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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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möchte.«
    »Was hat sie geantwortet?«
    »Sie hat mich ausgelacht und gesagt, einem Waschlappen wie mir würde sie sich nicht im Traum anschließen. Sie hat noch andere Beleidigungen von sich gegeben.«
    »War sie schon immer so hochmütig?«
    »Nein, nicht in diesem Maß.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Ich habe sie gebeten, ein paar Tage bei ihr wohnen zu dürfen, bis ich meine Geschäfte in Stockholm erledigt hätte. Darauf ist sie dann eingegangen, wenn auch ziemlich widerwillig.«
    »Hattest du zu diesem Zeitpunkt schon geplant, sie zu ermorden?«
    »Nein, absolut nicht. Daran habe ich keinen Gedanken verschwendet. Ich hoffte, sie würde mit der Zeit etwas entgegenkommender werden. Wir haben den ganzen Abend 385
    über Gott und die Welt geredet, und bei dieser Gelegenheit hat sie mir auch erzählt, dass PM sie letzten Herbst aufgesucht hatte, um zu erfahren, wo ich mich aufhalte. Sie sagte, er sei außer sich vor Wut gewesen und habe sie massiv unter Druck gesetzt. Sie hat mir auch erzählt, was PM alles über mich gesagt hätte. Ich dachte, dass darin vielleicht auch der Grund lag, warum sie mir gegenüber so ablehnend war. Als ich sie darauf ansprach, sagte sie mir, dass ich ein Dreckskerl und Betrüger sei. Es täte ihr Leid, dass PM mich nicht in die Finger gekriegt habe. Dann sagte sie lachend, wenn PM sie gefragt hätte, ob sie mit ihm nach Kanada oder bis ans Ende der Welt gehen wolle, hätte sie keine Sekunde gezögert. Sie hat mich bis aufs Blut provoziert.«
    Axels Zustand hatte sich spürbar verändert. Die Tränen waren getrocknet, und seine Müdigkeit war wie weggeblasen. Mit gestrecktem Rücken saß er auf seinem Stuhl und schaute das Aufnahmegerät herausfordernd an. Es bestand kein Zweifel, dass er tief gedemütigt worden war. Roffe brauchte ihn zum Weitersprechen nicht aufzufordern.
    »Später am Abend habe ich dann die Notiz in der Dagens Nyheter von der Leiche in der Jauchegrube gelesen. Ich habe sofort mit dem Gedanken gespielt, dass ich mich als diese Leiche ausgeben könnte. Am nächsten Tag habe ich mir die Christiansholmsposten besorgt und erfuhr, dass es sich bei dem Bauernhof um Knigarp handelte. Ich betrachtete das als Wink des Schicksals. Erst in diesem Moment fasste ich wirklich den Entschluss, meinen eigenen Tod zu arrangieren. Ich hatte die Bilder deutlich vor Augen: wie PM mich in Christiansholm ausfindig machte … wie er versehentlich zu hart zuschlug … so was kommt vor. Sein aufbrausendes Temperament ist ja weithin bekannt.« Axel gluckste amüsiert.
    »Alles schien so logisch und einfach. Wie PM panisch versuchte, die Leiche im Kofferraum loszuwerden … ziellos durch die Gegend fuhr … in diesem kleinen, albernen Auto 386
    seiner Frau … mitten in der Nacht. Wie er die Leiche schließlich aus lauter Verzweiflung in die Jauchegrube seines Nachbarn warf. Genauso hätte sich alles zutragen können, wenn er mich in die Finger gekriegt hätte. Doch auf den Gedanken, ihn zum Doppelmörder zu machen, kam ich erst an einem Abend, an dem Marianne ausgegangen war. Sie hatte anscheinend eine Vorliebe für Männer, die sie hart anfassten, und da bot sich der cholerische PM als Mörder doch fabelhaft an. Die Frage war nur, warum er sie umbrachte und bei welcher Gelegenheit …
    aber dieses Problem konnte ich lösen. Ich hatte mir alles perfekt zurechtgelegt. Auf Mariannes Schreibmaschine schrieb ich beide Briefe. Den Brief an PM warf ich noch am selben Abend ein. Ich kannte ihn gut genug, um sicher zu sein, dass er anbeißen würde. Es war, als würde man einen Film inszenieren
    … Es war ein berauschendes Gefühl der Macht.«
    »Du musst PM wirklich hassen«, sagte Roffe.
    Axel nickte lächelnd. »Seit der Schule«, bestätigte er und fuhr fort: »Am Sonntag wollte Marianne mich loswerden. Ich hatte aber vor, mindestens bis Dienstag in der Stadt zu bleiben, und es kostete mich viel Überredungskunst, sie dazu zu bewegen, dass ich noch zwei Tage bleiben durfte. Da kam sie plötzlich auf die schwachsinnige Idee, mich erpressen zu wollen. Sie forderte zwanzigtausend Kronen, wenn ich bis Dienstag bleiben wolle.
    Sie glaubte nämlich, dass ich haufenweise Geld hätte. Als ich darauf einging, war sie immer noch nicht zufrieden und forderte einen halben Tag später eine halbe Million, ansonsten würde sie mich Enqvist ans Messer liefern. Sie scheint wirklich nicht viel von mir gehalten zu haben. Ich tat so, als sei ich am Boden zerstört, und ging zum Schein darauf ein, ihr am Dienstag

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