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Der letzte Abend der Saison

Der letzte Abend der Saison

Titel: Der letzte Abend der Saison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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zurück zu dem Fest draußen auf der Straße. Das Stimmengewirr war in der Dunkelheit deutlicher geworden.
    »Warten Sie.«
    Der andere war stehen geblieben. »Sind Sie so einer?«, fragte er.
    »Jetzt mal immer mit der Ru…«
    »Mit so einem kann man nicht reden. Sie sind hier falsch«, sagte der Mann und machte einen Schritt zur Seite, fing sich aber und ging dann weiter um die Hausecke herum.
    Es war kühler geworden. Er verschwand im Haus, holte einen Pullover und zog ihn sich über. In der Küche trank er noch einen kleinen Schluck Whiskey. Ich darf nicht besoffen werden, dachte er.
    Dann ging er hinaus zum Tisch zurück und setzte sich. Seine Frau sprach mit einer Frau, die gegenüber saß. Er sah, dass der Mann, der auch Lennart hieß, zum Tisch zurückgekommen war und sich da hingesetzt hatte, wo er vorher gesessen hatte. Er sagte nichts, er schaute nicht in seine Richtung.
    Der verdammte Typ sprach mit einem anderen Mann. Er glaubte nicht, dass sie über ihn sprachen. Oder sie sind gut darin, es zu verbergen, dachte er.
    Er lehnte sich zu seiner Frau hinüber.
    »Der da ist so eine Art Rassist«, sagte er leise.
    »Was? Wer?«
    »Der da, der was zu dir gesagt hat und dann wegging. Er war mit seinem Jungen drinnen auf unserem Grundstück und ich habe mit ihm geredet.«
    »Hm.«
    »Er hat sich benommen wie einer von der Bürgerwehr.«
    »Quatsch.«
    »Quatsch? Das denke ich mir nicht aus.«
    »Bürgerwehr?«
    »Er hat davon geredet, dass das hier ein sauberes Viertel sei und dass man Leute, die er ›so welche‹ nannte, nicht verstehen könne.«
    »Er war wohl etwas betrunken.«
    »Das ist es aber nicht. Und außerdem ist das auch keine Entschuldigung.«
    »Dann rede einfach nicht mit ihm. Wahrscheinlich hat er morgen alles vergessen oder du wirst irgendwann noch mehr erfahren.«
    »Beunruhigt dich das nicht?«
    »Also, im Moment jedenfalls nicht. Können wir es nicht einfach mal ein bisschen nett haben? Wir sind hier auf einem Fest. Vielleicht hat er von Immobilienmaklern geredet«, sagte sie und lachte und wandte sich der Frau zu, mit der sie geredet hatte, ehe er sie unterbrochen hatte.
    Er erhob sich, ging ein Stück den Tisch entlang und setzte sich auf einen freien Stuhl. Am besten, er brachte es gleich hinter sich.
    »Ich bin neu hier.«
    »Hallo.«
    »Hallo.«
    »Herzlich willkommen.«
    »Wir sind in das gelbe Haus eingezogen«, sagte er.
    »Das hat ja nicht lange leer gestanden.«
    »Nein. Wir hatten wohl Glück.«
    »Ja, man hat Glück, wenn man hier ein Haus bekommt«, sagte der Mann ihm gegenüber.
    »Ja, scheint so.«
    »Hier herrscht Ordnung«, sagte der Mann und die anderen nickten und eine der Frauen zeigte auf die Straße, als würde sich ihr Finger bis zur Stadt hinunterwinden.
    »Wir verstehen einander hier«, sagte sie.
    »Ein gegenseitiges Verständnis«, sagte die andere Frau.
    »Was ist damit gemeint?«, fragte er. »Dass sie einander verstehen. Was heißt das?«
    »Dass wir gute Nachbarn sind«, sagte der Mann.
    »Dieser Spruch ›hier herrscht Ordnung‹ gefällt mir nicht«, sagte er. »Ich finde nicht, dass man diesen Ausdruck verwenden sollte.«
    Keiner der anderen sagte etwas.
    »Das ist schon das zweite Mal heute Abend, dass ich so etwas höre«, sagte er. »Ich möchte mal wissen, wo ich hier gelandet bin.« Er lehnte sich nach vorne zu dem Mann gegenüber.
    »Da müssen Sie sich nur umsehen«, antwortete der Mann.
    Er sah sich um, und als er den Kopf drehte, merkte er, dass er mehr Alkohol getrunken hatte, als er dachte oder als er gemeint hatte trinken zu können, ohne dass er es spürte oder man es ihm anmerkte. Es ist nicht gut, direkt aus der Flasche zu trinken, dachte er. Sie sehen, dass ich getrunken habe. Verdammter Mist.
    Die Menschen saßen im Halbdunkel, er konnte nur Teile ihrer Gesichter sehen, weil die Teelichter auf den Tischen nicht sonderlich viel Licht spendeten. Er hörte, dass der Geräuschpegel gestiegen war, und wusste, dass das daran lag, dass sie Alkohol getrunken hatten.
    Vielleicht merken sie nichts. Ich wünschte, wir wären nicht rausgegangen. Das ist einfach nur diese verdammte Angst, ausgeschlossen zu werden. Wie kann man von Leuten ausgeschlossen werden, die man nicht einmal kennt? Jetzt wird es schwer werden, hier Fuß zu fassen. Das hier ist eine Straße, in der gemobbt wird. Gibt es denn keinen Ort, wo die Leute einfach nett sind?
    »Ich habe mich umgesehen«, sagte er, aber niemand beachtete ihn mehr.
    Er beugte sich zu dem Mann

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