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Der letzte Agent

Der letzte Agent

Titel: Der letzte Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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unmittelbar hinter mir.
    Jemand schrie im Funk: »Die Bullen sind unterwegs. Die nehmen den Spinner ernst.«
    Jemand sprach hastig und hoch dazwischen, aber ich konnte nichts verstehen.
    Die Brache lag lang gezogen und hellgrün vor mir. Sie sah vollkommen friedlich aus, aber ich wusste, dass ich im Bruchteil einer einzigen Sekunde bis zu den Achsen im Schlamm stehen würde.
    »Jetzt!«, schrie ich und gab Vollgas. Ich hielt im zweiten Gang auf die Sumpffläche zu.
    Er war so dicht hinter mir, dass es zu spät für ihn war. Ich zog durch, mein phantastisches Auto zog glatt und mühelos durch klebrigen Morast.
    Er glitt samt Maschine flach wie ein Messer zur Seite, und das Wasser klatschte mächtig auf.
    »Bleib unten«, rief ich drängend, »bleib um Gottes willen unten!« Ich kam auf festen Boden, schlug die doppelte Traktion raus und gab Gas.
    Ich sah, wie er hochkam, im Dreck stand, sich schnell nach allen Seiten umsah, den Helm vom Kopf nahm und dann in den Schlamm warf. Er nahm das, was ich für eine Maschinenpistole hielt, und begann zu laufen. Er lief quer zu unserer Fahrtrichtung in den Hochwald hinauf.
    Ich fuhr noch etwa dreihundert Meter, hielt dann und keuchte: »Wir haben es geschafft.«
    Sie antwortete nicht, sie bemühte sich, vom Hintersitz zu kommen. Sie klappte den Beifahrersitz nach vorn, öffnete die Tür, glitt hinaus, würgte und stürzte dann auf den Waldboden. Sie übergab sich, und ich sagte dummerweise dauernd: »Nun beruhige dich doch. Es ist doch nichts passiert.«

5. Kapitel
    Ich wartete, bis sie ganz allein wieder in den Wagen kriechen konnte, dann setzte ich mich hinter das Steuer und fuhr weiter. Irgendwo weit entfernt waren Polizeisirenen zu hören. Ich orientierte mich am Sonnenstand und nahm den nächsten Waldweg nach Süden. Ich kam am Sportplatz heraus und musste hart bremsen, weil ich die Streifenwagen zu spät sah.
    Ein Polizist kam an den Wagen und meinte fast melancholisch: »Mein Gott, wo Sie sich herumtreiben, ist auch immer was los!«
    »Sie sind ja bloß neidisch, nicht wahr?«
    »Sie sollten hier warten, bis die Herren kommen.«
    »Welche Herren?«
    »Na ja, die von irgendeiner Kommission, was weiß ich.«
    »Dann sagen Sie denen, wo ich wohne. Ich brauche eine Dusche und ein Bett. Irgendwelche Herren brauche ich nicht.« Ich gab Gas und fuhr ihm einfach davon. Er hatte einen Gesichtsausdruck wie mein letzter Weihnachtskarpfen.
    Ich rollte auf den Hof, und Anni stand in einer weißen Hausfrauenschürze vor dem Haus. Sie hatte die Arme in die Seiten gestemmt, und falls sie mit dem Nudelholz auf mich losgegangen wäre, hätte ich mich auch nicht gewundert.
    »Du musst den Arzt rufen. Die Nummer steht in der Kartei unter A. Das Mädchen hat einen Schock.«
    »Und du?« Es war ein kriegerischer Ton. »Und es ist kein Mädchen, es ist eine Frau!«
    »Ich habe keinen Schock, ich bin nur müde und sauer, ratlos, wütend und beschissen drauf und alles mögliche. Hast du einen Kaffee?«
    »Na sicher. Was ist passiert? Was sind das da für Löcher in deinem schönen Auto? Das sieht ja aus wie mein Küchensieb.«
    »Kugeln. Das Ding, mit dem er schoss, sah aus wie eine Maschinenpistole.«
    Clara ging mit unnatürlich weit offenen Augen und schneeweißem Gesicht an uns vorbei, und Anni geriet ins Jammern. »Ach Gott, Kindchen, Sie Arme!«
    Ich ging hinter das Haus und verkroch mich wie üblich unter meiner großen Birke. Aus irgendeinem Grund gab sie mir in solchen Zeiten Ruhe. Krümel kam herangesprungen und strich um meine Beine. Da hockte ich, und sie sprang auf meine Schultern und sah sich stolz um.
    »Ich habe Schwein gehabt. Beinahe hättest du deinen Ernährer verloren.«
    »Junge!« Anni kam wie ein Feldwebel um die Hausecke.
    »Dein Kaffee wird kalt. Willst du Spiegeleier?«
    »Vier, auf Schinken.«
    »Na, dann komm! Magst du jetzt erzählen oder später?«
    »Später. Ich habe das Gefühl, ich falle um.«
    »Das ist jetzt dein Schock. Kreislauf, verstehst du? Geh schön langsam, atme flach.«
    Ich kann mich daran erinnern, dass ich zwei oder drei Gabeln Spiegeleier auf Schinken aß, dass ich zweimal an dem Kaffee nippte, dass ich versuchte, mir meine Pfeife zu stopfen, und dass sie mir herunterfiel. Ich kann mich auch daran erinnern, dass der Arzt in den Hur stürmte und fragte, wem er denn die Spritze in den Hintern rammen dürfe.
    Anni jammerte ihm etwas von modernen Zeiten vor und sagte dann: »Das Mädel liegt oben und friert.«
    Der Arzt antwortete: »Sie muss

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