Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Jansen
Vom Netzwerk:
Schäferhundhaare des Pelzkragens kann die Polizei ihn dann als Lianes Mörder überführen!
     
    Das letzte Stück zum Haus des Metzgers lasse ich Flocke vorlaufen, damit er das Tempo bestimmen kann. Vorsichtig bleiben wir an der Hausecke stehen, und ich spähe durch das Schaufenster in den Laden. Schnell ducke ich mich wieder, denn genau in diesem Moment taucht Rolf Krumm im hinteren Teil des Ladens auf. Schwere Schritte nähern sich der Ladentür, ein Schlüssel wird herumgedreht, dann entfernen sich die Schritte wieder. Die Uhr des Kirchturms am Pferdemarkt schlägt zehn Mal.
     
    Das Haus ist ein dreistöckiger alter Fachwerkbau mit sichtbaren Balken. Zur Straße hin hat es links ein Schaufenster, das einen Blick ins Hundeparadies verheißen könnte, wenn hinter der Theke nicht der böse Hundehasser mit einem schweren Beil in der Hand stehen würde. Neben dem Schaufenster gibt es eine Tür, die in das Innere des Ladens führt. Gerade kommt eine ältere Dame, die sich auf einen Krückstock stützt, langsam auf diese Tür zu. Als sie sie öffnet, um einzutreten, erklingt ein kleines Glöckchen, und der himmlische Duft von Leberwurst, Wienerle und Salami, der den Laden umschwirrt, verstärkt sich beinahe ins Unerträgliche. Oh, was gäbe ich darum, der Dame in den Laden folgen und einen Blick auf all die Köstlichkeiten werfen zu können!
    Doch wir haben eine wichtige Aufgabe zu erledigen und dürfen keine Aufmerksamkeit erregen. Sonst halten uns womöglich übereifrige Passanten für Straßenköter. Auf mein Zeichen hin setzen wir uns in Bewegung und schleichen am Laden vorbei in Richtung Hofeinfahrt. Ich muss mich dabei ziemlich klein machen, damit man mich vom Laden aus nicht sehen kann. Flocke trappelt hoch erhobenen Hauptes hinter mir her. Ich hätte nicht gedacht, den alten Dackel noch einmal so munter zu sehen. Er scheint sehr stolz zu sein, mit mir auf Mörderjagd gehen zu dürfen. Unbemerkt erreichen wir so den Torbogen und bewegen uns vorsichtig weiter über das Kopfsteinpflaster in den Hof hinein.
    Das kleine Grundstück wird hinten durch eine hohe Mauer begrenzt, an den Seiten von den Giebeln der Nachbarhäuser. An der Mauer stehen ein paar Mülltonnen, und daneben wächst ein großer Holunderbusch. Seine Blätter werfen ein schattiges Muster auf den Hof, das ich am liebsten näher untersuchen würde. Flockes aufgeregtes Gehechel erinnert mich jedoch daran, dass wir einen Mörder jagen und keine Zeit für Schattenspiele haben. Von der Straße dringen undeutliche Rufe herüber, und sie klingen ein bisschen wie
Rika
und
Flocke
. Ja doch, wir werden sofort zurückflitzen, sobald wir den Mörder gefasst haben. In Gedanken gebe ich Jule mein Hundeehrenwort. Dann schaue ich mich weiter auf dem Grundstück um. Links führt eine Tür ins Treppenhaus, ich kann durch ein angeschlagenes Glasfenster ein paar Stufen erkennen. Die rechte Tür muss zu den Räumen des Metzgers führen. Beide Türen sind geschlossen.
    Aber ganz rechts neben der Tür gibt es ein kleines, sehr schmales Fenster. Es befindet sich knapp einen Meter über dem Boden. Trotzdem ist es für mich ganz einfach zu erreichen, denn genau davor steht eine hölzerne Bank mit Lehne. Mit einem eleganten Sprung bin ich auf der Bank, um mir das Fenster genauer anzusehen. Dann habe ich für Flocke eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute ist, das Fenster ist glücklicherweise nur angelehnt und ich kann es mit meiner Schnauze ganz leicht nach innen aufdrücken. Nun schiebe ich meinen Kopf so weit wie möglich in das offene Fenster hinein und bin dadurch in der Lage, fast den gesamten Raum zu überblicken. An der Wand gegenüber hängen ein paar große Schinken. Himmlisch! Daneben erkenne ich eine Tür, die wahrscheinlich nach vorn in den Laden führt und glücklicherweise geschlossen ist. Rechts steht eine große, silbern glänzende Maschine, die aussieht wie eine Riesenschüssel mit Messern darin. Ich möchte gar nicht wissen, was der Metzger damit anstellt. Direkt unter dem Fenster steht ein Tisch, der mit einem großen, bunt gemusterten Wachstuch bedeckt ist, das fast bis auf den Boden reicht. Irgendjemand hatte die seltsame Idee, Kühe, Herzen und Kleeblätter auf die Decke zu drucken. Um den Tisch herum stehen drei Stühle, und auf einem dieser Stühle hängt die Jacke mit dem Pelzkragen! Die müssen wir haben! Leider ist das Fenster aber zu klein, um mich hindurchzuzwängen, denn mein Brustkorb ist viel breiter als mein Kopf und passt nicht

Weitere Kostenlose Bücher