Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Jansen
Vom Netzwerk:
dieses Duftwasser des Kommissars durch die Nase direkt ins Hirn gezogen zu sein und dort alles zu vernebeln. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen.
    Jule schüttelt bedauernd den Kopf. »Nein, ich weiß nur, dass Frau Eichenbaum ein kleines Kätzchen in der Wohnung hatte.« Sie zeigt auf Goldy, die gerade spielerisch mit Willy und Frieda um eine kleine Quietschmaus kämpft. »Die Kleine da …, ich hab sie auf Wunsch von Fräulein Kossmehl zu mir genommen.«
    Jule kaut nachdenklich auf ihrer Unterlippe, dann gibt sie sich einen Ruck und beginnt: »Also, wegen der Kätzchen, die Frau Eichenbaum vermittelt hat ...«
    Genau in diesem Moment klingelt Patulleks Handy. Er meldet sich, schweigt einen Moment und legt nach den Worten:
Okay, bin gleich da!
auf. Schon springt er zur Tür und ruft Jule im Gehen zu: »Ich muss los. Kommen Sie doch einfach in mein Büro, wenn Ihnen noch etwas einfällt!«
    Rums! Die Tür ist zu.
     
    Beim Morgenspaziergang im Stadtpark renne ich natürlich wieder zum Tierheim, um
Hallo
zu sagen. Leider ist mein Freund gerade nicht zu sprechen, wie mir Harry, der übereifrige Beagle, bedauernd ausrichtet. Ninos Arthrose ist so schlimm geworden, dass der Tierarzt, der jeden Montag im Tierheim nach dem Rechten sieht, ihn gerade anschaut. Armer Nino, er muss schlimme Schmerzen haben. Ich trage Harry auf, ihm Grüße auszurichten, und laufe zu Jule zurück. Sie sitzt auf einer Bank, genießt die wärmende Morgensonne und telefoniert mit Mara. Dabei lacht sie immer wieder herzlich, während sie von Patulleks morgendlichem Besuch berichtet.
     
    Die nächsten Tage sind aufregend, denn ich darf Jule weiterhin bei der Mörderjagd begleiten und die drei Frauen von Jules Liste besuchen. Mit der kleinen Lüge, vom Tierheim zu sein und zu überprüfen, ob es den Kätzchen gut geht, kommen wir mit allen drei Damen schnell ins Gespräch. Als Erste besuchen wir Inge Moriz, eine Dame Anfang sechzig, die uns freudestrahlend einen kleinen schwarzen Kater vorstellt.
    »Ich suche zwar immer noch den Mann fürs Leben«, lacht sie, »aber falls der nicht mehr auftaucht, hab ich ja jetzt mein Teufelchen, das ich glücklich machen kann.«
    Auch als Jule vorsichtig den Namen Liane Eichenbaum ins Spiel bringt, bleibt Frau Moriz unbefangen und plaudert fröhlich weiter, verhält sich absolut unverdächtig. Ähnlich ergeht es uns mit den nächsten beiden Damen, die Jule zu überprüfen hat. Bei der Nennung von Lianes Namen zuckt keine von ihnen auch nur mit der Augenbraue. Sie scheinen sie wirklich nicht als Frau gekannt zu haben. Es sind nette Damen, die sich über das unverhoffte Geschenk vor ihrer Tür sehr gefreut haben.
    Eines dieser Kätzchen ist übrigens ein Bruder von Willy, Frieda und Goldy, wie ich am Geruch feststellen konnte. Für mich fallen bei jedem Besuch dieser tierliebenden Frauen ein paar Streicheleinheiten ab, die ich sehr genieße.
     
    So vergeht die Zeit wie im Fluge, und am Donnerstagmorgen tauschen Mara und Jule telefonisch die Ergebnisse aus. Aus Jules Antworten kann ich heraushören, dass Mara ähnlich erfolglos war wie wir. Oder, wie man’s nimmt, ähnlich erfolgreich. Denn alle Damen waren so nett, dass ich sie mir gar nicht als Mörder vorstellen möchte. Denn ein Mörder, das ist doch wohl ein gewalttätiger, grober Mensch. Ich glaube, dass man ihm die Bosheit schon ansehen oder gar mit der Hundenase erschnüffeln kann. Und außerdem roch keine der Damen nach der Leberwurst vom Metzger Krumm, nicht mal ein bisschen.
    Am Nachmittag kommt Jules beste Freundin dann selbst vorbei. Die beiden machen es sich gerade mit einem Kaffee auf dem Sofa gemütlich, bevor sie erneut zu Heike Cleffmann fahren wollen.
    Da klingelt es an der Wohnungstür, und was folgt, ist die Überraschung des Tages: Draußen steht Frau Schmitz – mit falschem Lächeln und einem riesigen Teller vor ihrem dicken Busen, auf dem ein großer Kuchen liegt.
    »Meine liebe Frau Anders«, beginnt sie, und Jule sieht aus, als müsste sie sich gerade auf die Zunge beißen, um nicht laut loszuprusten. »Ich möcht mich entschuldign, dass ich Se bei de Polizei angeschwärzt hab. Da habb ich wohl was falsch verstandn.«
    Jules Augen werden vor Erstaunen immer größer, als Frau Schmitz ihr tatsächlich den Teller mit dem Kuchen in die Hand drückt.
    »Zitronenkuchen. Habb ich selbst gebackn, zur Versöhnung, ne?« Dabei reckt sie ihren Hals, sieht Mara im Hintergrund am Tisch sitzen und ruft: »Huhu, wie ich seh, sin Se grad beim Kaffee,

Weitere Kostenlose Bücher