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Der letzte Abend der Saison

Der letzte Abend der Saison

Titel: Der letzte Abend der Saison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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einem Kellner Ausschau, doch dann begriff sie, dass hier wahrscheinlich Selbstbedienung war. Sie werden Kaffee trinken, dachte er. Alkohol ist nicht gut für die Gelenke.
    Die Frau kam mit einer Tasse Kaffee zurück, einem Glas, das aussah, als würde es Whiskey enthalten, und einem Glas Wasser und stellte beide Gläser vor den Mann. Vielleicht ist es ihm scheißegal, dachte er. Zum Teufel mit den Gelenken.
    Es knatterte im Lautsprecher. Dann wurde etwas angesagt.
    »War das unserer?«, fragte sie.
    »Ich habe nichts verstanden.«
    Es knisterte wieder.
    »Aber sie …«
    »Sei still, damit man was verstehen kann«, sagte er, aber er verstand wieder kein Wort.
    »Das war wahrscheinlich unserer«, sagte sie.
    Er hielt die Hände ein wenig über den Tisch. Ich wehre mich mit Händen und Füßen dagegen.
    »Du musst gehen und nachschauen.«
    Er ging erneut in die Halle hinaus. Die Sonne war jetzt fort. Er stand direkt vor den Bildschirmen. Ihr Zug war angekündigt, aber sie hatten noch anderthalb Stunden Wartezeit. Immerhin etwas, dachte er, drehte sich um und stieß fast mit einem der Männer von der Bank zusammen. Er stand direkt hinter ihm. Ich hätte ihn hören müssen, aber ich habe mich auf den Schirm konzentriert.
    »Wird jetzt Zeit«, sagte der Mann.
    »Ja.«
    »Wo soll das noch hinführen?«, sagte der Mann, aber es war wohl keine ernst gemeinte Frage gewesen.
    »Hast du ein paar Kronen?«, fuhr er fort.
    »Hörnsie …«
    »Ich habe die Frage schon einmal gestellt, aber es kam nix.«
    Er antwortete nicht.
    »Tut mir Leid, was ich vorhin gesagt habe.«
    »Ja.«
    »Man sagt halt Sachen.«
    »Ja.«
    »So ist es, wenn es den Bach runtergeht.«
    »Hm.«
    »So richtig den Bach runter, aber das weißt du ja nicht, wie das ist.«
    »Nein.«
    »Darüber redet man nicht«, sagte der Mann. »Es geht den Bach runter, aber das ist nichts, worüber man mit jemand redet.«
    »Hier«, sagte er und gab dem Mann einen Zehner und der Mann nahm die Münze in die Hand und schaute ihm ein oder zwei Sekunden lang in die Augen. In diesem Licht war das Weiße in seinen Augen immer noch wie Marmor, eine tiefere Schattierung des Steins.
    »Verzeih einem armen Sünderlein«, sagte der Mann, drehte sich um und ging weg.
    Er ging zum Tisch zurück und setzte sich wieder hin.
    »Das hat ja gedauert«, meinte sie.
    »Einer von denen ist wieder angekommen.«
    »Ja?«
    »Ich habe ihm einen Zehner gegeben.«
    »Wenn du meinst, dass du dir das leisten kannst.«
    »Ich hatte keine andere Wahl.«
    »War er unfreundlich?«
    »Nein. Es war eher so, dass seine ganze Person von einer großen Trauer umgeben war. Es war, als sei es nicht er selbst, der dort stand, sondern sein Schatten. Ich war fast ein wenig berührt davon.«
    »Meine Güte, was du so redest.«
    »Das wäre dir genauso gegangen. Und dann hat er ›Entschuldigung‹ gesagt und ist einfach weggegangen.«
    »Hm.«
    »Er hat nicht um Entschuldigung dafür gebeten, dass er vorher so unfreundlich war, sondern dafür, dass er so ist, wie er ist. Weil er ein Sünder ist.«
    »Bist du da sicher?«
    »Natürlich.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da. Er sah, dass der Mann am Nebentisch seinen Alkohol getrunken hatte und jetzt mit den Krücken in der Hand dasaß, als sei das die natürlichste Sache der Welt. Er hob die eine Krücke hoch, als würde er ein Kunststück, einen Balanceakt ausführen.
    »Wie war das mit dem Zug?«
    »Anderthalb Stunden.«
    »Verdammter Mist.«
    »Möchtest du noch ein Glas?«
    »Willst du, dass ich betrunken werde?«
    Er antwortete nicht. Es klirrte von der Bar her, als der Barkeeper ein Glas auf den Steinfußboden fallen ließ.
    »Und dass ich mich dann da hinten auf die Bank setze?«, fuhr sie fort.
    »Möchtest du etwas essen?«
    »Nein.«
    »Wir können eine Runde drehen«, sagte er.
    »Bist du unruhig?«
    »Es ist so verdammt langweilig, hier zu sitzen.«
    »Kannst du dich nicht mal ein paar Minuten entspannen?«
    »Als ich das versuchte, hast du mich losgeschickt, um nach der Abfahrtszeit zu schauen«, sagte er.
    »Ansonsten wärst du woanders hingegangen«, sagte sie und zündete sich eine Zigarette an und das gefiel ihm nicht.
    »Musst du rauchen?«
    »Ja.«
    »Schon bald wird es überall auf allen Bahnhöfen und in allen Cafés und Restaurants Rauchverbot geben. Und dann, was machst du dann?«
    »Wenn Rauchverbot herrscht, werde ich nicht rauchen«, sagte sie, »das ist doch wohl klar, oder?«
    »Der Tabakkonsum wird überall kriminalisiert«, sagte

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