Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Abend der Saison

Der letzte Abend der Saison

Titel: Der letzte Abend der Saison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
zuhören. Er konnte sehen, dass ihre Bewegungen jetzt langsamer geworden waren, als würde eine Batterie allmählich zu Ende gehen.
    »Wozu denn?«
    »Weil … ich hab Dur…«
    »Eine Tasse Kaffee«, sagte einer der Männer neben ihm und sah direkt zu ihm auf, »hast du ein paar Kronen für eine Tasse Kaffee?«
    Er sah zum Tisch hinüber, Monika sah zurück, aber er konnte aus der Entfernung ihre Gesichtszüge nicht richtig erkennen. Wenn er nicht innerhalb einer Minute zurückkäme, dann würde sie die Hand heben und winken, als ob er vergessen hätte, an welchem Tisch er saß oder mit wem er ursprünglich hier war.
    »Und ein anderer braucht ein Bier«, sagte der Mann auf der Bank vor ihm.
    »Und Kaffee«, fügte der Mann daneben hinzu.
    »Mit Nachschlag«, sagte der ganz außen.
    »Okay, okay«, sagte er und steckte die Hand in die Innentasche des Sakkos. Er spürte die Feuchtigkeit in seinen Achselhöhlen, er hatte angefangen zu schwitzen und hoffte, dass die drei Saufköpfe das nicht bemerkten.
    Der Mann, der zuerst mit ihm geredet hatte, war jetzt aufgestanden. Er spürte seinen Atem. Sie waren gleich groß. Sitzend hatte er einen betrunkeneren Eindruck gemacht. Das Weiß in seinen Augen war wie Marmor.
    »Bist wohl ein feiner Pinkel?«, fragte der Mann.
    »Wie bitte?«
    »Bist wohl ein feiner Pinkel?«, wiederholte der Mann und er spürte die Aggressivität, die von ihm ausging, wie einen plötzlichen Windzug.
    »N… ein.«
    »Ein feiner Pinkel, der glaubt, dass er ein feiner Pinkel ist?«
    »Nein.«
    »Feiner als alle anderen.«
    »Nein«, sagte er, drehte sich um, ging zum Tisch zurück und setzte sich. Er sah, wie seine Hände zitterten, der Hals war wie zugeschnürt. Er versuchte zu schlucken, aber das war anstrengend.
    »Was war denn los?«
    »Sie wollten Geld haben.«
    »Die sehen übel aus«, sagte sie.
    »Sieh nicht hin.«
    »Was?«
    »Sieh nicht in ihre Richtung.«
    »Verschwinden sie, wenn man nicht hinschaut?«
    »Die können sonst was machen«, sagte er. »Wenn du weiter dorthin starrst, dann kommen sie bestimmt.«
    Sie antwortete nicht.
    »Es ist gut möglich, dass wir hier noch länger sitzen«, sagte er.
    »Was stand denn da?«
    »Wo?«
    »Über die Verspätung.«
    »Nichts Neues.«
    »Wir werden hier noch eine Ewigkeit hocken«, sagte sie. »Auf immer und ewig werden wir hier hocken.«
    »Da ist es wohl am besten, wenn man es sich etwas gemütlich macht.«
    »Das ist überhaupt nicht witzig.«
    »Gar nichts ist witzig.«
    »Was soll denn das heißen?«
    »Nichts«, sagte er. »Willst du noch ein Glas Wein?«
    »Dann kommen die wahrscheinlich und wollen auch etwas haben«, sagte sie und schaute zur Tür hinüber.
    »Sieh nicht hin.«
    »Wenn die hätten herkommen wollen, dann wären sie ja wohl inzwischen hier.«
    »Also, willst du nicht noch ein Glas?«
    »Doch.«
    »Ich werde ein Bier nehmen.«
    Er stand auf und ging zum Bartresen vor den hohen Fenstern, die zum Bahnsteig wiesen. Eine seltsame Platzierung für einen Bartresen, dachte er. Er stand mit dem Rücken zum Raum. Als er seine Bestellung abgegeben hatte, sich wieder umdrehte und zurück zum Tisch ging, sah er, dass die drei Männer jetzt die Bank verlassen hatten und weggegangen waren.
    Er empfand ein Gefühl der Befreiung, so stark, dass es ihn erstaunte. Ich muss ganz schön Bammel gehabt haben, dachte er.
    »Sie sind gegangen«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Ich sehe, das freut dich.«
    »Das Leben ist, was man daraus macht.«
    »Meine Güte.«
    »Es kommt darauf an, sich die kleinen Momente der Freude und der selbst gewählten Einsamkeit zunutze zu machen«, sagte er.
    »Hör jetzt auf«, sagte sie. »Lass mich den Wein hier trinken.«
    »Man muss versuchen, sein eigenes Leben zu lenken, seinen eigenen Weg zu verfolgen.«
    »Himmel noch mal«, sagte sie, »trink dein Bier. Und dann könntest du noch mal nach dem Zug schauen.«
    »Du hörst nie zu.«
    »Trink das Bier, Bengt.«
    »Nein, ich meine es ernst.«
    »Ich will jetzt nichts davon hören.«
    »Wovon hören?«
    »Kannst du dich nicht wie ein Mann benehmen und eine Weile ruhig dasitzen und trinken, so dass man seine Ruhe haben kann?«
    »Du hättest es wahrscheinlich am liebsten gehabt, wenn ich diese verdammten Typen da verprügelt hätte.«
    Sie antwortete nicht. An den Nachbartisch setzte sich ein Paar, der Mann war mit Krücken gegangen und jetzt legte er sie neben den Stuhl, während er sich setzte. Das hat er schon viele, viele Male getan, dachte er.
    Die Frau hielt nach

Weitere Kostenlose Bücher