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Der letzte Agent

Der letzte Agent

Titel: Der letzte Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Seit wann haben Sie Vera Grenzow in Schutzhaft?«
    »Wir haben sie uns ungefähr zu der Zeit geholt, als Clara Gütt bei uns in Meckenheim war. Warum die Frage?«
    »Das ist doch einfach«, bemerkte Anni. »Siggi fragt sich zu Recht, woher dieser merkwürdige Todesschütze mit dem Motorrad denn wissen konnte, dass Baumeister die Clara ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt über die Autobahn von Köln in die Eifel fahren würde, nicht wahr?«
    »Wer wusste denn das?«, fragte er schnell.
    »Eine ganze Menge Leute«, sagte ich. »Da ist zum ersten die Besucherversammlung bei der Dr. Vera Grenzow. Das waren unter anderem Dr. Kanter sowie sein Geschäftsfreund aus Chemnitz, ein Dr. Bleibe. Es waren weiterhin deren Fahrer und deren Begleiter, alles in allem mindestens weitere acht Männer. Sie erlebten, dass die Gütt und ich ankamen und klar zu erkennen gaben, dass wir der ganzen Sache nicht trauten. Auf gut Deutsch habe ich die Grenzow eine Lügnerin genannt, weil sie immer noch bestreiten wollte, dass der erste, der unbekannte Tote identisch mit ihrem Freund Volker ist. Aber es muss noch jemanden geben, der ziemlich genau wusste, was Clara Gütt und ich in dieser Nacht unternahmen. Und dieser Mann muss beim BND sein.«
    »Wie bitte?«, fragte Müller aufgebracht.
    »Also, hier habe ich ein Tonband, und ich schenke es Ihnen. Auf diesem Tonband regt einer der Männer Ihres Kommissariats an, beim Bundesnachrichtendienst in Pullach anzufragen, ob Sven Sauter mit irgendeiner geheimen Spionagegruppe der ehemaligen DDR in Verbindung stand. Wenn Ihre Leute angefragt haben – und ich nehme an, das haben sie – dann musste jemand im BND ganz klar begreifen, dass Clara Gütt und ich auf Tour waren. Er wird dann nämlich auch erfahren haben, dass Clara und ich die tote Frau Schulze fanden.«
    Das traf ihn, das traf ihn hart. Er reagierte entsprechend ungestüm. »Das ist doch abenteuerlich, Baumeister, absolut abenteuerlich!«
    »Nach Barschel ist nichts mehr abenteuerlich!«, widersprach ich. Ich lächelte ihn so freundlich an, wie es mir möglich war. »Sie werden doch zugeben, dass irgendwer sehr genau gewusst hat, wann ich über die völlig leere Autobahn in die Eifel hinauffahren würde. Und genau zu diesem Zeitpunkt taucht dieser Irre mit seiner Maschine auf und versucht uns umzulegen, oder?«
    »Das ist ziemlich logisch«, bestätigte Anni. »Und jetzt hole ich euch noch einen Kaffee.«
    Müller stand auf und starrte in meinen Garten. »Barschel war für euch Journalisten ein Schock, nicht wahr?« meinte er nachdenklich.
    »Für die, die mitdenken, ja.«
    Anni kam mit einem Tablett herein, setzte es ab, verteilte den Kaffee und murmelte mit einem Seitenblick auf mich: »Clara ist wach.«
    »Ich gehe zu ihr«, sagte Müller schnell. »Ist sie oben?« Und schon war er verschwunden.
    »Verdammt noch mal«, schimpfte Anni, »wie soll das denn weitergehen? Da rennt irgendeiner rum und tötet Menschen. Was kann man tun?«
    »Ich hoffe nicht, dass Müller Clara jetzt auch in Schutzhaft nimmt. Es gibt einen Punkt, an dem wir noch mal ansetzen könnten. Das ist dieser verschwundene Schulze.«
    »Wie das, wo er verschwunden ist?«
    »Nun, genau diese Tatsache könnte uns weiterhelfen.«
    Da ich nicht bereit war, meine Gedankengänge genau zu erklären, bemühte ich mich, ein kluges Gesicht zu machen. Ich hätte auch gar nicht vernünftig begründen können, warum ich Hoffnungen auf diesen verschwundenen Mann setzte. Aber Anni fragte nicht mehr nach.
    Die Kriminalisten verließen mein trautes Heim eine Stunde später und nahmen Clara Gütt nicht mit. Müller sagte: »Falls Sie etwas in Erfahrung bringen, sagen Sie es mir. Ich lasse Frau Dr. Grenzow frei. Aber ich werde ein Auge auf die Szene haben.« Er zwinkerte mir zu und verschwand mit einer höchst luxuriös aussehenden Karosse. Meine Welt war wieder in Ordnung, das Dorf sauber.
    Anni sagte versonnen: »Er treibt ein gefährliches Spiel, der Gute.«
    »Wieso?«, fragte Clara.
    »Weil er euch alle diskret beschattet«, meinte Anni besorgt. »Das ist seine einzige Chance, den Mörder kennen zu lernen. Jetzt muss ich aber spülen, ich habe keine einzige saubere Tasse mehr.«
    »Clara, lass uns eine Weile spazieren gehen«, schlug ich vor. »Frische Luft tut gut.«
    »Du willst mich ausquetschen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Ich muss mich noch entschuldigen. Wegen heute Nacht. Ich hatte Angst, weißt du …«
    »Lass nur, ich kann das gut verstehen.«
    Wir schlenderten zum Weinberg hoch.

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