Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
für: Combined DANN Identification System , konnten ungelöste Fälle – sei es Einbruch, Vergewaltigung oder Mord – in allen Teilen der USA miteinander in Verbindung gebracht werden.
    »Vor vier Monaten. Wir warten noch immer auf einen Treffer.«
    »Aber in diesem Fall gibt es keine Fremd-DANN?«
    »Nicht an der Leiche. Ich habe Chapman gebeten, noch einmal in die Wohnung zu gehen und von den Türknaufen und einigen Oberflächen, die der Mörder eventuell berührt hat, Abstriche zu machen.«
    Die DANN-Technologie war mittlerweile so fortgeschritten, dass ein Serologe allein aus den Hautzellen, die nach einem Verbrechen auf den berührten Objekten verblieben – den so genannten Berührungsbeweisen –, einen genetischen Fingerabdruck erstellen konnte.
    »Aber Sie glauben nicht, dass es der Seniorenmörder ist?«
    »Zu viele Unterschiede, Alex. Das Kissen ist so ziemlich die einzige Gemeinsamkeit. Wir untersuchen es nach Amylase.« Amylase, ein Speichelenzym, würde uns verraten, ob das Kissen tatsächlich über Ransomes Mund gehalten wurde, um sie umzubringen.
    »Sie stört vermutlich die Tatsache, dass keine Vergewaltigung stattgefunden hat«, sagte Mercer. »Was, falls der Täter gestört wurde? Vielleicht hatte er es vor, hat aber dann stattdessen die Wohnung auf den Kopf gestellt, weil sie im Gegensatz zu den anderen tatsächlich ein paar Wertsachen besaß. Oder vielleicht glaubte er, dass jemand etwas gehört hatte und nachschauen kam.«
    Kirschner zog eine Pfeife aus seiner Gesäßtasche und steckte sie sich in den Mund. Er stopfte Tabak in den Pfeifenkopf, zündete ein Streichholz an und erfüllte die winzige Nische mit einem süßen, milden Tabakduft, der zu unser aller Erleichterung kurzzeitig den Geruch des Todes überdeckte.
    »Das ist natürlich möglich«, sagte er. »Aber alle anderen Tatorte waren absolut ordentlich. Chapman hat die hier für Sie dagelassen. Sehen Sie genau hin und lassen Sie sich Zeit.«
    Die zwanzig auf fünfundzwanzig Zentimeter großen Tatortfarbfotos waren umgehend entwickelt und per Boten an Kirschner geschickt worden.
    »Ich bin beeindruckt«, sagte ich. »Ich kann von Glück reden, wenn ich die innerhalb einer Woche bekomme.«
    »Kein Grund zum Neid! Es ist kein vollständiges Set. Ich bekomme nur ein paar Aufnahmen der Leiche, damit ich anfangen kann.«
    Auf den Fotos lag McQueen Ransome rücklings auf dem Bett. Ihr Hausmantel war hochgeschoben, sodass ihre Genitalien sichtbar waren. Ihre Unterhose und etwas, das nach einer dicken Stützstrumpfhose aussah, lagen zu einem Knäuel zusammengerollt neben ihr. Ihr Kopf war zur Seite gedreht, und ihre haselnussbraunen Augen starrten leblos ins Leere.
    »Da will jemand unbedingt den sexuellen Aspekt betonen«, sagte Mercer. »Das deckt sich nicht mit den Fällen im Park Plaza, richtig?«
    Kirschner schüttelte den Kopf. »Stimmt. Es sei denn, der Mörder hat in der Boulevardpresse von den Exhumierungen gelesen und beschlossen, seine Handschrift zu ändern.«
    Queenies gespreizte Beine waren leicht verdreht und angewinkelt: Es wirkte fast wie eine obszöne Pose.
    Neben dem Bett stand eine Gehhilfe aus Metall. Natürlich: Mike hatte mir erzählt, dass die Frau vor einigen Jahren einen Hirnschlag erlitten hatte.
    Ich sah mir ihren Kopf und ihre Hände genauer an. »Sind das Kratzer in ihrem Gesicht?«
    »Ja, Alex. Von ihr selbst verursacht. Typisch bei Erstickungstod. Der panische Versuch, Luft zu bekommen, und das, was dabei im Weg war – vermutlich das Kissen –, wegzukriegen.«
    »Und der Mörder?«, fragte ich.
    »Einige ihrer Nägel sind abgebrochen. Vielleicht haben wir Glück und finden außer ihrem eigenen Blut noch etwas anderes an den Nägeln. Womöglich hat er ein paar Kratzer im Gesicht oder an den Händen, falls sie die Kraft hatte, nach ihm zu schlagen.«
    Die sechs Fotos, die Kirschner hatte, zeigten Queenies Leiche aus verschiedenen Positionen. Welch würdeloser Tod! Dutzende Fremde hatten ihre Wohnung betreten und ihr spärliches Hab und Gut durchstöbert und inventarisiert: der Gerichtsmediziner und sein Assistent, Streifenbeamte, die den Tatort sicherten, Mitarbeiter von der Spurensicherung, die Fotos schossen und nach Fingerabdrücken suchten, und ein Team von Detectives auf der Suche nach dem Mörder.
    Ich dachte daran, wie viele Personen sich noch in den kommenden Monaten über diese Fotos beugen würden. Anwaltskollegen würden sie studieren, um sich auf die Gerichtsverhandlung vorzubereiten, forensische

Weitere Kostenlose Bücher