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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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glich eher einem militärischen Vorposten als einer Privatwohnung. In seinem Schlafzimmer lag nur eine Matratze auf dem Boden, Dulles schlief in einem Feldbett in einer Nische neben der Küche. An den Wänden hingen zahlreiche Krummsäbel und Sensen, primitive Waffen, die aussahen, als könnte man damit einen Gegner mit einem einzigen Hieb enthaupten. Neben der Matratze lag ein Bajonett samt Futteral auf dem Boden, und in den labyrinthartigen Zimmern lagen diverse Bowiemesser auf den Tischen.
    Vallis behauptete, Tripping habe ihr ein kaltes metallisches Objekt an den Kopf gehalten und gesagt, dass es eine Pistole sei. Sie hatte sie nie zu Gesicht bekommen. Dulles führte Mercer zu einem Wandschrank im Schlafzimmer, aus dem er eine Luftpistole samt Kugeln und Etui holte. Der Besitz dieser Waffen war nicht illegal und nur strafbar, falls sie tatsächlich gegen eine andere Person eingesetzt wurden.
    Überall fanden sich Bücher und Papiere. Neben einer Lampe im Wohnzimmer, unter einem Stilett in einem schwarzen Futteral, hatte eine ledergebundene, signierte Ausgabe von T.E. Lawrence’ Die sieben Säulen der Weisheit gelegen, die private Edition von 1926. Mercer hatte alle Zettel, Quittungen und Briefe sichergestellt, und wir hatten tagelang versucht, unter den Schriftstücken etwas von Bedeutung zu finden.
    »Ich bin der größte Glückspilz, den es gibt.« Damit betrat Mike Chapman mein Büro. »Weniger als einhundert Einkaufstage bis Weihnachten, und das Geschenk für Ms. Cooper fällt mir direkt in den Schoß. Mercer, du möchtest doch sicher einem müden Kerl wie mir, der die ganze Nacht wach war, um die Stadt zu beschützen, die Hälfte von dem fetten Sandwich abgeben, das du dir da gerade reinstopfst.«
    Er breitete einen langen Pelzmantel über meine Papiere und Akten.
    »Nicht dass Tiffany Gatts bisher eingewilligt hätte, ihn mir zu überlassen, aber du würdest ziemlich schick darin aussehen, sobald der erste Frost kommt.«
    »Was hat sie gesagt?«, fragte ich.
    »Ihre genauen Worte waren ein bisschen zu derb, um sie in diesem erlauchten Kreise zu wiederholen, aber sie waren so nach dem Motto: ›Ich muss nicht mit Ihnen sprechen, oder? Besorgen Sie mir einen Anwalt.‹«
    »Willst du damit sagen, dass du nichts aus ihr rausgekriegt hast? Nichts über Kevin Bessemer? Nichts darüber, wo der Mantel her ist?«
    »Sie sagte nur ununterbrochen: ›Das ist meins.‹ Immer und immer wieder. Ich habe sie gefragt, wo sie ihn her habe, ob sie eine Quittung dafür habe, ob sie ihn von Kevin habe. Sinnlos. Als ich anfing, sie über Kevin auszufragen, machte sie total zu.«
    »Der Mantel ist gestohlen, oder?«
    »Das versuche ich gerade herauszufinden. Lieutenant Peterson hat ein paar Leute drauf angesetzt, telefonisch zu überprüfen, ob etwas in der Art vor kurzem als vermisst gemeldet worden ist. Reviere in der ganzen Stadt, die Major Case Squad, das Raubdezernat – alle wissen Bescheid. Ich hab das Teil mitgebracht, damit du es dir ansehen kannst. Mal sehen, was du dazu sagst. Ich kenn mich nur mit einem Pelz aus, und der ist es nicht.«
    »Behalt deine Anzüglichkeiten für dich«, sagte ich und nahm mir das schwere Teil vor.
    Der Pelz hatte einen dunklen Mahagonischimmer und feine, lange Haare. Er fühlte sich trocken an, aber er war zweifelsohne von hoher Qualität und edlem Styling. Ich drehte den Mantel um, um mir das Futter und das Etikett anzusehen.
    »Hast du schon mal von diesem Kürschner gehört?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Matignon et Fils. Rue Faubourg, Paris. Das ist eine ziemlich noble Gegend.«
    Ich griff zum Telefon und wählte eine Nummer in Washington.
    »Rufst du Interpol an?«
    Ich lachte. »Nein, Joan Stafford.« Meine Freundin wusste mehr übers Einkaufen auf der Faubourg-St. Honoré als sämtliche Flics in ganz Frankreich.
    Sie hob nach dem ersten Klingeln ab.
    »Wegen deines tollen Romans bin ich letzte Nacht viel zu spät ins Bett gekommen. Und da ich deshalb fix und fertig bin, wollen deine Lieblingsdetectives wissen, ob du uns bei der Lösung eines kleinen Rätsels hilfst.«
    Joan war eine meiner engsten Freundinnen. Sie wohnte in D.C. zusammen mit ihrem Verlobten, einem außenpolitischen Leitartikler bei einer großen Zeitung.
    »Wird Chapman mir seine goldene Dienstmarke geben, wenn ich es tue?«
    »Das ist das Mindeste. Was fällt dir ein, wenn du an Pelz und Frankreich denkst?« Ich nannte ihr den Namen des Kürschners.
    »Falls du vorhast, ein Schnäppchen zu machen, wirst du kein

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