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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Jansen
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zurückkommen. Leider hat Mara mich nicht von der Leine gelassen, sodass ich nur brav neben Flocke herschleichen und tun konnte, was ein Hund am Morgen zu erledigen hat. Sicher ist die dicke Schmitz schuld daran, dass ich nicht beim Tierheim
Hallo
sagen konnte. Sie drückte nämlich ihre Nase an der Fensterscheibe platt, als wir losgezogen sind, so als wartete sie nur darauf, einen neuen Grund zum Schimpfen zu haben.
    Jule ist inzwischen geduscht und duftet nach Obst und Blumen. Passend dazu trägt sie ein kurzes Sommerkleidchen, eigentlich mehr ein T-Shirt.
    Nun wird es aufregend, denn die beiden Freundinnen setzen sich mit ihren Kaffeetassen aufs Sofa und blicken gemeinsam in Jules Notebook.
    Nachdem Jule diesen Stick hineingeschoben und leise murmelnd das Passwort
Anubis
eingegeben hat, tut Mara das Gleiche an ihrem eigenen Notebook. So können die beiden nun tatsächlich Lianes E-Mails lesen.
    Jule blickt ihre Freundin verlegen an: »Du, irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen. Anderer Leute E-Mails lesen, das tut man doch nicht.«
    »Du Schaf«, lacht Mara leise und stupst Jule liebevoll in die Seite. »Sich unter falschem Namen bei Onlinedatings als Mann ausgeben, das tut man auch nicht. Und außerdem wollen wir einen Mord aufklären.«
    »Hast ja recht.« Jule nickt tapfer. »Also fangen wir an! Unter einer Bedingung.«
    Mara zieht fragend eine Augenbraue hoch: »Welche?«
    »Du liest meine Mails an Philipp nicht und ich nicht deine, die du an Manuel geschrieben hast.«
    »Einverstanden.«
     
    Die beiden klicken und lesen sich immer wieder gegenseitig Passagen aus E-Mails vor. So finden sie acht weitere Namen, unter denen Liane sich innerhalb der letzten zwei Monate als Mann ausgegeben hat: Peter, Klaus, Erik, Michael, Jörg, Markus, Günter und Franz. Die kontaktierten Frauen haben alle eines gemeinsam – sie sind auf Männersuche, tierlieb und besitzen bereits ein Haustier. Das Alter variiert von Ende zwanzig bis Anfang sechzig. Jule schreibt die Namen aller Frauen fein säuberlich auf eine Liste: Es sind, Mara und Jule nicht mitgerechnet, acht Frauen.
    Plötzlich deutet Jule auf den Bildschirm. Sie sieht ein klein wenig erschrocken aus. »Die hier kenn ich!«
    Mara lacht und zieht fragend eine Augenbraue hoch. »Wen? Die da … Yvonne …, die aussieht wie Winnetous Schwester?«
    Nun lacht auch Jule. »Ja, und sie ist anscheinend auf dem Kriegspfad.«
    Ich verstehe leider gar nichts. Wer ist Winnetou, und wo ist Krieg? Zum Glück folgt die Erklärung, denn Jule erzählt Mara von unseren zwei Beinahezusammenstößen mit der Frau, die Federn im Haar trägt.
    »Sie kam uns schimpfend aus der Zoohandlung und aus dem Tierheim entgegengestürzt.«
    Aha, ich verstehe, sie reden von der Frau mit den schwarzen Haaren, die so lustig bunt gekleidet war und süß wie ein Erdbeerkörbchen roch.
    »Und sie hatte Kontakt mit Liane, die sich ihr gegenüber als Peter, 51 und Taxifahrer, ausgab.« Mara deutet auf den Bildschirm und grinst.
    »Die Federn im Haar sind wohl ihr Markenzeichen.«
    Jule sagt eine Weile gar nichts mehr, sie denkt nach. Dann sagt sie: »So wütend, wie diese Yvonne die beiden Male drauf war, als ich sie traf, trau ich der alles zu! Auch, dass sie jemandem an die Gurgel springt, der sie heftig geärgert hat.«
    Mara gibt ihr recht und denkt gleich wieder sehr pragmatisch, denn sie schlägt vor: »Dann fangen wir doch bei dieser Indianer-Yvonne an. Sie schreibt, dass sie draußen auf dem alten Mühlenhof wohnt. Das ist nicht weit von hier. Wir könnten ganz unauffällig mit den Hunden dort vorbeispazieren und uns die Dame etwas näher anschauen.«
    Spazieren? Ich bin dabei und belle erwartungsvoll!
    Jule lacht. »Na, wenn Rika schon zugestimmt hat, kann ich ja nicht mehr Nein sagen. Lass uns nur noch schnell die anderen Mails überfliegen.«
    »Schau, Liane hat sich für jede Altersgruppe ein passendes Profil angelegt.« Jule ist nun ehrlich entrüstet. »Erika, 59, hat sich Hoffnungen auf Günter, 62, Beamter und Kleingärtner, gemacht. Und Jasmin, 28, auf Markus, 30, Softwareingenieur, der gern Motorrad fährt. Das ist und bleibt mies!«
    Mara ist der gleichen Meinung und weist auf ein weiteres Detail hin: »Hm, wenn ich das richtig sehe, hat Liane immer nach ungefähr zwei Wochen den Kontakt abgebrochen.«
    »Klar, dann hat sie ein Kätzchen untergebracht und fertig.« Jule überlegt und zieht dabei die Stirn kraus. »Liane muss vor Willy und seinen Geschwistern schon andere Kätzchen verteilt

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