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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Jansen
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nicht zu verstehen. Wobei bestimmte Laute immer wiederkehren. Wenn ich versuche, sie mir zu merken, werde ich vielleicht irgendwann ihre Bedeutung begreifen. Im Moment haben die Kleinen mich als Abenteuerspielplatz entdeckt, auf dem man herumklettern und wieder herunterrutschen kann. Also spiele ich mit, indem ich mich zunächst ganz still verhalte, sie dann ein bisschen abschlecke und zum Schluss überraschend abschüttele. Das scheint ihnen zu gefallen, denn sie kommen immer wieder und können gar nicht genug kriegen. Jule lacht, wenn sie zu uns herübersieht, und schießt eine Menge Fotos. Es ist den ganzen Tag über ziemlich still im Haus, sodass Jule vor Schreck zusammenzuckt, als am Abend plötzlich das Telefon klingelt. »Ups, ich hab den Patullek vergessen. Der wird doch wohl nicht am Sonntagabend ...«, überlegt sie laut.
    Doch dann ist da wieder dieses glückliche Lächeln in ihrem Gesicht, kaum dass sie den Hörer am Ohr hat. Es ist Franco. Ich bin nur zu gern bereit, mich an diese abendlichen Anrufe zu gewöhnen, wenn sie Jule so fröhlich machen.
     
    Woran ich mich dagegen NIE gewöhnen werde, ist morgendliches Sturmklingeln an der Tür.
    Jule sieht das genauso, als sie am Montagmorgen zur Tür schlurft, sich die zerzausten Haare notdürftig glatt streicht und brummelt: »Nicht schon wieder die dicke Schmitz, bitte.«
    Tatsächlich scheint sie dann fast erleichtert zu sein, dass nur Patullek vor der Tür steht.
    »Oh, guten Morgen. Sorry, ich hatte Sie völlig vergessen.« Ich sehe Jule an, dass ihr ihre Vergesslichkeit mindestens so peinlich ist, wie im Pyjama vor dem Hauptkommissar zu stehen. Der mustert sie von oben bis unten. »Nicht, dass ich Sie stören will, aber ich hab da noch eine Frage.«
    Das klingt ja ungewöhnlich höflich, zumindest aus Patulleks Mund.
    »Kommen Sie rein, ich zieh mir schnell was über und mach uns einen Kaffee. Vorher kann ich Ihnen wahrscheinlich nicht mal beantworten, wie meine Mutter heißt.« Ich sehe, wie Jule einen kurzen Blick auf die platt gedrückte Nase am Fenster gegenüber wirft, bevor sie die Tür wieder schließt.
    Natürlich, Frau Schmitz. Immer auf der Lauer, damit ihr auch ja nichts entgeht.
     
    Wenig später sitzt Jule, ordentlich gekämmt, in Jeans und T-Shirt auf dem Sofa. Ihr gegenüber Patullek, der nachdenklich seine Kaffeetasse in der Hand hin- und herdreht. Sein Hemd spannt über dem großen Bauch, er zerrt dauernd an seiner Krawatte herum und hat am frühen Morgen bereits Schweißflecken unter den Achseln. Da er das zu wissen scheint, hat er sich ziemlich stark mit Duftwasser eingesprüht, das meine empfindliche Hundenase so reizt, dass ich kaum noch andere Gerüche wahrnehmen kann.
    »Oncidium Sweet Sugar.« Patullek deutet in Richtung Fenster.
    »Wie bitte?« Jule sieht ihn verständnislos an.
    »Die Orchidee dort.«
    Irre ich mich, oder huscht gerade ein leises Lächeln über das Gesicht des Hauptkommissars?
    Doch sofort wird er wieder ernst: »Aber deshalb bin ich nicht hier. Sagen Sie mal, was ist das eigentlich für ein Hund?« Dabei schaut er mich an.
    »Eine Deutsch-Drahthaar-Dame, sie heißt Rika«, antwortet Jule, und ich höre ein wenig Stolz in ihrer Stimme. Natürlich, ich bin ja auch ein besonderer Hund! Wenn Jule mit anderen über mich redet, komme ich mir sehr wichtig vor.
    »Und da ist nicht zufällig ein Schäferhund mit drin?«, fragt Patullek.
    Jetzt bin ich aber entrüstet. Was fällt dem ein? Sehe ich etwa aus wie ein Schäferhund?
    Jule lacht. »Nein, sicher nicht. Die Rika ist ein reinrassiger Deutsch-Drahthaar, das hat mir ein Bekannter bestätigt, der selbst diese Rasse züchtet. Und selbst, wenn nicht, ein Schäferhund ist da sicher nicht drin. Rika hat zwar keine Abstammungspapiere, da ich sie aus dem Tierheim geholt habe. Sie ist aber dennoch ein echter Jagdhund, auch wenn ich mit ihr nicht jagen gehe. Warum fragen Sie?«
    Oh je, es scheint Patullek gar nicht zu gefallen, wenn ihm jemand Fragen stellt.
    Er zieht die Stirn kraus: »Weil es mein Beruf ist, Fragen zu stellen. Weil Sie mit Ihrem Hund den Tatort verunreinigt haben und wir nun mühsam die Spuren sortieren müssen. Und weil wir auf der Leiche Haare eines Schäferhundes gefunden haben.« Nun sieht er Jule mit stechenden Augen an. »Können Sie sich das erklären? Wir nämlich nicht. Angeblich hatte Frau Eichenbaum nichts mit Schäferhunden zu tun. Selbst im Tierheim gibt es keinen.«
    Irgendwo in meinem Hinterkopf macht es leise
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. Nur scheint mir

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