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Der letzte Agent

Der letzte Agent

Titel: Der letzte Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Metern.
    »Wer ist das?«, schrie Clara.
    »Ich weiß es nicht«, brüllte ich zurück. »Bleib liegen, komm nicht hoch.« Ich versuchte zu überlegen, ich wusste nur, er würde in Sekunden wieder bei uns sein. Und während ich noch zu überlegen versuchte und in die erste Linkskurve bei Wiesbaum ging, war er bereits wieder da. Er fuhr dicht auf, nahm mit beiden Händen die Waffe hoch in die Hüfte, fuhr freihändig weiter und schoss.
    Die Kugeln knallten hinten in das Blech, zertrümmerten die Rückscheibe, und Clara wimmerte.
    Ich trat mit aller Gewalt in die Bremsen und ließ den Wagen quer zur Fahrbahn kommen. Aber er war besser als ich, er roch es. Er ließ die Hände mit der Waffe sinken, nahm den Lenker, kam mit einer eleganten Bewegung parallel zu mir und stand. Ich gab wieder Gas.
    »Ich biege in den Wald ab«, schrie ich. »Es ist unsere einzige Chance.«
    »Wieso ist hier denn keiner?«, fragte sie kläglich.
    »Zu früh für Berufsverkehr. Bleib liegen, nimm den Parka und stopf ihn zwischen dich und die Rückenlehne. Im Wald bin ich sicherer, vielleicht.« Er kam sehr ruhig heran, wirkte nicht im geringsten aufgeregt, und tatsächlich war es nur eine Frage der Zeit, wann er uns wie auf einem Schießstand erledigen konnte.
    Ich ging über Kanal neun und brüllte: »Wer immer mich hört, hol die Bullen. Ich werde beschossen, ungefähr fünf Kilometer vor Hillesheim. Ein Motorradfahrer beschießt mich. Schwarze Montur, schwarze Yamaha. Das Kennzeichen … er hat gar kein Kennzeichen. Holt die Bullen!«
    Vor dem Waldweg, der am Rande einer großen abgeholzten Fläche begann, hielt ich kurz, schaltete den Vierradantrieb ein und gab dann Vollgas.
    »Jetzt wirst du hüpfen«, schrie ich.
    Der Funk kam mit großem Rauschen. Jemand rief: »Junge, biste besoffen? Wer beschießt dich wo?«
    »Wiesbaum-Hillesheim. Ich fahre in den Wald Richtung Eichengrund. Bullen her!«
    Er konnte auf diesem Weg nicht freihändig fahren, er musste versuchen, mich auf eine andere Weise zu stoppen. Er war etwa dreißig Meter hinter uns und machte gewaltige Sprünge über die Bodenwellen.
    »Halt dich fest«, schrie ich. Dann riss ich das Steuer nach rechts, kam den Bruchteil einer Sekunde zum Stehen, schob den kleinen Schalthebel auf doppelte Kraft und halbe Geschwindigkeit. »Jetzt pflüge ich.«
    Er war geschickt, er fuhr nicht hinter mir her, er fuhr parallel, etwa zwanzig Meter versetzt links von mir. Wenn ich noch zweihundert Meter durchhielt, konnte ich ihn dort haben, wo ich ihn haben wollte.
    »Lass deinen Kopf unten«, brüllte ich. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie er schneller wurde, und ich wusste sofort, was er vorhatte. Er brauchte nur fünfzig Meter Vorsprung zu haben, dann konnte er seine Maschine sausen lassen und uns auf kürzeste Entfernung wie Spatzen abschießen.
    »Lieber Gott, das halte ich nicht aus.« Clara schluchzte haltlos. Er fuhr jetzt einen ziemlich spitzen Winkel und würde gleich von der Maschine springen, um zu schießen. Ich versuchte, in der Fahrt wieder in den normalen Vierradantrieb zu schalten, und merkwürdigerweise klappte das, obwohl der Hersteller behauptete, das ging nicht. Der Wagen kam schnell hoch, als ich im zweiten Gang Vollgas fuhr.
    Er ließ die Maschine weiterrollen und sprang ab, kniete sich hin, hob die Waffe, und – er war zu langsam. Ich raste direkt auf ihn zu. Er sprang schnell zur Seite, machte eine Rolle und stand sofort wieder. Dann schoss er. Die Kugeln siebten seitlich und hinten in meinen Wagen, Glas splitterte, Clara schluchzte ganz laut.
    Ich sah im rechten Außenspiegel, wie er auf die Maschine loslief, sie hochschob und startete. Seine Bewegungen waren affenartig schnell.
    »Wir haben es gleich geschafft«, schrie ich.
    »Er kommt doch schon wieder«, rief sie verzweifelt.
    »Du sollst den Kopf unten halten«, brüllte ich.
    Da, wo es ziemlich steil zum Eichengrund heruntergeht, war ein alter Weg, der ganz schmal durch einen Erdwall führte. Unmittelbar dahinter eine große Brache, die voll Wasser stand. Das Wasser war immer von Gras und altem Laub bedeckt. Und in diesem Schlamm sah ich unsere einzige Chance. Als ich durch den Erdwall röhrte, bremste ich ab und schob wieder die doppelte Traktion rein.
    Er war jetzt etwa zwanzig Meter hinter mir, und ich hielt mich zurück.
    Ich wollte ihn so nah wie möglich heranlassen. Ich gab Gas im Leerlauf, um anzudeuten, dass irgendetwas mit meinem Wagen nicht stimmte. Ich bremste, gab Vollgas, bremste. Er war jetzt

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