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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Experten würden sie vergrößern, um nach weiteren Spurenbeweisen oder wichtigen Details zu suchen, und Psychologen würden mit ihrer Hilfe versuchen, die Gedankengänge des Mörders zu verstehen. Wenn Chapman und sein Team den Mann schnappten – und daran musste ich zum jetzigen Zeitpunkt glauben –, würde auch der Verteidigung ein komplettes Set an Bildern zustehen, und sogar der Mörder selbst würde den Ort seines armseligen Triumphes in seiner Gefängniszelle noch einmal begutachten können.
    »Es sollte nach einem sadistischen Sexualmord aussehen«, sagte Kirschner. »Ich schlage vor, Sie erweitern die Suche. Ein anderes Motiv.«
    Mercer und ich hatten bereits mit Fällen zu tun gehabt, in denen eine Vergewaltigung vorgetäuscht worden war. Das hieß für uns, einen anderen – den wahren – Grund für das Verbrechen herauszufinden. Hier war eine alte, teilweise behinderte Frau, die in einem Mietshaus in Harlem von der Fürsorge gelebt hatte. Ihr Tod hatte nichts mit akademischem Konkurrenzkampf, Berufsneid, häuslicher Gewalt oder einem fehlgeschlagenen Juwelendiebstahl zu tun.
    »Ich bin gespannt, was auf den restlichen Fotos zu sehen ist«, sagte Mercer. »Offenbar ist alles auf den Kopf gestellt worden.«
    Neben dem Bett stand ein Nachtkästchen. Die flache Schale mit dem Gebiss des Opfers war umgekippt. Der Inhalt beider Schubladen lag auf dem Boden verstreut. Das Gleiche galt für die drei Schubladen der Kommode, von der am Rand des Fotos nur eine Kante sichtbar war.
    »Trägt sie irgendwelche Ringe oder Armreife?« Ich griff mir ein weiteres Foto und besah mir noch einmal McQueen Ransomes faltige Hände.
    »Sie wurde ohne irgendetwas eingeliefert«, sagte Kirschner.
    Mercer überprüfte die anderen Bilder und bestätigte, dass sie nicht einmal einen Ehering am Finger getragen hatte.
    »Ich werde Mike fragen, ob irgendwelche Wertsachen in der Wohnung waren, aber anhand dieser Aufnahmen sieht es nicht danach aus«, sagte ich.
    »Dr. K. haben Sie ein Vergrößerungsglas?«, fragte Mercer.
    Kirschner verließ den Raum und kam kurz darauf mit einer Lupe zurück.
    »Sieht nach ein paar Extrahausaufgaben aus. Sie scheint nur Trödel zu haben, aber vielleicht wissen einige ihrer Bekannten etwas über sie, das uns weiterhelfen kann«, sagte Mercer.
    »Was siehst du?«
    »Sagt euch der Name James Van Derzee was?«
    Kirschner und ich nickten. »Einer der großen afroamerikanischen Fotografen aus der Zeit der Harlem Renaissance«, sagte der Gerichtsmediziner.
    »Sieh dir das mal an«, sagte Mercer und reichte mir die Lupe. »Sieh dir das Bild an, das über dem Kopfende des Bettes hängt – und die Widmung am unteren Rand.«
    Ich nahm das Hochglanzfoto in die Hand. Es war vom Fußende des Bettes aufgenommen worden, sodass die Leiche in voller Länge zu sehen war. Direkt über ihrem Kopf hing ein Schwarzweißporträt an der Wand, von dem nur die unteren zwei Drittel sichtbar waren.
    In der unteren rechten Ecke stand eine Widmung, und ich musste die Augen zusammenkneifen, um sie entziffern zu können: Für Queenie – von ihrem königlichen Untertan, James Van Derzee. 1938.
    »Jetzt sieh dir das Porträt an«, sagte Mercer.
    Ich brauchte kein Vergrößerungsglas, um die schreckliche Ironie zu erkennen. Der herrliche üppige Akt der jungen McQueen Ransome hing über ihrem Leichnam – der exakt die gleiche Pose einnahm.

9
     
    Mercer setzte mich um halb zehn zu Hause ab. Ich ließ meine Post und meine Akten auf das Tischchen in der Diele fallen und fischte Nancy Taggarts Privatnummer aus meiner Handtasche.
    Ich hatte mir mit meinem Anruf Zeit gelassen, da ich davon ausging, dass sie über das Verschwinden von Dulles Tripping und seiner Pflegemutter bereits Bescheid wusste.
    »Ms. Taggart? Hier ist Alex Cooper.«
    »Ja?« Es war mehr eine Frage als eine Begrüßung.
    »Ich weiß, dass Richter Moffett seine Sekretärin gebeten hat, Sie anzurufen, damit Sie Dulles morgen Nachmittag in sein Amtszimmer bringen.«
    »Ich habe mit ihr gesprochen.«
    »Das wird kein Problem sein, oder?«, fragte ich.
    Taggart zögerte. »Ich denke nicht.«
    »Wissen Sie, wo der Junge heute Abend ist?«
    »Hören Sie, Ms. Cooper. Ich muss Ihre Fragen nicht beantworten. Das wissen Sie.«
    »Ganz richtig. Ich wollte Sie nur davon in Kenntnis setzen, dass mich die Pflegemutter heute angerufen hat, um –«
    Taggart wurde laut. »Wann? Was hat sie gesagt?«
    »Es wäre schrecklich kindisch von mir, Ihnen zu antworten, dass ich Ihre Fragen

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