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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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während Mike und Mercer die Nische betraten. Knapp fünfzehn Minuten später waren sie zurück.
    Mike schüttelte den Kopf. »Ich wird einfach nicht schlau aus ihm. Er ist von Haus aus ein bisschen meschugge, stimmt’s?«
    »Als paranoid und schizophren diagnostiziert.«
    »Also sind andauernd irgendwelche Leute hinter ihm her, richtig?«
    »Meistens.«
    »Für den Fall, dass du noch nicht genug Sachen hast, über die du dir Sorgen machen kannst, Coop – Mr. Tripping war auf dem Weg zu dir.«
    »Warum denn das?«
    »Er konnte wohl nicht bis morgen früh warten. Ich habe ihm keine Fragen über den Prozess gestellt, ich habe ihn nur gefragt, was heute Abend passiert ist.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er redet wirres Zeug. Ich weiß nicht, ob das an ihm liegt oder an den Medikamenten. Er murmelte etwas von allen möglichen Verschwörungstheorien. Die Anwälte haben es auf ihn abgesehen, Terroristen sind hinter ihm her, die CIA will ihn tot sehen, und er wird nie wieder seinen Jungen zu Gesicht bekommen. Was davon ergibt einen Sinn?«, fragte Mike.
    »Das wüsste ich auch gern! Warum ich?«, sagte ich. »Das ist das Einzige, was mir momentan Sorgen macht.«
    »Er sagt, er will, dass du ihn ins Gefängnis steckst. Deshalb hätte er dich gesucht.«
    »Den Gefallen tu ich ihm gern«, sagte ich. »Aber dafür braucht er nur vor Gericht zu erscheinen. Mir gefällt die ganze Sache nicht. Und wer hat ihn verfolgt und überfallen? Was hat er gesagt?«
    Mercer beschrieb mit der Hand einen Kreis. »Er ist sich nicht sicher, hat nichts gesehen, kann niemanden beschreiben –«
    »Das ist doch lächerlich. Herrgott noch mal, er behauptet, CIA-Agent gewesen zu sein.«
    »Du hast dich gestern Abend bei deinem Verfolger auch nicht besser angestellt«, sagte Mike.
    Ich wirbelte herum, aber mir fiel leider keine Antwort ein. »Was sagen die Ärzte? Wie ernst ist es?«
    »Nicht sehr ernst«, sagte Mercer. »Der Assistenzarzt hat in der Krankenakte vermerkt, dass er unter psychiatrische Beobachtung gestellt werden soll. Er schließt nicht aus, dass sich Tripping die Stichwunden selbst zugefügt hat.«
    »Wie kommt er denn darauf?«
    »Er hat viele kleine Stichwunden weiter oben im Rücken. Alle nicht lebensgefährlich und alle an Stellen, die man selbst mit dem Messer erreichen könnte.«
    »Großartig. Das ist eine narrensichere Methode, Zeit zu schinden, anstatt morgen in den sauren Apfel zu beißen und sich schuldig zu bekennen. Es muss einen Grund geben, warum er nicht ins Gefängnis will.«
    »Heute behauptet er das Gegenteil, Alex. Er sagt, dass das Gefängnis der einzige Ort sei, an dem er in Sicherheit sein würde.«

29
     
    »Halb zehn! Wo ist die Zeit nur hin?«, fragte ich Mike und Mercer, als wir meine Wohnung betraten. »Kann mir einer von euch einen Drink machen?«
    Sie gingen in die Küche, während ich im Schlafzimmer in ein Paar Jeans schlüpfte und meinen Anrufbeantworter abhörte. Ich hatte ein paar private Anrufe, unter anderem eine Nachricht von Jake, und eine eher kühle Nachricht von Peter Robelon.
    »Alex? Hier spricht Peter. Ich habe gerade einen Anruf von der Notaufnahme des New York Hospital erhalten. Andrew Tripping ist heute Abend überfallen worden. Sie werden ihn nach der Behandlung wieder nach Hause schicken, aber ich glaube nicht, dass er bis zur morgigen Gerichtsverhandlung wieder fit sein wird. Ich werde eine Vertagung beantragen. Und, Alex? Halten Sie Ihre Cops von Andrew fern. Das hat nichts mit Ihrem Fall zu tun, okay?«
    Als ich ins Wohnzimmer kam, hatten es sich die Jungs mit ihren Drinks vor dem Fernseher gemütlich gemacht. Das Spiel der Yankees war auf Grund einer Regenpause erst im fünften Inning. Da ich fürs Erste abgeschrieben war, streckte ich mich auf dem Sofa aus und nippte genüsslich an meinem Scotch.
    Ich setzte die beiden um Mitternacht vor die Tür und verabredete mit Mercer, dass er mich am Morgen abholen und zur Gerichtsverhandlung begleiten würde.
    Am nächsten Vormittag betraten wir gemeinsam um Punkt neun Uhr dreißig Richter Moffetts Gerichtssaal. Außer den Anwälten des Jugendamtes und des Waisenhauses war noch niemand da. Da ich es nicht mochte, wenn sich mein Gegner in meiner Abwesenheit mit Moffett unterhielt, beschloss ich, dem Richter auch nichts von der Messerstecherei zu erzählen.
    Fünfzehn Minuten später hielt der Gerichtspolizist die Tür auf, und Peter Robelon schob Andrew Tripping im Rollstuhl in den Saal. Graham Hoyt ging ein paar Schritte hinter ihnen und

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