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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch und sah Mercer an. Es waren nicht viel Leute in Moffetts Gerichtssaal gewesen, und mir fiel als Erstes der Verfahrenspfleger von Dulles Tripping ein. »Graham Hoyt«, sagte ich laut. »Der Anwalt des Jungen.«
    »Nein, nein. Denn kenne ich nicht«, protestierte Paige. »Der, von dem ich rede, heißt Harry Strait. Er ist Regierungsagent, wie Andrew Tripping vorgibt, einer gewesen zu sein. Ich glaube, er arbeitet für die CIA.«

10
     
    »Und zum Abschluss der Verhandlung, meine Damen und Herren, werde ich noch einmal die Gelegenheit haben, vor Ihnen zu stehen«, sagte ich, während ich an den Tisch der Verteidigung ging und direkt vor Andrew Tripping stehen blieb. Falls ich wollte, dass ihm die zwölf Geschworenen in die Augen sahen und ihn für schuldig erklärten, musste ich ihnen zeigen, dass ich keine Angst hatte, das selbst zu tun. »Dann werde ich Sie bitten, die Zeugenaussagen, die Sie gehört haben, Revue passieren zu lassen, die Beweise zu erörtern, die Ihnen präsentiert worden sind, und diesen Angeklagten für schuldig zu befinden.«
    Gründlich, ruhig, zurückhaltend. Ich hatte die Hauptelemente des Verbrechens skizziert, die Anklageschrift verlesen und in groben Zügen Paige Vallis’ Geschichte vorweggenommen. Wenn sie ihnen mehr gab, würden sie überrascht, ja erfreut sein, dass ich ihnen nichts Falsches versprochen hatte. Dulles Tripping, der für den Fall so wesentlich war, hatte ich praktisch als eine Art Fußnote angeführt – so unsicher war ich mir, welche Rolle er letztendlich spielen würde.
    Robelon war abgebrüht. Er begann sein Plädoyer am Podium, stellte sich dann aber hinter den Stuhl seines Mandanten und legte Tripping die Hände auf die Schultern, den Angeklagten gleichsam umarmend, während sich Emily Frith vorbeugte und Trippings Unterarm tätschelte.
    Er vermied es, ins Detail zu gehen, sondern zeichnete stattdessen ein grobes Bild von einem allein erziehenden Vater eines lebhaften Kindes.
    Er machte aus meiner Zeugin kein Monster, aber unterschwellig zielte es in die Richtung. Auf der Grundlage dessen, was er sagte, vermutete ich, dass er mit einer Beschreibung von Paige Vallis enden würde, wonach sie emotional instabil, unsicher, von Andrews gemischten Signalen verwirrt und seinen privaten Sorgen und Nöten gegenüber unsensibel war.
    »Lassen Sie sich nicht von Ms. Cooper und der Tatsache, dass sie allein dort sitzt, irreführen, während wir hier zu dritt unseren Job machen«, sagte Robelon und zwinkerte den Geschworenen zu. Ich mochte diese Dynamik, da ich davon ausging, dass mich einige Geschworene in der Rolle der Außenseiterin sehen würden, die es mit dem Dreiergespann der Verteidigung aufnahm.
    »Sie kann auf die riesigen Ressourcen von Polizei und Justiz zurückgreifen«, fuhr er fort. »Glauben Sie mir, falls es Beweise gegen meinen Mandanten gäbe, dann hatte sie die Mittel und Wege, diese zu sammeln.«
    Leider glaubten die Geschworenen diesen Schwachsinn. Die New Yorker Polizei konnte nichts tun, um diesem Fall auf die Sprünge zu helfen. Wir können uns unsere Zeugen nicht aussuchen. Gebt uns die Müden, Armen, Hungrigen – und wenn wir gerade dabei sind, dann nehmen wir auch noch eure Irren, Junkies, Lügner, Spinner und Nutten. Ich hielt nichts davon, meine Zeugen herauszuputzen oder ihre Vorstellung aufzupolieren. Der Schuss würde garantiert nach hinten losgehen. Welche Schwachpunkte auch immer im Gerichtssaal zu Tage traten – Drogensucht, eine psychische Erkrankung oder ein alternativer Lebensstil –, genau darauf war der Täter angesprungen.
    Robelon schloss mit der üblichen Aufforderung, unvoreingenommen zu bleiben. Er machte keine Versprechungen, dass sein Mandant aussagen würde, sondern betonte stattdessen, dass er mich mit allen Mitteln herausfordern würde, meine Anschuldigungen zu beweisen.
    »Dann wollen wir uns mal Ihre erste Zeugin anhören, Ms. Cooper«, sagte Moffett.
    »Das Volk ruft Paige Vallis in den Zeugenstand.«
    Einer der Gerichtspolizisten öffnete die Seitentür des Gerichtssaals, die auf den Korridor hinausführte, an dem der kahle, schmuddelige Zeugenraum lag. Ich musterte indes die von uns ausgewählte Geschworenengruppe – acht Männer und vier Frauen.
    Fünfzehn Augenpaare – zwölf Geschworene, zwei Ersatzgeschworene und ein neugieriger Richter – ruhten auf Vallis, während sie an mir vorbei in den Zeugenstand ging. Der Gerichtspolizist bat sie, eine Hand auf die Bibel zu

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