Der Leberwurst-Mörder
wir könnten ja bei dem großen Wald noch einmal halten und mit den Hunden ein Stück laufen. Dann wäre die Fahrt doch nicht ganz umsonst gewesen.«
Die Idee scheint Mara zu gefallen. An der nächsten Straßenecke hält sie noch einmal kurz an und springt aus dem Auto. Genau vor einem Bäckerladen mit Straßencafé.
Leute sitzen in der Sonne, bei Eis, Kuchen und … hm ... Müssen Bäcker neuerdings auch Fleischkäsebrötchen verkaufen und dadurch meine Hundenase mit unerfüllbaren Sehnsüchten foltern?
Wenige Minuten später durchströmt der Duft von Kaffee Togo, den Mara in Pappbechern mit Deckel mitgebracht hat, das Innere des Wagens. Statt der deftigen Brötchen hat sie süßen Kuchen gekauft, irgendetwas mit Pudding. Mit dem Geruch kann ich leben, nun aber schnell weg hier.
Aus dem
Stück laufen
wird ein herrlich langer Waldspaziergang. Ich bin ja so gern im Wald! Flocke watschelt auf seinen krummen Beinen langsam neben Jule und Mara her, die das Thema Liane für den Moment beiseitegeschoben haben und lieber über Männer reden.
Davon will ich gar keine Details hören und renne stattdessen kreuz und quer durchs Unterholz, schnüffele an Baumstümpfen und hinterlasse meine Hundevisitenkarte, springe über kleine Bäche und trinke kaltes, klares Wasser. Ich muss nur immer in Sichtweite bleiben, sonst ertönt ein greller Pfiff von Jule, der mich zurückkommandiert.
Es ist schon Abend, als Mara uns vor dem Haus absetzt. Bevor sie sich verabschiedet, gibt Jule ihr eine Kopie der Liste mit den Namen der verdächtigen Frauen. Mara verspricht, drei Damen zu überprüfen, die auf dem Lande wohnen und alle mit Liane Kontakt hatten. Oder besser gesagt, mit dem Mann, als der Liane sich ausgegeben hat.
Jule und ich werden uns in der Stadt umschauen und drei Frauen, denen es ebenso erging, vorsichtig auf den Zahn fühlen. Einen erneuten Besuch bei Heike Cleffmann haben die beiden Freundinnen erst für den späten Donnerstagnachmittag eingeplant.
Gegenüber späht die dicke Schmitz durch die Gardine. Wir beachten sie gar nicht. Im Haus ist alles ruhig. Die Kätzchen kommen uns leise maunzend entgegen und streichen um Jules Beine. Sie haben Hunger. Jule lacht, weil das Fell der Katzen sie an ihren nackten Beinen kitzelt, und gibt Futter aus einer Dose in den kleinen Katzennapf. Sofort stürzen sich die Kleinen darauf. Jetzt ist nur noch ihr Schmatzen zu hören. Auch ich bekomme mein Trockenfutter, mit lautem Klack-klack-klack fällt es in meinen großen Napf. Ich schnappe mir vorsichtig ein Bröckchen, dann noch eines, dann das nächste. Schließlich bin ich eine Hundedame, die weiß, was sich gehört. Außerdem bin ich neugierig und will beobachten, was Jule als Nächstes tut. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass die rote Lampe des Anrufbeantworters blinkt. Jule runzelt die Stirn, als erwarte sie nichts Gutes, während sie auf den Wiedergabeknopf drückt. Und sie scheint recht zu behalten, denn eine barsche Stimme ertönt: »Hauptkommissar Patullek hier. Frau Anders, rufen Sie mich in meinem Büro zurück!«
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Kapitel 12
Kaffee und Kuchen
»Unhöflicher Kerl, was will der denn schon wieder, und dann noch am Samstag. Hat der denn nie frei?«, schimpft Jule leise und sieht auf die Uhr: »Ist sowieso schon zu spät heute.« Darüber scheint sie ganz froh zu sein, denn so findet sie endlich Ruhe, an ihrem Kinderbuch weiterzuschreiben.
Sehr spät am Abend klingelt dann noch einmal das Telefon. Es muss Franco sein, der nette Polizist, denn Jules Augen bekommen sofort wieder dieses Leuchten. Na, das kann dauern. Gute Nacht.
Am Sonntag passiert ausnahmsweise nichts Aufregendes. Bei meinem Abstecher zum Tierheim erzähle ich Nino von Orang-Utan-Klaus, und er bestätigt mir, dass Liane seit ungefähr zwei Monaten auf eigene Faust neue Menschen für mehrere Kätzchen gesucht hat. Sie brachte die Kleinen immer nur an einem Montag mit ins Tierheim, wenn der Tierarzt da war. Am Abend nahm sie die Katzen geimpft und entwurmt wieder mit nach Hause. Insgesamt müssen es ungefähr zehn Katzenkinder gewesen sein. Das stimmt mit dem überein, was Mara und Jule über Lianes E-Mails herausgefunden haben.
Jule sitzt heute ganz in ihre Arbeit vertieft am Computer und schreibt an ihrem Buch weiter. Ich fange ein paar Fliegen und versuche, meinen persönlichen Rekord im Dauerdösen zu brechen. Doch die Katzenkinder haben andere Pläne. Sie geben wieder seltsame Laute von sich, und ich bedauere, die Katzensprache
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