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Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giusi Marchetta
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wollte das Haus der Großeltern. Es hat ihm schon immer gefallen.«
    »Tut mir leid.«
    »Als er Rita geheiratet hat, habe ich mich wochenlang nicht mehr zu Hause blicken lassen. Schließlich bin ich nach Bologna gegangen, habe zu arbeiten angefangen, mein Diplom gemacht. Und er hat nie nach mir gesucht.« Sie blättert noch einmal durchs Fotoalbum, ohne hineinzuschauen. »Vielleicht dachte er, dass mir diesen Monat das Geld für die Miete fehlen würde, aber er hat mich trotzdem nicht gesucht.«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Mir kommt der Gedanke, dass nun Entbehrungen und Verfehlungen durch ihr Blut strömen, es klar, unbesiegbar machen.
    »Meine Mutter hingegen hat mich geliebt. Wahnsinnig geliebt. Mehr als ihn.«
    Ich versuche, sie zu umarmen, doch es klappt nicht so recht, weil uns das Buch behindert. Und die Biergläser gehen fast zu Bruch.
    Margherita lacht.
    »Jedenfalls kriegt er das Haus nicht, das begreift erallmählich. Savarese hat für mich eine soziale Einrichtung ausfindig gemacht, die daran interessiert ist, und ich habe es an sie vermietet.«
    »Braver Savarese«, sage ich. Sofort stoßen wir auf ihn an. »Worum geht es in dieser Einrichtung?«
    »Minderjährige Mütter«, antwortet sie. »Unnötig zu erwähnen, dass ihn das geil macht.«
 
    Um drei Uhr morgens stehen wir endlich wieder vor der Haustür. Margherita wartet darauf, dass ich die Schlüssel in meiner Tasche finde. In meiner oder ihrer, das ist ihr ziemlich egal: Alles um sie herum dreht sich.
    Ich habe ihr nicht gesagt, dass es in der Wohnung zu viele Schlangen gibt, so viele, dass ich schon seit Tagen nicht mehr schlafen kann, dass alles, was ich esse, die Speiseröhre hinunterzukriechen scheint und mir Ekel bereitet.
    Ich schließe das Tor auf und gehe vor ihr her durch den Hof, aber sie will unbedingt, dass ich ihr zum Garagentor folge.
    Drin ist es zu dunkel, als dass man das Durcheinander unserer Koffer voll Winterklamotten und unnützem Zeug auseinanderhalten könnte, für das wir in der Wohnung mit all dem sonstigen Krimskrams keinen Platz haben.
    In diesem Dunkel taucht jedoch etwas Neues auf.
    »Was ist das?«
    Das frage ich, aber es ist offensichtlich: Die alte Garelli habe ich ja schon in ihrem Fotoalbum gesehen. Der rote Lack war kräftiger, farbenfroher. Margherita geht näher heran und streichelt den Sattel.
    »Meine Erbschaft«, sagt sie.
    »Und, fährt sie noch?«
    Ich umfasse die Handgriffe, als wollte ich einen Stier bei den Hörnern packen.
    »Klar«, antwortet sie und trocknet sich die Augen.
 
    Andrea folgt mir ohne großes Theater. Der halbleere Rucksack wippt auf seiner Schulter auf und ab. Heute ist der letzte Schultag: Wir können es ruhig angehen lassen, das tun alle. In den Fluren der Schule wandern Kartoffelchips und Törtchen von Hand zu Hand. Musik und Stimmengerwirr bilden die Geräuschkulisse. Es wird schon gefeiert.
    »Ich habe eine Überraschung für dich.«
    »Was ist die Überraschung für mich?«
    »Das wirst du gleich sehen.«
    Eine Weile schlendern wir auf dem Fußweg in der Sonne dahin, biegen dann um die Ecke und lassen die Schule hinter uns: De Lucia behält Santojanni im Auge, der auf einer Bank auf der anderen Seite des Weges sitzt. Neben ihm hat eine Frau Platz genommen; Andrea achtet nicht darauf. Als wir jedoch ziemlich nahe bei ihnen sind, verkrampft er sich.
    Die Belcari steht auf, lächelt ihm zu.
    »Da bist du ja, Andrea. Hallo.«
    Er macht einen Satz rückwärts und packt mich, ehe ich ihn daran hindern kann, am Arm, hält mich vor sich fest: eine Mauer, die ihn schützen kann.
    Grazia bleibt stehen, versucht, nicht näher zu kommen.
    »Wie geht es dir?«
    Andrea zieht mich von einer Seite auf die andere, lässt sich zu einem frustrierten Stöhnen hinreißen: Ich bin eine zu niedrige Deckung, um nützlich zu sein.
    »Ich habe gehört, dass du einen Wettbewerb gewonnen hast. Du warst wirklich fleißig.«
    Ohne meine Hand loszulassen, tritt Andrea näher heran, streckt ihr einen Arm hin, zieht ihn zurück.
    »Im nächsten Schuljahr müssen wir ganz viel lernen.«
    Andrea zerrt mich mit sich, bis wir neben der Belcari stehen. Wir kreisen sie gewissermaßen ein: Wir sind nicht gefährlich, könnten es aber sein.
    »Was müssen wir lernen?«
    »Viele Dinge«, wiederholt sie. »Du wirst schon sehen.«
    Sein Griff lockert sich. Nach und nach lässt er mich ganz los, hüpft ein paar Schritte von uns weg, dreht sich um sich selbst. Als er Santojanni bemerkt, rennt er zu ihm hin.
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