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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Spind haben?« Ich hielt die Decke von mir weg, damit er den Zustand meiner Kleidung sehen konnte.
    »Eine Sekunde. Warten Sie hier.« Chip Streeter ging hinauf in den ersten Stock und kam ein paar Minuten später mit einer jungen Polizistin in gelbbrauner Uniform zurück. Sie war kleiner und schwerer als ich, aber die Chinos und das karierte Flanellhemd, die sie über dem Arm trug, schienen mir in dem Moment verlockender als die gesamte Frühjahrskollektion von Escada.
    Sie zeigte mir den Weg zur Toilette, entschuldigte sich, dass sie keine saubere Unterwäsche für mich hätte, drückte mir aber einige Papierhandtücher und eine neue Zahnbürste in die Hand, damit ich mich frisch machen konnte.
    Dann setzte ich mich an Streeters Schreibtisch und beschrieb ihm, was passiert war.
    »Und Sie haben sich das ganz sicher nicht nur eingebildet?«
    Ich biss mir auf die Lippen. »Dazu reicht meine Fantasie nicht aus. Kann mich jemand von Ihren Leuten nach Hause bringen, damit wir uns umsehen können?«
    »Wie Kenny Ihnen schon gesagt hat – wir kommen momentan mit dem Auto nicht durch. Wenn der Hafenmeister morgen früh den Dienst antritt, wird er uns ein Boot geben, mit dem wir rüberfahren können. Alle meine Jungs sind draußen entlang der North Road im Einsatz. Massenweise Sachschäden, und wir müssen nachsehen, ob irgendwelche ältere Menschen verletzt worden sind oder auf Grund des Stromausfalls ärztliche Hilfe brauchen. Einbrüche haben momentan nicht oberste Priorität. Möchten Sie vielleicht jemanden anrufen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich bis zum Morgen hier bleibe?«
    »Was anderes würde ich gar nicht zulassen. Damit werde ich noch lange angeben. Der einzige Polizist in Dukes County, der eine Staatsanwältin im Haus hat. Oben sind ein paar Pritschen, falls Sie bis Tagesanbruch die Beine hochlegen wollen.«
    Ich sehnte mich danach, die Augen zu schließen und an einem sicheren Ort zu sein. »Wären Milch und Kekse zu viel verlangt?«
    Chip lächelte und brachte mich in den kleinen Umkleideraum. Ich bedankte mich bei ihm, legte mich auf das schmale Bett und wickelte mich in Kennys Hundedecke.
    Ich fiel in einen unruhigen Schlaf und war bereits kurz nach halb sieben wieder wach. Die Sonne schien durchs Fenster und spiegelte sich in der hellblauen Wasseroberfläche. Ich putzte mir die Zähne, richtete meine Haare, und als ich nach unten kam, stand eine Kanne frischer Kaffee auf der Kochplatte. Zwei andere Cops hatten zwischenzeitlich den Dienst angetreten.
    Ich stellte mich ihnen vor und erkundigte mich nach Chip.
    »Er sieht sich oben bei Ihrem Haus um«, erwiderte einer von ihnen. »Ein Fischer, der die Hummerreusen einsammelt, hat ihn hingefahren. Sie sollen hier auf ihn warten.«
    Ich setzte mich vors Revier auf eine Bank und nippte an meinem Kaffee. Von hier aus konnte ich sogar mein Haus auf dem Hügel erkennen. Knapp eine Stunde später kam Chip Streeter zu Fuß die Auffahrt herauf, in der linken ein Klemmbrett, in der rechten meine Gummistiefel.
    »Haben Sie etwas gefunden?«, fragte ich und stand auf.
    »Da oben sieht’s aus, als wäre Bigfoot unterwegs gewesen.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich möchte Sie nicht zu sehr beunruhigen, aber Sie haben wirklich nicht übertrieben. Vor dem Haus führen einige Fußabdrücke nach rechts – das müssen Ihre sein. Eine weiche Sohle, ohne Rillen?«
    Ich zeigte ihm die glatte Sohle meiner Wildledermokassins und nickte. Das war die Richtung, in der ich zum Cottage hinuntergelaufen war.
    »Aber da sind noch andere Fußspuren – ›Stiefelabdrücke‹ ist wohl das bessere Wort – um das ganze Haus herum. Kräftige, tiefe Abdrücke im Schlamm.«
    »Haben Sie sie fotografiert? Können Sie einen Abdruck –«
    »Wir sind keine Kriminaltechniker, Alex. Vielleicht kann die Staatspolizei so was machen. Ich ruf sie an.«
    »Könnte ich sie mir mit Ihnen ansehen? Manchmal ist der Abdruck so deutlich, dass man Schuhmarke und -große erkennen kann.«
    »Wie Sie wollen. Die Straßenarbeiter sind schon dabei, das Geröll wegzuschaffen. Wenn Sie so lange warten wollen, kann Sie in ein, zwei Stunden jemand rüberbringen. Dejenige war übrigens auch im Haus. Überall, als hätte er Sie – oder etwas – gesucht.«
    Ich setzte mich wieder auf die Bank und überlegte, wer das gewesen sein könnte.
    »Alex, haben Sie irgendwelche Vermutungen? Sie müssen sich umsehen und uns sagen, ob irgendetwas fehlt. Ich habe das Übliche

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