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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Jansen
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Unterlippe vor, wie sie das manchmal tut, wenn sie angestrengt nachdenkt. »Dann könnte sie doch herausgefunden haben, dass Liane, also eine Frau, hinter der ganzen Geschichte steckt, und ausgerastet sein.«
    »Da ist was dran«, gibt Jule ihr recht. »Nur brauchen wir dem Patullek mit so vielen Vermutungen und
Vielleichts
gewiss nicht zu kommen. Besser, wir schauen uns diese Heike erst einmal an. Ihre Telefonnummer steht in den Mails, und die Adresse finden wir sicher über die Rückwärtssuche im Online-Telefonbuch.«
    Tatsächlich, innerhalb kürzester Zeit hat Jule die Adresse ermittelt: »Heike Cleffmann, Düdingen, Tannenweg 7. Das ist doch mit dem Auto nur zwanzig Minuten von hier.«
     
    Tannenweg? Das klingt gleich doppelt spannend, nach Mörderjagd und einem weiteren Waldspaziergang. Schwanzwedelnd springe ich auf.
Worauf wartet ihr?
    Die beiden Freundinnen scheinen das Gleiche zu denken, denn wenig später sitzen wir schon wieder im Auto und sind unterwegs in Richtung Düdingen.
    »Wir können nicht davon ausgehen, dass sie uns, wie Yvonne, fast von allein alles erzählen wird. Also müssen wir die Sache auf den Punkt bringen. Doch was sagen wir, warum wir sie sprechen wollen?« Jule überlegt laut. »Ich meine, wir können sie doch nicht direkt fragen, ob sie Liane umgebracht hat.«
    »Nö, aber wir können uns als ehrenamtliche Mitarbeiterinnen des Tierheims ausgeben, die prüfen wollen, ob es den vermittelten Tieren im neuen Zuhause auch gut geht.« Mara lacht. »Ob es Orang-Utan-Klaus gut geht.«
    »Den Namen dürfen wir nicht erwähnen«, gibt Jule zu bedenken. »Ich musste mir schon bei Yvonne auf die Zunge beißen, als ich mich beinahe verquatscht hätte.«
    »Aber wir können ganz nebenbei fallen lassen, dass unsere Kollegin Liane die Kätzchen vermittelt hat, und dann schauen wir mal, wie diese Heike reagiert.«
     
    Wir fahren zunächst durch ein dichtes Waldgebiet und dann an großen, rot-grün gestreiften Gemüsefeldern vorbei. Was dort wächst, sieht aus wie Unmengen von dem Salat, den Jule sich oft auf dem Wochenmarkt kauft.
    Am Stadtrand von Düdingen gibt es für mich eine erste Enttäuschung. Tannenweg. Oh ja, da hatte ich mir ein paar kleine Häuschen mitten auf einer Waldlichtung erhofft, umgeben von hohen Tannen. Stattdessen stehen wir in einer etwas heruntergekommenen Reihenhaussiedlung. Das abbröckelnde Grau der Fassaden wird zum Teil von wild wucherndem immergrünen Gestrüpp verborgen. Vor den Häusern stehen Mülltonnen wie brav angetretene Soldaten in Reih und Glied. Doch keine einzige Tanne weit und breit. Wir parken direkt vor dem Haus dieser Heike, wo für mich die zweite Enttäuschung folgt. Leider muss ich im Auto warten. Weil Mara das Fenster weit offen lässt, hoffe ich, zumindest einen Teil des Gesprächs hören zu können. Das Schellen der Türglocke klingt bis zu mir herüber. Aber niemand kommt.
    »Voll der Reinfall. Was machen wir jetzt?« Jule sieht Mara fragend an, doch bevor diese antworten kann, öffnet sich die Tür vom Nachbarhaus und eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm fragt: »Sie wollen zu Frau Cleffmann? Die ist verreist. Kann ich ihr was ausrichten?«
    »Ist schon okay. Wann ist sie denn wieder da? Wir kommen dann noch mal wieder«, winkt Jule ab.
    Argwöhnisch blickt die Nachbarin zwischen Mara und Jule hin und her. »Sie wollen ihr aber nicht irgendwas verkaufen?«
    »Nein, nein. Wir wollten uns nur nach der Katze erkundigen, ob es ihr gut geht.«
    Ein entspanntes Lächeln huscht über das Gesicht der jungen Frau. »Na, da bin ich froh. Die Heike, also Frau Cleffmann, ist so ein lieber Mensch, aber auch sehr gutgläubig. Was die alles schon an der Haustür gekauft hat. Da pass ich jetzt immer ein bisschen auf.«
    Das Baby quengelt auf ihrem Arm, sodass sie es mit kurzen Bewegungen auf und nieder hopsen lässt. Das sieht lustig aus und scheint dem Baby zu gefallen. Allerdings nur einen Moment, dann quietscht es weiter und erinnert mich damit an die Töne, die unsere kleinen Kätzchen von sich geben.
    »Sie entschuldigen mich, ich wollte der Kleinen gerade das Fläschchen geben. Ach ja, der kleinen Katze geht’s gut, ich füttere sie, solange Heike verreist ist. Sie wird erst am kommenden Mittwoch zurück sein.«
     
    »Jetzt sind wir völlig umsonst hier rausgefahren«, klagt Jule, als Mara den Motor startet und langsam losrollt.
    Ich belle leise von hinten, und als hätte Jule mich verstanden, fährt sie fort: »Na ja, das Wetter ist so schön,

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