Der Leichenkeller
Abteilung würde das nach außen, geschweige denn den eigenen Mitarbeitern gegenüber, ein völlig falsches Signal senden. Dumm und gefährlich. Aber schließlich ist nicht jede Staatsanwältin für Sexualverbrechen zuständig.«
»Nun, die Frau, von der ich rede, schon. Bei der Staatsanwaltschaft in einem anderen Bezirk. Können Sie sich vorstellen, was sie für ein Vorbild abgibt?«
»Sie reden doch nicht etwa von –«
Battaglia kaute auf seiner Zigarre und stand auf. »Doch, Ihre Freundin Olivia. Tun Sie mir einen Gefallen, Alex. Falls Sie jemals beschließen, Ihr Sexleben an die große Glocke zu hängen, bitte keine Fotos. Werfen Sie einen Blick in die Oktoberausgabe dieses Magazins für die Singlefrau von heute. Die Frau des Bezirksstaatsanwalts hat es im Wartezimmer ihres Zahnarztes gesehen.«
»Entschuldigen Sie bitte die Störung, Mr. Battaglia. Alex, Will Nedim sagt, es sei ziemlich wichtig.«
»Eine Sekunde, Paul. Das interessiert Sie vielleicht. Nedim kümmert sich um die Angeklagte, die man mit McQueen Ransomes Nerzmantel erwischt hat. Wir haben versucht, sie zur Kooperation mit uns zu bringen.«
Ich hob den Hörer ab. »Will? Der Boss ist gerade bei mir. Irgendwelche Neuigkeiten?«
»Tiffany Gatts hat es sich womöglich anders überlegt.«
»Das hör ich gern. Hat Helena Lisi Sie angerufen?«
»Nein. Tiffany selbst. Sie ließ ausrichten, dass sie doch mit mir sprechen will.«
»Was haben Sie vor?«
»Wie wär’s, wenn ich sie morgen in mein Büro bestelle?«
»Natürlich mit ihrer Anwältin.«
»Natürlich. Ich dachte, Sie würden vielleicht auch dabei sein wollen.«
»Auf keinen Fall«, sagte ich. »In meiner Gegenwart würden Sie gar nichts aus ihr herauskriegen. Ich bin ein rotes Tuch für Tiffany Gatts. Falls sie mit Ihnen zurechtkommt, sollten wir es dabei bewenden lassen.«
Ich würgte Nedim ab, weil ich Battaglia nicht länger aufhalten wollte. »Keine Neuigkeiten, Paul. Aber falls wir Glück haben, verschafft uns dieses Mädchen eventuell den Durchbruch in der Sache mit Kevin Bessemer.«
Er wedelte zum Abschied mit seiner Zigarre, ein Zeichen, dass ich mich wieder an die Arbeit machen sollte. Ich erledigte ein paar Sachen und bestellte dann für Mercer und mich etwas zum Mittagessen.
»Bernard Stark wird uns um vier Uhr empfangen«, berichtete er. »Er ist das Oberhaupt der Firma und sagt, er freut sich, wenn er uns helfen kann. Mike wird sich direkt dort mit uns treffen. Das ist die gute Nachricht.«
Ich lächelte. »Und die schlechte?«
»Laut Auskunft der Telefonfirma in Massachusetts hat Spike Logan am Nachmittag, bevor er nach New York fuhr, auf Martha’s Vineyard einen Anruf erhalten.«
»Du glaubst, dass er von Queenies Tod wusste?«
»Laut Unterlagen handelt es sich bei dem Anrufer um den Nachbarn der Verstorbenen. Ich habe beim Dezernat nachgefragt. Der Nachbar war zu dem Zeitpunkt, als er Logan anrief, schon vernommen worden; zweifelsohne wollte er Logan die traurige Nachricht mitteilen. Dieser Scheißkerl wusste also mit Sicherheit bereits, dass sie tot war.«
Mittlerweile war es halb drei. Wir aßen gerade unsere Sandwiches an meinem Schreibtisch, als Laura mit einem Bündel Faxkopien hereinkam. »Ich habe einen Anruf von einer Sekretärin bei der CIA erhalten«, sagte sie. »Sie werden davon noch Kopien mit der Post schicken, mit all den offiziellen Unterschriften und Siegeln, aber das wird noch einen Monat dauern. Der Agent sagte, dass man ihn gebeten hat, Mr. Battaglias Gesuch so schnell wie möglich Folge zu leisten.«
»Muss nett sein, wenn man so einen Namen hat, dass man sich elegant ins Zeug legen kann und noch am selben Tag Antworten erhält«, lobte Mercer. »Vielleicht finden wir da ein paar Antworten zu unserem komischen Trupp.«
Ich blätterte in den fotokopierten Dokumenten, obwohl der Stapel eindeutig zu dünn war, um etwas Wichtiges zu enthalten. Unsere Gesuche um Akteneinsicht waren in allen vier Fällen – Victor Vallis, Harry Strait, McQueen Ransome und König Faruk – mit ein und derselben Antwort beschieden worden:
Als Koordinator für Informationen und Privatsphäre muss ich Ihnen leider mitteilen, dass die CIA die Existenz bzw. Nichtexistenz entsprechender Unterlagen weder bestätigen noch leugnen kann. Die Tatsache der Existenz bzw. Nichtexistenz von Unterlagen, die dahingehende Informationen enthalten, unterliegt der Geheimhaltung aus Gründen der nationalen Sicherheit, siehe Abschnitt 1.3 (a)(5) – Auswärtige Beziehungen
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