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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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leitenden Angestellten der Bezirksstaatsanwaltschaft, und ich stellte erfreut fest, dass mich niemand zugeparkt hatte.
    Der Müllhaldenaufkleber von Chilmark, meinem Wohnsitz auf Martha’s Vineyard, und der Strandpass von Squibnocket an der Heckscheibe gaben meinem wintergrünen Jeep eine bescheidene persönliche Note. Ein weiterer Grund zur Freude: Offenbar waren Etta Gatts, dieser Furie, weder die Vineyard-Poster in meinem Büro noch die Autoaufkleber aufgefallen. Die Fensterscheiben waren noch heil.
    Mercer ging vorne um das Auto herum, um mir die Tür aufzuhalten.
    »Sieht ganz danach aus, als würde ich heute Abend dein Chauffeur sein«, sagte er und nahm mir die Schlüssel aus der Hand. »Dein Auto ist im Trockendock, Alex. Irgendwer hat beide Vorderreifen aufgeschlitzt.«

8
     
    Jeder gewaltsame Tod zieht eine grausame Verletzung der Privatsphäre nach sich.
    Das Büro des leitenden Gerichtsmediziners Chet Kirschner lag neben dem Autopsieraum. Der hervorragende Pathologe hatte für heute seine Arbeit beendet und ging mit Mercer und mir den Befund von Queenie Ransomes Obduktion durch.
    Der beißende Formalingeruch wurde durch die Enge des Raums noch verstärkt. Ich räusperte mich und lauschte Kirschners Stimme, die in dieser sterilen Umgebung seltsam tröstend war.
    Ich betrachtete die Nahaufnahmen des nackten Leichnams, die ein Detective der Spurensicherung in der Wohnung der toten Frau gemacht hatte, und schob sie auf dem Tisch vor mir hin und her.
    »Es gibt hier zwei verschiedene Szenarien, die Sie im Hinterkopf behalten sollten«, sagte er, nachdem er uns geschildert hatte, was ihm McQueen Ransomes Leiche sagte. »Erinnern Sie sich an die alten Park-Plaza-Fälle?«
    Sowohl Mercer als auch ich hatten davon gehört. Das Park Plaza war ein Stundenhotel auf der West Side von Manhattan gewesen, eine baufällige Pension für Dutzende älterer Sozialhilfeempfänger. Innerhalb von zwei Jahren waren mehrere der über achtzigjährigen Bewohnerinnen gestorben, ohne dass man ein Verbrechen vermutet hätte.
    »Die ersten fünf Frauen hatten keine Verwandten in der Stadt, die irgendwelche Bedenken hätten äußern können, keine wertvollen Besitztümer, und auf Grund ihrer Krankengeschichten haben die Ärzte ihnen einen natürlichen Tod bescheinigt.«
    »Man hat sie nicht einmal obduziert?«, fragte ich.
    Kirschner schüttelte den Kopf. »Bei der sechsten war es etwas anderes. Mildred Vargas. Sie hatte einen Fernseher besessen, aber als man die Leiche fand, war er nicht mehr in ihrem Zimmer. Wir machten eine Autopsie, obwohl es keine Anzeichen für einen Kampf gab, und erhielten den unerwarteten Befund, dass eine Vergewaltigung stattgefunden hatte.«
    »Woran ist sie gestorben?«, wollte Mercer wissen.
    »Sie wurde erstickt. Mit einem Kissen.«
    Genau wie Queenie.
    »Ich bekam die Erlaubnis, die anderen Leichen zu exhumieren und ebenfalls zu obduzieren«, sagte Kirschner.
    Mercer erinnerte sich an den Ausgang der Sache. »Alle fünf waren vergewaltigt worden.«
    »Und erstickt. Keine äußeren Verletzungen. Nur innere Quetschungen und die winzig kleinen Petechien in den Augen, die die Ärzte in allen Fällen übersehen hatten.« Die stecknadelkopfgroßen roten Pünktchen – Blutgefässe in den Augen, die bei Sauerstoffmangel platzten – waren charakteristisch für einen Erstickungstod.
    Kirschner richtete seine schlanke Gestalt auf und stützte sich mit dem Ellbogen auf einen Aktenschrank. »Es war das Markenzeichen des Mörders, keine sichtbaren Einbruchsspuren zu hinterlassen. Bei dreien seiner Opfer nahm er sich sogar die Zeit, sie wieder anzuziehen, sodass kein Gedanke an Vergewaltigung aufkam. Chapman hofft, McQueen Ransomes Tod mit diesen Fällen in Verbindung bringen zu können.«
    »Haben Sie damals DANN-Analysen vorgenommen?«
    »Bei allen. Unsere eigene Datenbank hat nach den Exhumierungen und Autopsien die Verbindung zwischen den Fällen hergestellt.«
    »Hat man das Profil nach Albany geschickt und in CO-DIS eingegeben?«
    Die lokale Datenbank des Gerichtsmedizinischen Instituts konnte mit Hilfe der Beweisspuren, die man am Tatort oder am Körper eines Opfers fand, ungelöste Fälle miteinander vergleichen. Dann wurde das Profil nach Albany geschickt, wo ein Computer die Ergebnisse mit der Verbrecherdatenbank des Staates New York abglich. Verurteilte Straftäter mussten je nach Kategorie des Verbrechens Blut- oder Speichelproben zur Erstellung eines genetischen Fingerabdrucks abliefern. Dank CODIS, kurz

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