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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Glück haben«, sagte sie. »Grégoire Matignon hat seinen Laden in den sechziger Jahren dichtgemacht.«
    »War er einer der Großen im Geschäft?«
    »So ziemlich der Größte, Alex. Eine dieser alter Familien, die zuerst in Russland die Zaren und Zarinnen einkleideten. Dann zogen sie nach Paris, um den europäischen Königsfamilien zu Diensten zu sein. Die Herzogin von Windsor, Grace Kelly – du kennst doch dieses berühmte Foto am Anfang ihrer Beziehung mit Rainier, auf dem sie eine goldene Schärpe trägt und vor dem Grimaldi-Palast aus einem alten Bentley steigt? Diese Art von Kundschaft. Als die Monarchien vom Aussterben bedroht wurden, blühte das Geschäft mit Nerzen auf, und Matignon zog sich zurück.«
    Ich fuhr mit den Fingern über die abgewetzte rote Stickerei auf dem alten Etikett. »Das hilft uns sehr weiter. Ich ruf dich später noch mal an.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Dass er ganz sicher nicht für Tiffany Gatts hergestellt worden ist. Hast du ein Monogramm gefunden?«
    »Wo?«, fragte Mike.
    Ich klappte den breiten Kragen um. »Normalerweise werden die Initialen des Kunden in das Futter eingenäht.«
    »Himmel! Wenn ich daran denke, dass meine Mutter meine Etiketten mit einem Filzstift markiert hat, damit in der Schule ja keiner mit meiner Lederjacke abhauen konnte. Diesen Winter werde ich versuchen, sie zum Sticken zu überreden.«
    »Was hab ich gesagt?« Links unten am Saum war ein elegantes Monogramm, mit einem schokoladenfarbenen, dicken Seidenfaden eingestickt. »R du R.«
    »Das sollte meine Suche einengen.«
    »Ich würde vorschlagen, du konzentrierst dich auf das siebzehnte und neunzehnte Revier«, sagte Mercer lächelnd. »Nobelviertel auf der Upper East Side. Viele europäische Diplomaten und anderes Gesocks, die sich einbilden, Aristokraten zu sein. Oder vielleicht Westchester oder Great Neck.«
    Mike nahm das Telefonbuch von meinem Bücherregal. »Sind solche Typen unter D oder unter R aufgeführt? Bei uns daheim in Irland laufen nicht so viele von der Sorte herum.«
    »Versuch’s erst mal unter D.«
    »DuBock. DuBose.« Er fuhr mit dem Zeigefinger die lange Namensliste hinunter. »DuQuade. Jetzt wird’s heißer. DuRaine, DuReese, DuRoque …«
    »Ich möchte deinen Enthusiasmus nicht dämpfen«, sagte ich und befingerte die abgewetzten Aufschläge des einst glamourösen Mantels. »Aber angesichts der Tatsache, dass es den Kürschner schon lange nicht mehr gibt, dafür aber in letzter Zeit haufenweise politisch korrekte Pelzproteste, musst du bei etwas so Antiquiertem wie dem hier davon ausgehen, dass es möglicherweise durch einige Secondhandläden gewandert ist.«
    »Nun sieh doch nicht gleich wieder schwarz, Coop. Manche Leute haben noch immer das erste schicke Outfit, das sie zur Kirche, zur Arbeit oder zu einer Beerdigung getragen haben. Vielleicht ist das der Unterschied zwischen deiner Verwandtschaft und meiner.«
    »Wenn du meinst. Dann vergiss aber nicht, dass die meisten Frauen ihre Pelze den Sommer über einlagern. Prüf mal nach, ob es auf der Seventh Avenue einen Raubüberfall gegeben hat.« Dort war zwischen der 25. und 34. Straße der Pelzdistrikt.
    Das Telefon klingelte. Da Laura zum Mittagessen gegangen war, nahm ich selbst ab. Es war der Sicherheitsbeamte in der Lobby. »Danke für Ihren Anruf. Schon in Ordnung. Ich weiß, dass es nicht Ihre Schuld ist.«
    Ich sah zu Mike auf. »Machst du bitte die Tür zu? Tiffanys Mutter ist gerade am Sicherheitsposten und am Metalldetektor vorbeigefegt und schreit Zeter und Mordio.«
    »Ich hatte einmal einen Wasserbüffel als Haustier, der war nicht so reizbar wie Mrs. Gatts und außerdem kleiner.« Mike ging zur Tür, kam aber zu spät.
    Etta Gatts füllte mit ihren ganzen einhundertdreißig Kilo den Türrahmen aus.
    »Wo finde ich Alexander Cooper? Wo ist er?«
    Wir antworteten alle drei gleichzeitig. Ich stellte mich mit meinem korrekten Namen vor, Mike sagte, Alexander Cooper sei momentan nicht da, und Mercer tat sein Bestes, die Situation zu entschärfen, indem er sich zwischen die Frau und mich stellte und ihr sagte, dass sie sich beruhigen solle.
    »Wo haben Sie mein Baby hingebracht?« Sie spuckte Gift und Galle.
    Ich hatte Mike nicht einmal gefragt. Ich ging davon aus, dass die Sechzehnjährige in Untersuchungshaft war, aber ich wusste nicht, wie die Anklage lautete.
    »Beruhigen Sie sich, Mrs. Gatts«, sagte Mercer, der die stämmige Frau um Haupteslänge überragte. Er erklärte ihr, dass sie unbedingt Ruhe bewahren

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