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Der letzte Abend der Saison

Der letzte Abend der Saison

Titel: Der letzte Abend der Saison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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hinunter und setzte sich an den Tisch.
    Seine Frau saß noch dort. Sie hatte das Fenster geöffnet und er hörte nur die Geräusche der Nacht von draußen. Er trat ans Fenster, lehnte sich hinaus und sah auf die einsame Straße draußen vor dem Haus.
    Die Tische waren hereingeräumt. Ein paar Papiere lagen noch dort und der Wind trug sie den Hügel hinab. Die Luft war kühl und er ließ das Fenster offen stehen und kehrte zum Tisch und zum Stuhl zurück. Lange saßen sie schweigend dort und lauschten auf den Wind.
     
    Sie saßen immer am selben Tisch und ich saß auf einem Stuhl bei der Jukebox. Sie kamen nach der Arbeit, blieben ungefähr eine Stunde und gingen dann, um eine Runde zu fahren. Danach kamen sie wieder. Ich erhielt eine Hand voll Münzen von ihnen und spielte ihre Musik. Einer von ihnen sagte wieder und wieder, ich solle Some Day We’re Gonna Love Again von den Searchers spielen. Das war Anfang August. Meine Eltern waren für Kaffee und Kuchen verantwortlich. Meine Mutter kam mit dem Kaffee herein, und wenn sie sich über den Tisch beugte, dann geschah es manchmal, dass einer von ihnen über ihren Arm streichelte, und sie lächelte und machte eine Bewegung, als würde sie eine Fliege verjagen, die sich dort hingesetzt hätte. Der sie berührt hatte, sah mich dann an und blinzelte mir zu, nachdem sie gegangen war.
    »Ganz schön flott, deine Mutter.«
    Ich stand auf, drehte ihm den Rücken zu und drückte auf die Knöpfe der Jukebox.
    »Jetzt spielt er das schon wieder!«, sagte der andere.
    »Das ist mein Song.«
    »Aber wir haben den doch schon …«
    »Das ist mein Song«, sagte er und ging aus dem Zimmer. Ich hörte ihn mit meiner Mutter reden. Mein Vater war an den Abenden niemals da, denn er musste morgens früh aufstehen, um zu backen. Ich hörte meine Mutter lachen.
    Ich hing immer da rum, auch wenn ich mich wegsehnte. In jenem Sommer saß ich fast jeden Abend auf dem Stuhl bei der Jukebox. Schon bald begann ich sie zu hassen. Ich hasste die Stühle und die Tische und die Menschen, die von der Straße hereinkamen. Ich hasste den Sommer.
    Manchmal trat ich auf die Veranda hinaus und spürte die Sonne im Gesicht. Sonne gab es immer in jenem Sommer. Die Straße ging damals mitten durch den Ort und sie verlief direkt bei der Veranda, auf der ich stand. Es kamen viele Menschen durch unseren Ort. Ich musste immer denken, dass viele, die im Land wohnten, hier durchreisten, weil es einfach auf der Strecke lag. Es blieben immer Autos vor dem Café stehen. Auf der Rückseite hatten wir auch einen Ausschank, doch dorthin ging ich niemals.
    »Willst du nicht schwimmen gehen?«, fragte meine Mutter, als ich wieder hereinkam. Das war wie ein Ritual, das sich den ganzen Sommer lang wiederholte. Sie sagte das und ich antwortete mit einem Nein und blieb neben der Jukebox sitzen, bis sie weggefahren waren. Bis er weggefahren war. Er saß so lange dort, bis es Zeit war zu schließen. So ging es fast jeden Abend.
    In der dritten Augustwoche war es abends dunkel, wenn meine Mutter abschloss. Er kam jetzt allein. Ich wusste nicht, wo der andere war, und ich fragte nicht. An diesem Abend sagte ich, dass ich nach Hause gehen würde, doch ich wartete draußen auf der anderen Straßenseite unter einem Ahorn. Ich stand im Dunkeln. Ich sah sie zusammen kommen und meine Mutter stieg in sein Auto. Ich sah, wie sie sich eine Zigarette anzündete, als sie im Auto saß. Er strich ihr über den Nacken und sie ließ ihn das tun. Mein Herz schlug schwer in der Brust. Ich schlug die Fäuste auf die Rinde des Baumes.
     
    Er fuhr nach Westen, die untergehende Sonne im Gesicht. Ich bin auf dem Weg ins Paradies. Die Straßen dorthin sind besser geworden.
    Die Straße bog nach Süden ab und die Sonne verschwand hinter den schwarzen Bäumen rechts von ihm. Er nahm die Sonnenbrille ab. Er drückte die Kassette in den Kassettenrekorder und die Musik leistete ihm Gesellschaft, bis er auf den Parkplatz der Raststätte fuhr und sich in die Schlange an der Cafeteria einreihte.
    Ein Arbeitsleben mit Unterbrechungen in den Cafeterien am Wegesrand, dachte er, als er seinen Kaffee bekommen und bezahlt hatte und sich an einem der Tische mit Aussicht über den Parkplatz und die Straße und den See weiter unten niedergelassen hatte. Die Autos fuhren zu schnell. Er konnte das sehen. Eine einzige Bewegung, die nicht dorthin gehörte, und es würde eine Katastrophe geben.
    Ich frage mich, warum es in den Raststätten am Wegesrand immer so still ist.

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