Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Abend der Saison

Der letzte Abend der Saison

Titel: Der letzte Abend der Saison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
versank hinter den Einfamilienhäusern, als sie herauskamen. Die Hälfte der Straße war angestrahlt, und die andere Hälfte hatte ihre Farben verloren. Dazu gehörte auch der Teil, der sich vor ihrem Haus befand, und sie setzten sich dorthin. Es lag ein mattes Licht über ihnen, das die Farben in den Kleidern der Leute intensiver leuchten ließ, als wäre das, was hierher gebracht wurde, deutlicher zu sehen. Vielleicht sind das auch nur meine Augen, dachte er.
    Sie hatten sich vorgestellt.
    Er fand nicht, dass sich die Leute unbedingt anstrengten, zurückzugrüßen.
    Ja, so ist es wohl, dachte er. Man ist sich selbst genug. Wenn man etwas älter wird, ist es nicht mehr so wichtig, andere kennen zu lernen. Es gibt nicht mehr so viel, was man von anderen lernen könnte. Das Wichtigste ist, für sich selbst erreichbar zu sein, wenn man sich braucht.
    Er goss Lena etwas Wein ein und fragte die Frau rechts von ihm, ob sie auch etwas wollte. Ihr Glas war leer. Ein Mann auf der anderen Seite des Tisches sah ihn an, sagte aber nichts. Die Frau nickte.
    Der Mann gegenüber goss Wein in sein Glas. »Prost«, sagte der auf der anderen Seite und erhob sein Glas, das ein wenig wackelte und überschwappte.
    Er sah, dass der Mann halb betrunken war. Ist das hier eine Straße mit Säufern?, fragte er sich. Die Stimmen rundherum waren sehr laut. Er fröstelte. Dafür, dass es noch so früh im August war, war es ein kühler Abend. Aber vielleicht ist das ja normal hier oben, dachte er. Das Haus liegt auf einer Anhöhe, ringsherum ist es grün und die Temperatur ist hier niedriger als in der Stadt.
    Die Kinder liefen an dem langen Tisch entlang. Sein Sohn saß still zwischen ihm und seiner Frau. Jetzt stand der Sohn auf und ging zusammen mit dem Jungen, der Mårten hieß, weg.
    Er sah, dass der Mann gegenüber sich vorbeugte, um etwas zu seiner Frau zu sagen, er verstand aber nicht, was es war.
    Danach stand der Mann auf und verließ den Tisch.
    »Was war denn?«
    Er lehnte sich zu seiner Frau hinüber und murmelte die Frage fast. Fällt mir denn nichts Besseres ein, als solch eine Frage zu stellen?, dachte er bei sich.
    »Wieso?«
    »Der gegenüber hat doch etwas zu dir gesagt.«
    »Er hat nur willkommen gesagt.«
    »Zu dir persönlich?«
    »Aber sicher.«
    »Er schien nicht gerade nüchtern zu sein.«
    »Nein, vielleicht nicht.«
    »Er war nicht nüchtern.«
    »Schließlich wird hier gefeiert«, sagte sie.
    Verdammt, dachte er, nahm einen Schluck Wein und erhob sich dann.
    »Entschuldigung«, sagte er zu der Frau neben sich und zu einem Mann auf der anderen Seite, verließ den Tisch und ging ein paar Schritte weg und auf sein eigenes Grundstück.
    Er ging ins Haus, holte den Whiskey heraus und trank direkt aus der Flasche, zuerst einen Schluck und dann noch einen. Es brannte in der Brust und er wartete, bis sich die Wärme verflüchtigt hatte. Dann ging er wieder hinaus.
    Von der Rückseite des Hauses hörte er Stimmen, und als er herumging, sah er, dass der Sohn und sein neuer Kumpel dort standen, zusammen mit dem Mann, der ihm gegenübergesessen und mit seiner Frau geredet hatte.
    Sie standen und schauten auf das Kreuz und drehten sich um, als sie ihn kommen hörten.
    »Dazu wird also mein Holz benutzt«, sagte der Mann, der Probleme hatte, das Gleichgewicht zu halten. Er riss sich zusammen, ging dann auf ihn zu und hielt ihm die Hand entgegen.
    »Lennart Vejde. Zwei Häuser weiter von hier Richtung Hügel. Die Jungs haben sich ja schon kennen gelernt.«
    »Ja«, sagte er und drückte die Hand, »hier auch Lennart.«
    »Sieh mal einer an. Ja, herzlich willkommen.«
    »Danke.«
    »Das hier ist ein gutes Viertel.«
    »Hm.«
    »Es ist rein und sauber.«
    »Ja …«
    »Wir halten es sauber.«
    »Ja …«
    »Man könnte sagen, dass wir es gesäubert halten.«
    »Jetzt komme ich nicht ganz mit.«
    »Gesäubert.«
    »Es ist auf jeden Fall ein sauberes und schönes Viertel.«
    »Das meine ich nicht damit.«
    Er sagte nichts, er sah den anderen eine Bewegung ins Dunkel machen. Die Jungen waren gegangen, das Kreuz auf dem Grabstein vor der Hecke wirkte in der Dämmerung sehr weiß und schien fast von selbst zu leuchten.
    »Wir sind zufrieden damit, was für Leute hier wohnen.«
    »Da muss man sich ja geehrt fühlen«, sagte er, aber der andere schien ihn nicht zu hören.
    »Sie verstehen ja wohl, was ich meine.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das tue.«
    »Ich sage nichts mehr«, sagte der andere und ging auf die Vorderseite des Hauses zu,

Weitere Kostenlose Bücher