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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Gerichtssaal ist, dann müssen Sie in den sauren Apfel beißen und da durch. Verhandlungen sind öffentlich. Moffett hat keine Handhabe, ihn auszuschließen.«
    Ich öffnete die Tür und ging vor ihr in den Gerichtssaal. Die Zuschauerbänke waren leer. Moffett ließ Paige wieder ihren Platz im Zeugenstand einnehmen, bevor er die Geschworenen hereinrief.
    Der Erzählfluss, auf den ich mich verlassen hatte, war hoffnungslos dahin. Darüber hinaus machte ich mir Sorgen, dass die Geschworenen Paige Vallis jetzt als hysterisch und flatterhaft ansahen. Die Tränen, das Zittern, die heftige Reaktion auf das Erscheinen des zurückhaltend wirkenden Mannes reichten aus, um drei oder vier von ihnen an Paiges Glaubwürdigkeit zweifeln zu lassen.
    »Sie können fortfahren, Ms. Cooper.«
    »Danke, Euer Ehren«, sagte ich und ging wieder ans Podium. »Ich werde Ihre Aufmerksamkeit jetzt auf den sechsten März lenken. Erinnern Sie sich, welcher Wochentag das war?«
    »Es war ein Mittwoch. Ich war gerade aus unserem Luncheon Meeting gekommen, als Andrew anrief.«
    »Was war der Grund seines Anrufs?«
    »Er wollte mich Wiedersehen und zum Essen einladen.«
    »Hatten Sie seit Ihrem letzten Treffen – dem Abend, an dem Sie mit ihm im Odeon waren – von ihm gehört?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Worte«, sagte Richter Moffett zu ihr. »Sie müssen mit Worten antworten. Die Protokollantin kann Ihre Kopfbewegungen nicht niederschreiben.«
    »Ja, Sir.«
    »Ja, Sie haben von ihm gehört?«, fragte der Richter.
    »Nein, ich meine, nein, ich habe nicht von ihm gehört.« Sie klang durcheinander und wieder leicht hysterisch.
    »Haben Sie mit dem Angeklagten zu Abend gegessen?«
    »Ja. Ich habe mich um halb acht mit ihm getroffen, in einem Restaurant, das er vorgeschlagen hat, in der Nähe der Grand Central Station.« Paige Vallis beschrieb das Abendessen inklusive einer Flasche Rotwein und die Unterhaltung, die sich hauptsächlich um den Jungen, Dulles Tripping, gedreht hatte.
    »Wie machten Sie es dieses Mal mit der Rechnung für das Abendessen?«
    »Andrew übernahm die Rechnung«, sagte sie.
    Robelon rief: »Was hat sie gesagt, Euer Ehren? Ich konnte es nicht hören.«
    Es war absehbar, dass er Paige Vallis bitten würde, alle Antworten zu wiederholen, die seiner Argumentation nützen könnten. Ich wusste, wie er diese Tatsache zu seinen Gunsten hinbiegen würde. Da Andrew Tripping für das Essen und den Wein bezahlt hatte, würde sein Date natürlich willens sein, mit ihm ins Bett zu gehen. Das wollte Robelon den Geschworenen jedenfalls weismachen.
    Paige hatte den Großteil des Abends im Restaurant geschildert, bis zu dem Moment, als Andrew sie fragte, ob sie mit zu ihm kommen wolle, um seinen Sohn Dulles kennen zu lernen.
    »Ich sagte Ja. Andrew hatte mir nicht gesagt, dass sein Sohn allein zu Hause war. Ich war überrascht, angesichts seines Alters. Also habe ich eingewilligt mitzukommen.«
    Auf dem Weg zu seiner Wohnung in der 36. Straße Ost hatten sie sich nicht berührt; sie hatten weder Händchen gehalten noch irgendwelche Intimitäten ausgetauscht.
    »Andrew schloss die Wohnungstür auf. Drinnen war es stockfinster, also dachte ich –«
    »Einspruch.«
    »Stattgegeben.«
    »Was ist passiert, nachdem Sie die Wohnung betraten?«, fragte ich.
    »Andrew schaltete das Licht ein. Dulles schlief noch nicht – obwohl es fast zehn Uhr war. Es war komisch, dass er im Finstern gewartet hatte«, sagte Vallis und schmuggelte ihre »Gedanken« durch die Hintertür wieder herein. »Er saß in einer Ecke des Wohnzimmers auf einem Stuhl, einem Holzstuhl mit gerader Lehne.«
    »Wer sprach zuerst?«
    »Andrew. Er nannte dem Jungen meinen Namen und bat ihn, sich vorzustellen.«
    »Hat er das getan?«
    »Nein. Er sagte kein Wort und rührte sich nicht vom Fleck. Da befahl ihm Andrew wie ein Militärkommandant, aufzustehen und mir die Hand zu schütteln.«
    »Was haben Sie gesehen, als der Junge näher kam?«
    »Tränen liefen ihm über die Wangen. Das war das Erste, was mir auffiel. Als er noch näher kam, sah ich, dass sein linkes Auge übel zugerichtet war und er einige Kratzer im Gesicht hatte.«
    »Haben Sie etwas zu ihm gesagt?«
    »Ich fiel auf die Knie und packte ihn an den Armen. Ich fragte ihn, ob mit ihm alles in Ordnung sei. Da schrie ihn sein Vater an, er solle endlich erwachsen werden und sich wie ein Mann benehmen.«
    »Was haben Sie als Nächstes getan?«
    »Ich versuchte, den Jungen in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen, dass

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