Der Leberwurst-Mörder
Reinigungsmitteln und tierischen Exkrementen und erinnert mich damit an die Fahrt im Streifenwagen. Wo ich Jule ein letztes Mal zu sehen glaubte. Ach, ich bin so traurig und muss einfach ein bisschen heulen.
So weine ich mich in den Schlaf, denn niemand kommt und erlöst mich. Die Nacht ist voller dunkler Träume, in denen ich böse Männer verfolge, die auf Fahrrädern flüchten.
Am nächsten Morgen bin ich schon vor Sonnenaufgang wach. Wenn ich doch nur hier herauskäme – zurück zu Jule. Sie vermisst mich bestimmt sehr und macht sich Sorgen. Ich würde ihr zu gern erklären, dass ich Rolf Krumm verfolgt habe. Dann könnte sie der Polizei sagen, dass er Lianes Mörder ist. Unruhig laufe ich in meiner Zelle hin und her, hin und her ...
Ein paar Stunden, die mir wie Tage vorkommen, vergehen. Dann öffnet sich die Tür mit einem lauten Quietschen, und ich bin vor Freude völlig aus dem Häuschen! Vor mir steht Franco in seiner Polizeiuniform, und im selben Moment schießt ein Stückchen Sommerwiese an ihm vorbei auf mich zu.
Oh, sie riecht so gut! Jule in ihrem grünen Kleid mit den vielen Blümchen darauf! Ich springe zu ihr und schenke ihr eine Unmenge feuchter Hundeküsse. Lachend und mit Tränen in den Augen lässt Jule sich das gefallen, obwohl sie sich sonst meist dagegen wehrt.
»Rika, ist ja gut. Ich bin ja so froh!« Sie wendet sich an Franco und fällt ihm um den Hals: »Dir auch danke, dass du mir gleich Bescheid gesagt hast.«
»Ist doch selbstverständlich. Ich hab sofort an Rika gedacht, als meine Kollegen vor der Frühschicht von dem Hund erzählten, den sie gestern hergebracht haben. Tut mir leid, dass ich dir nicht schon gestern helfen konnte.«
Mit diesen Worten verabschiedet sich Franco. Er hat heute Frühschicht und muss wieder zu seinem Kollegen im Streifenwagen.
Stolz erhobenen Hauptes lasse ich mich von Jule aus der Zelle führen. Die ganze Welt soll sehen, dass ich kein Straßenhund bin, sondern zur allerliebsten und besten Jule gehöre, neben der ich ganz brav an der Leine laufe!
Heute sitzt wieder das Piercingmädel vorne im Büro. Allerdings scheint sie jetzt bessere Laune zu haben, denn sie begrüßt mich mit einem Lächeln und sagt: »Na, du Streuner, da hast du ja Glück gehabt, dass du so schnell wieder nach Hause kannst.«
Nino liegt zu ihren Füßen und verrät mir, dass sie Maren heißt. Wie froh bin ich, meinen alten Freund zu sehen. Wir begrüßen uns mit überschwänglichem Schwanzwedeln, während Jule sich mit Maren unterhält. Nino hört sich schweigend an, was seit unserem letzten Treffen geschehen ist. Nachdem ich ihm die Verfolgungsjagd und den Kampf mit dem Metzger geschildert habe, hebt er den Kopf, als wolle er mir trotz seiner Blindheit in die Augen sehen. Und was ich dann erfahre, lässt mir mein Fell zu Berge stehen.
Wir hatten uns ja über die Schäferhundhaare gewundert, die sowohl auf Lianes Leiche als auch im Büro des Tierheims zu finden waren. Und dann roch auch noch der Metzger nach Schäferhund, obwohl er doch Hunde hasst. Aus einem Bericht im Radio, den Paula letzte Woche hier im Büro gehört hatte und dessen unfreiwilliger Zuhörer auch Nino wurde, ging die ebenso logische wie schreckliche Erklärung hervor: Pelz aus Asien ist oftmals in Wirklichkeit Hunde- oder Katzenfell! Nino will mir keine Details erzählen, er meint, es reicht, wenn
er
seit dem Bericht Albträume hat. Ich erfahre nur, dass in China Hunde und Katzen brutal getötet werden, um ihr Fell zum Beispiel zu Pelzkragen zu verarbeiten. Oh je! Mir tun nicht nur meine armen Verwandten leid, nein, so ein grausames Schicksal gönne ich auch keiner Katze!
Die Jacke vom Metzger Krumm kommt mir wieder in den Sinn, denn die hatte einen Pelzkragen. Nino nickt, als ich ihm davon erzähle. Ja, das würde die Hundehaare bei Liane erklären und außerdem bedeuten, dass der Metzger der Einbrecher im Tierheim gewesen sein könnte. Nun müssen wir ihn nur noch überführen. Oh, ich bin so aufgeregt! Der böse Mann darf uns nicht entkommen!
Gerade kann ich mich noch von Nino verabschieden, da zieht Jule mich mit nach draußen. Wie schön ist es, die Sommersonne wieder auf meinem Fell zu spüren!
Doch Jule sieht mich ernst an. »Rika, sitz!«, befiehlt sie, und ich gehorche sofort. Hier habe ich wohl einiges wiedergutzumachen.
»Versprichst du mir, dass du das nie, nie wieder tust?«
»Wuff!«
»Du darfst nicht einfach fortlaufen, hast du verstanden?«
»Wuff!«
»Ich bin doch so
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