennen. So sind die Vorschriften.« Franco hebt bedauernd die Schultern. »Auf jeden Fall gibt es jemanden, der Anzeige erstattet hat, dass hier zwei Frauen in asozialen Verhältnissen leben, das Haus voller aggressiver Tiere, die bereits ahnungslose Passanten angefallen hätten.«
»Asozial?« Jule springt entrüstet auf. »Das Haus voller aggressiver Tiere?« Sie ist den Tränen nah über so viel Gemeinheit, greift nach Willy, der gerade um ihre Beine streicht, hebt ihn hoch und hält ihn Franco hin: »Da, sieht so ein aggressives Tier aus?«
Nun steht auch Franco auf, legt Jule beschwichtigend die Hand auf den Arm und schaut sie mit sanften Augen an.
»Nicht aufregen, bitte. Ich hab ja nicht gesagt, dass ich den Unsinn glaube. Nur müssen wir solchen Sachen immer nachgehen, leider.«
»Wie kann man so lügen? Was haben wir der Frau nur getan?«
Jule fällt es schwer, sich zu beruhigen. Zumindest setzt sie sich wieder, Mara und Franco tun es ihr nach. Ich lege meinen Kopf auf Jules Knie, denn ich weiß, dass ihr das immer guttut, wenn sie traurig ist. Franco stellt noch ein paar Fragen und macht sich Notizen. Welche und wie viele Tiere hier leben, zum Beispiel. Er erfährt auch, dass Mara und Flocke nur zu Besuch hier sind.
»Das weiß die Schmitz auch!«, ruft Jule noch einmal wütend aus. Zum Schluss schildern Mara und Jule, wie ich Frau Schmitz vor einer Woche angebellt habe.
»Aber nie würde Rika jemanden anfallen oder gar beißen«, nimmt Jule mich in Schutz und streichelt mir besonders liebevoll über den Kopf.
»Wir werden die Sache klären«, verspricht Franco. »Und dann kann die Person, die euch angezeigt hat, unter Umständen viel Ärger bekommen, wegen übler Nachrede und Irreführung der Behörden.«
»Na hoffentlich!«, wünscht sich Mara. »Sie soll spüren, dass ihre Bosheit nach hinten losgeht!«
»Ich melde mich, sobald es etwas Neues gibt. Und bis dahin seid ihr bitte vorsichtig und provoziert sie nicht.« Franco sieht Jule ermutigend an. »Danke für den Kaffee. Und als Wiedergutmachung für all die Aufregung würde ich dich gern zum Essen einladen. Die nächsten Tage muss ich arbeiten, aber wie wäre es am kommenden Freitag?«
Jules Augen strahlen: »Ja, sehr gern.« Sie schenkt Franco ein süßes Lächeln. »Dazu hätte ich aber auch ohne den ganzen Ärger nicht Nein gesagt.«
Francos Einladung hat einen Großteil des Zorns von Jule abfallen lassen. Trotzdem klappt sie nun entschlossen das Notebook zu, springt auf und ruft: »Ich muss jetzt erst mal an die Luft! Kommt jemand mit?«
Was? Wie? Ja, ich natürlich! Es war doch schon vor ewigen Zeiten vom Spazierengehen die Rede. Also springe ich ebenfalls auf, renne zur Tür und belle auffordernd, bevor Jule und Mara es sich wieder anders überlegen.
In Maras Auto schließe ich die Augen und döse, denn während der kurzen Fahrt dreht sich das Gespräch nur um Franco, den freundlichen
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