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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Kilometer, und beide Nachbarn waren Sommerurlauber, die ihre Häuser in den Herbst- und Wintermonaten verschlossen hielten.
    Außerdem könnte es sich als katastrophal erweisen, falls mein Einbrecher mit dem Auto hier war und ein Komplize auf ihn wartete.
    Ich hatte nur eine Chance. Das Cottage meines Hausmeisters am Fuße des steilen Abhangs war vom Haupthaus aus nicht zu sehen. Es würde abgeschlossen sein, aber ich wusste, dass sich unter dem Haus an Stelle eines richtigen Fundaments ein Hohlraum befand. Das Haus ruhte auf Betonpfählen, seit man es vom Dutcher Dock hierher verfrachtet hatte. Adam und ich hatten es umbauen wollen, aber ich hatte seit seinem Tod noch nicht die Zeit dazu gehabt.
    Ich lief zur Ecke des Haupthauses und duckte mich hinter ein paar Hortensienbüsche. Es war niemand zu sehen. Die Bäume bogen sich im Wind, und überall tanzten Schatten und nahmen menschliche Formen an. Ich war nass und müde und hatte Angst. Wie Dorothy im »Zauberer von Oz« wollte ich die Hacken zusammenschlagen, damit der Sturm aufhören und ich wieder in Sicherheit auf Tante Ems Farm in Kansas sein würde.
    Hinter mir krachte die Haustür wild auf und zu. Falls mein Verfolger den Lärm hörte, würde er nachsehen, was das Geräusch verursachte. Ich musste es riskieren. Ich rannte los und schlitterte über den rutschigen Rasenhang. Als ich die Rückseite der kleinen Hütte erreichte, blieb ich stehen und holte tief Luft, trotz meiner Angst, dass man mein lautes Keuchen hören könnte.
    Ich lugte über die Wäscheleine, aber in dem Wetter konnte ich kaum die Umrisse des Haupthauses erkennen. Falls er das Grundstück nicht gut genug kannte, um von der Existenz dieses kleinen Cottages Bescheid zu wissen, würde ich hier in Sicherheit sein.
    Ich kroch auf allen vieren zu den drei Verandastufen und robbte in den Hohlraum. Hier unten würde mich niemand sehen. Dafür lag ich Bauch an Bauch mit allen möglichen Spinnen, Schlangen und Nagetieren, die diesen Ort als ihr Zuhause auserkoren hatten.
    Ich verscheuchte die Gedanken an meine potenziellen Mitbewohner und versteckte mich so gut ich konnte unter der nassen Blätterdecke. Flach auf den Boden gedrückt, lauschte ich meinem Herzschlag und dem Toben des Windes.
    Dann – es mochte eine Viertelstunde vergangen sein – hörte ich plötzlich Schritte auf dem nassen Gras. Ich wagte nicht, mich zu bewegen oder meinen Kopf zu drehen. Ich lag einfach nur wie angewurzelt da und starrte geradeaus.
    Plötzlich verstummte das Geräusch. Derjenige blieb ein paar Meter vor der Stelle, an der ich lag, stehen.
    Ich roch das Tier, noch ehe ich es sah. Eine Stinktierdame, die sich vor den seltsamen Geräuschen offenbar ebenso fürchtete wie ich. Sie versprühte ihr widerliches Spray in Richtung des Haupthauses, bevor sie mit ihren Jungen zu mir in mein Versteck gekrochen kam.

34
     
    Ich wartete mehrere Stunden, bevor ich mich Zentimeter um Zentimeter aus meinem überschwemmten Unterschlupf tastete. Ich war völlig durchnässt, steif gefroren und zitterte am ganzen Körper.
    Das Haus war stockdunkel, ebenso wie der Himmel, und aus dem Kamin stieg kein Rauch mehr. Ich ging weiter bis zu einer Lichtung und kletterte über die Steinmauer auf die benachbarte Weide.
    Es hatte zu regnen aufgehört, und der Wind war zu einer milden Brise abgeflaut. Ich lief im Dunkeln über die Felder hügelabwärts. Ich wusste, dass es nicht mehr weit war bis zu einer kleinen geschützten Bucht bei Quitsa Cove. Dort waren viele kleine Boote vertäut, und sobald Gretchen über die Südküste hinweggezogen war, würden die Fischer, egal um welche Tages- oder Nachtzeit, die Schäden begutachten. Ich wollte nicht zur Straße hochlaufen, für den Fall, dass sich mein Verfolger dort herumtrieb, aber die Chancen standen gut, hier am Teich, wo ich so oft meinen eigenen Tagessegler festgemacht hatte, ein vertrautes Gesicht zu erblicken.
    Umgestürzte Bäume und herabhängende Äste erschwerten meinen Weg, und ich rutschte die letzten paar Meter hinab zu dem wackeligen Holzkai, der einige Meter in das nur noch leicht aufgewühlte Wasser hinausragte.
    Jetzt hieß es wieder warten. Ich setzte mich und starrte, die Arme um die Beine geschlungen, auf den Weg, der von der State Road abzweigte. Sogar im Dunkeln würde der Umriss meines Körpers am Ende des Kais für jeden, der näher kam, sichtbar sein. Gut so. Ich wollte niemandem Angst einjagen, ich wollte Hilfe.
    Eine Stunde verging, bevor ein Pick-up-Truck den Weg

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