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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Wege, den Edelmetallgehalt der Münzen nachzuweisen.«
    Er betrachtete jede Münze von beiden Seiten.
    »Sehen Sie die kleine hier?«, fragte Stark, dem die ganze Sache sichtlich Spaß machte. »Ein ziemlich ungewöhnliches Stück. Die findet man kaum noch.«
    »Was ist das für eine Münze?«, fragte Mike.
    »Ein Zehn-Cent-Stück von 1844. Aber auf dem hier sitzt Lady Liberty. Die Münze hat eine hübsche Oberfläche aus Natursilber, die, wie wir es nennen, eine champagnerfarbene Patina angesetzt hat. Na los, raus damit, Mr. Wallace – haben Sie noch mehr?«
    Mercer reichte ihm auch den dritten Plastikbeutel. Er enthielt einige PP-Münzen von geringem Wert, aber als Stark ein großes Silbermedaillon in die Hand nahm und dessen hellgrüne Patina studierte, lächelte er wieder breit. »Ein sehr erlesenes Stück. Äußerst erlesen. Sehen Sie sich das Datum auf diesem Prachtexemplar an.«
    Er streckte uns die Münze entgegen. Die lateinische Aufschrift am oberen Rand bedeutete Amerikanische Freiheit . »Vierter Juli 1776«, sagte ich.
    Mike suchte etwas am unteren Rand. »Da sind keine Zahlen. Was für eine Münze ist das?«
    »Es ist eine Medaille, keine Münze. Auf dem Revers sehen Sie Herkules als Knaben – das Symbol für die amerikanischen Kolonien –, der sich gegen den feigen britischen Leoparden verteidigt. Können Sie die lateinische Aufschrift übersetzen?«
    »Nein, tut mir Leid.«
    »›Nur Gottes Beistand machte den Knaben kühn.‹ Von dem römischen Dichter Horaz«, sagte Stark. »Jedes Mitglied des Kontinentalkongresses erhielt nach den Schlachten bei Saratoga und Yorktown eine dieser Silbermedaillen.«
    Jetzt war Mike ganz Ohr. Wie jedes Mal, wenn es um Militärgeschichte ging. »Sie haben solche also schon mal gesehen?«
    »Davon gibt es nur noch sehr wenige, Mr. Chapman. Es war eine herrliche, aber sehr begrenzte Prägung.«
    »Was würde man Ihrer Schätzung nach dafür auf der Straße bekommen?«
    »Falsche Frage, Detective. Sie hat überhaupt keinen Straßenwert – das will ich Ihnen ja gerade erklären. Sie ist nie als Münze ausgegeben worden. Aber auf dem Auktionsmarkt ist sie viel wert. Die letzten davon erzielten mehrere tausend Dollar.«
    Starks Sekretärin kam mit einem großen Tablett ins Zimmer, das nach Decoupage-Art mit Münzen aller Größen und Farben bedeckt und lasiert war. Darauf standen eine Kaffeekanne und verschiedene Säfte. Wir bedienten uns.
    Stark stellte sich mit seiner Tasse und Untertasse ans Fenster, gegen das jetzt der Regen peitschte. »Ich helfe Ihnen gerne, aber ich hoffe, dass Sie vorhaben, mich in Ihr kleines Geheimnis einzuweihen.«
    »Geheimnis?«, fragte Mike.
    »Meine Familie ist seit fast einem Jahrhundert in diesem Geschäft, und wir wissen, wo die meisten seltenen Münzen der Welt im Laufe der Jahre gekauft oder verkauft worden sind. Sobald Sie zur Tür hinaus sind«, sagte Stark, »kann ich unsere Unterlagen nach Libertas Americana durchsuchen und wahrscheinlich herausfinden, wo dieses Stück die letzten fünfzig Jahre über gesteckt hat.«
    Ich wollte ihn nicht auf die Probe stellen, aber Queenie hatte die Münze schon länger in ihrem Besitz gehabt.
    »Ich kann Ihnen sehr viel mehr nützen, wenn ich weiß, womit ich es zu tun habe«, fuhr Stark fort. Er wandte uns den Rücken zu und sah aus dem Fenster. Ich nickte Mike zu – der Mord an Queenie war sein Fall.
    »Wir wissen nicht, wonach wir suchen sollen, Mr. Stark. Wir wissen auch nicht, wonach die Ganoven gesucht haben, und wir haben keine Ahnung, ob sie es gefunden haben. Die Tote«, sagte er nach kurzem Zögern, »war eine zweiundachtzigjährige gebrechliche Frau, die allein in einer Wohnung in Harlem lebte.«
    »Mit diesen Münzen? Einfach so, in ihrer Wohnung?«
    »Sie lagen auf dem Boden ihres Wandschranks und sind von demjenigen, der die Wohnung auf den Kopf gestellt hat, zurückgelassen worden. Diese Person ist vielleicht, vielleicht aber auch nicht, ihr Mörder.« Mike zögerte erneut, bevor er weitersprach. »Als junge Frau hatte die Ermordete eine Affäre mit einem der reichsten Männer der Welt. Er war der Sammler«, sagte er und spielte mit den Münzen auf der grünen Schreibunterlage. »Sie hat diese Dinger von ihm.«
    Wir hatten Starks Jagdinstinkt geweckt. Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und drehte sich zum Computerbildschirm. »Ich bin mir sicher, dass ich ihn in unserer Datenbank überprüfen kann. Seit wir im Geschäft sind, gibt es keinen Amerikaner, der nicht

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