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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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ihrem Schrank herumkriechen musste – vor allem, nachdem er herausgefunden hatte, dass sie tot war.«
    »Wovon redest du?«, fragte ich.
    Mercer hielt mir das Stück Papier hin. »Spike Logan hat gesagt, dass er von Martha’s Vineyard hierher gefahren ist, oder? Nun, er muss gestern das Fährenticket hier verloren haben. So niedergeschlagen war er wohl doch nicht, dass es ihn vom Suchen abgehalten hätte.«

25
     
    »Stellen Sie mich bitte zu Monica Cortellesi durch«, bat ich Laura, während ich die Tür zu meinem Büro aufschloss. Ich hatte Mercer erklärt, dass sie unser Betrugsdezernat leitete und uns am ehesten sagen könnte, wen wir zur Schätzung der Münzen kontaktieren sollten.
    »Wer ist dein Kontakt bei der Polizei von Oak Bluffs?«, fragte er.
    »Warum soll Spike Logan spitzkriegen, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind? Solange wir wissen, wo er sich aufhält, können wir uns genauso gut erst einmal mit Anrufen zurückhalten, bis wir beschlossen haben, wie wir weiter vorgehen.«
    »Alex«, sagte Laura. »Cortellesi ist auf Leitung zwei.«
    »Monica? Nur eine kurze Frage. Mit wem spreche ich am besten, wenn ich etwas über seltene Münzen wissen will?«
    »Ich kann Ihnen die Nummer des Verbandes amerikanischer Münzsammler nennen. Sie sitzen in Colorado Springs. Sie machen viel –«
    »Zu weit weg.«
    »Wie wär’s dann mit der 57. Straße?«, fragte sie.
    »Perfekt.«
    »Stark’s. Wahrscheinlich die erste Adresse des Landes für Privathändler.«
    »Zuverlässig?«
    »Wie Fort Knox. Ein Familienbetrieb, in den dreißiger Jahren von zwei Brüdern gegründet. Es gibt wahrscheinlich kaum etwas, bei dem sie Ihnen nicht helfen können.«
    Ich bedankte mich bei ihr und reichte Mercer den Zettel, auf dem ich mir den Namen notiert hatte. »Würdest du dort anrufen und einen Termin vereinbaren, während ich an den FOIA-Gesuchen für die CIA arbeite?«
    Laura kam mit einer Hand voll Nachrichten herein. »Sie sollen Christine Kiernan anrufen. Sie hat wegen eines neuen Falls die ganze Nacht kein Auge zugetan. Die anderen können warten.«
    »Würden Sie mir bitte für morgen einen Flug auf den Vineyard buchen?«, fragte ich.
    »Müssen Sie am Vormittag nicht vor Richter Moffett erscheinen?«
    »Doch. Aber das wird hoffentlich kurz und schmerzlos sein. Buchen Sie mir einen Flug für den späten Nachmittag. Falls ich den Tripping-Fall am Vormittag abschließen kann, genehmige ich mir ein langes Wochenende.«
    Während ich am Computer an den Aktengesuchen arbeitete, telefonierte ich, den Hörer zwischen Kopf und Schulter geklemmt, mit Christine. »Was gibt’s?«
    »Eine Vergewaltigung mit Diebstahl in Hell’s Kitchen. Kann ich kurz raufkommen?«
    »Sicher. Ist das Opfer bei Ihnen?«
    »Nein. Sie ist noch im Krankenhaus. Wurde übel zugerichtet, als sie sich dem Kerl widersetzt hat.«
    Bis Christine mit ihrer Akte in mein Büro kam, hatte ich die Antragsformulare ausgefüllt und Laura mit der Bitte um Unterschrift zu Battaglia geschickt.
    »Ich erhielt den Anruf um drei Uhr nachts.« Sie reichte mir eine Kopie des Tatortberichts.
    »Das ist alles, was Sie an schriftlichen Unterlagen haben?«
    »Ja. Die Cops hatten noch keine Zeit, die Polizeiberichte zu tippen.«
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Meine Klägerin ist Mitte zwanzig. Sie studiert Medizin an der NYU und ist vor kurzem in ein saniertes Brownstone-Haus oberhalb der 40. Straße West gezogen. Riskante Ecke.«
    Jedes Mal, wenn ein heruntergekommenes Viertel von Manhattan saniert wurde, führte das in der ersten Zeit zu einem Anstieg der Kriminalitätsrate. Vor dreißig Jahren, als TriBeCa von einem Gewerbe- und Lagerhallengebiet zu einer Wohngegend mit Lofts umgewandelt wurde, sahen sich die ersten Anwohner regelmäßig Überfällen und Angriffen ausgesetzt. Es gab noch keine Straßenlaternen, keine örtlichen Händler, die einem vertraut waren, keine Lebensmittelläden, in denen man vor Verfolgern hätte Schutz suchen können, dafür aber viele Randexistenzen und zwielichtige Gestalten, die in den herrenlosen Häusern kampierten. Ein ähnliches Schicksal ereilte die Bewohner der Alphabet City – die Gegend zwischen Avenue A und Avenue D –, als sie die Drogenhändler und Prostituierten vertrieben, um das Viertel nicht länger verfallen zu lassen.
    »Auf dem Nachhauseweg vom Krankenhaus?«
    »Genau. Vierundzwanzigstundenschicht, sie war erschöpft und nahm ihre Umgebung nicht mehr so wahr. Es goss in Strömen, und sie hatte die Kapuze ihres

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