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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Hafen von New York, damit er sich an uns gewöhnt und bei uns wohl fühlt. Vielleicht, falls Sie rechtzeitig in der Stadt sind – ich weiß, dass es nur ein ›Vielleicht‹ ist – aber vielleicht würden Sie mit uns zu Mittag essen, um sich einen Eindruck zu verschaffen, dass es Dulles nach allem, was er durchgemacht hat, gut geht.«
    Die Hoyts wollten den Jungen unbedingt adoptieren, und ich war mir zunehmend unsicherer, was für den Jungen auf lange Sicht am besten wäre.
    »Helfen Sie ihm zu verstehen, dass all das Schlechte – Anwälte, Gerichtsverhandlungen, Cops –, dass all das hinter ihm liegt, Alex. Helfen Sie ihm, damit abzuschließen. Geben Sie ihm seine Kindheit, sein Leben zurück. Sie verkörpern die Brücke zwischen seiner Vergangenheit und seiner möglichen Zukunft.«
    »Das ist eine nette Idee, aber ich glaube nicht, dass sich die emotionalen Schäden so schnell beseitigen lassen.« Ich wandte meinen Blick ab. Jetzt, da bereits die Vergewaltigungsklage vom Tisch war, würde der Richter auch die Misshandlungsklage so schnell wie möglich loswerden wollen. Ich lächelte Hoyt an. »Aber vielleicht kann ich ihm wenigstens seine Baseballjacke zurückgeben. Er hat ein Recht darauf.«
    »Hoffentlich die Yankees? Sie sind das Einzige, was ihm Freude macht. Meine Frau hat bereits Karten für die Playoff-Spiele.«
    »Er hat die Jacke in der Nacht, in der sein Vater verhaftet wurde, im Krankenhaus vergessen. Sie ist wohl so etwas wie eine Schmusedecke für ihn. Sie wird mein Friedensangebot sein, wenn ich ihn endlich kennen lerne.«
    Hoyt drückte meine Hand und ging wieder an Bord der Yacht. »Ich wette, wir sind schneller in der Stadt als Sie, Alex. Sicher, dass Sie es nicht auf dem Wasserweg probieren wollen?«
    »Danke. Bis bald.« Ich verabschiedete mich und stapfte durch die feuchten Sandhügel zurück zur Polizeiwache.
    Es dauerte noch einige Stunden, bis die Insel zum Leben erwachte, der Strom wieder funktionierte und die Straßen freigeräumt waren. Sobald Chip Streeter erfuhr, dass die Menemsha-Kreuzung frei war, bot er an, mich nach Hause zu fahren, damit ich den Schaden begutachten und mich umziehen konnte.
    An diesem sonnigen Herbsttag waren alle draußen, um die Schäden des Hurrikans zu beseitigen. Einige Strommasten waren umgestürzt, und überall lagen Zweige und Äste. Wir bogen von der State Road in meine Auffahrt und fuhren über den Hügelkamm zu meinem Haus.
    Ich stieg aus und besah mir die Fußspuren, die der Einbrecher im Schlamm zurückgelassen hatte. Ein Experte würde die Schuhmarke leicht identifizieren können, aber sie war wahrscheinlich viel zu verbreitet, um uns weiterzuhelfen.
    »Die Staatspolizei hat sie fotografiert und abgemessen und eine Art Gussmodell der Abdrücke angefertigt«, sagte Streeter, »und sie haben auch im Haus nach Fingerabdrücken gesucht.«
    Mein Haus war nicht zum ersten Mal Ort eines Verbrechens. Ich wusste, dass es kein schöner Anblick sein würde. Erneut war es ein Schock, mein Hab und Gut so durcheinander geworfen zu sehen. Da ich noch immer keinen Strom und kein Wasser hatte, würde es Aufgabe meines Hausmeisters sein, nach seiner Rückkehr hier aufzuräumen und sauber zu machen.
    »Wollen Sie nachsehen, ob irgendetwas fehlt?«
    »Natürlich.« Ich ging durch alle Zimmer, überprüfte die offensichtlichen Stellen, öffnete Kommodenschubläden und Wandschränke. Es schien alles an seinem Platz zu sein. Im Schlafzimmer sah ich in meine Segeltasche und meine Handtasche. »Es fehlt etwas Bargeld. Ungefähr einhundertfünfzig Dollar.«
    »Sehen Sie? Wahrscheinlich nur ein ganz normaler Einbrecher, der auf einen schnellen Fang aus war.«
    Es hatte keinen Sinn, ihm von Spike Logan zu erzählen. Mike und Mercer würden sich um diesen Ermittlungsansatz kümmern, und ich würde Streeter weiter in dem Glauben lassen, dass es nur ein harmloser Diebstahl gewesen war. Die kleine Insel war eine so verschworene Gemeinschaft, dass man nie wissen konnte, wer mit wem verwandt oder verschwägert war. Mit dem Geldraub hatte der Einbrecher mir meiner Ansicht nach nur zeigen wollen, dass er hier gewesen war und vielleicht wiederkommen würde.
    »Ich habe mir gedacht, ich warte, bis Sie sich umgezogen haben, und fahre Sie dann zum Flughafen.«
    »Ich will Ihnen keine Umstände machen. Ich kann selbst –«
    »Ich muss sowieso zu Shirley’s Eisenwarenladen, um für die Reparaturen im Revier ein paar Werkzeuge zu holen. Mir wäre es lieber, Sie nicht allein hier zu

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