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Der letzte Agent

Der letzte Agent

Titel: Der letzte Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Schmerzen.«
    »Ruf den Arzt, er muss ihm eine Spritze geben.«
    »Er will aber mit dir reden. Wegen Selma.«
    »Ich gehe schon. Ruf den Arzt. Er soll kommen.«
    Schulze lag zusammengekrümmt auf der Seite. »Sie müssen mir genau sagen, was geschehen ist.«
    Ich wiederholte es, ich sagte es so kurz und bündig, wie es ging.
    »Wie … wie sah ihr Gesicht aus? Hat sie Schmerzen … hat sie gelitten? Konnte man das sehen?« Sein Gesicht war wie aus Stein.
    »Sie wirkte ruhig und friedlich. Ich denke, sie hat nicht eine Sekunde gelitten. Der Arzt kommt gleich.«
    »Sie können mich allein lassen. Ich meine, ich laufe nicht … ich meine, Sie können mich ruhig allein lassen.«
    »Sicher«, sagte ich und ging hinaus. Ich hockte mich vor die Tür neben das Bücherregal im Flur und hörte ihn weinen und toben und fluchen und schreien. Er rief dauernd den Namen seiner Frau, und er beschimpfte sie und nannte sie einen Feigling, weil sie gegangen war, ohne auf ihn zu warten. Dann wimmerte er: »Komm noch einmal zurück. Nur noch einmal, verstehst du? Was soll ich allein hier? Und was ist mit Beatrice? Ich bin doch nicht Mutter und Vater. Ohne dich bin ich nichts. Selma!«
    Ich hielt mir die Ohren zu, aber ich hörte ihn. Dann klirrte Glas, und es war sehr still. Ich stürzte hinein. Er hatte ein Trinkglas zerschlagen und versuchte gerade, mit einer Scherbe an der Pulsader seiner linken Hand herumzuschneiden.
    »Lass das doch, Junge, laß das doch!«, schrie ich.
    Er hörte mich nicht, oder er wollte mich nicht hören. Als ich mich bückte, um ihn irgendwie zu packen, sagte Dr. Saner hinter mir scharf: »Lass mich mal!« Er stieß mich zur Seite, warf sich nach vorn und schlug Schulze voll ins Gesicht.
    Schulze atmete erstickt ein und fiel auf das Kissen zurück.
    »Tut mir Leid«, sagte der Arzt. »Liegen Sie jetzt ruhig, Sie kriegen eine Spritze.«
    Schulze sagte kein Wort, starrte auf den Arzt und starrte in mein Gesicht, als habe er uns nie gesehen.
    »Halten Sie ihn fest«, sagte der Arzt.
    Ich hielt ihn fest, während er die Spritze bekam.
    »Wir sollten ihn doch in ein Krankenhaus schaffen«, sagte der Doktor, während er das Handgelenk versorgte. »Das erscheint mir zu unsicher hier. Er wird vielleicht vollkommen ausflippen.«
    »Kein Krankenhaus«, wehrte ich ab. »Da wird er ja doch bloß verrückt.«
    »Aber dort können sie ihn fesseln und an eine Infusion hängen«, meinte er.
    »Das erledigt doch nicht sein Problem«, widersprach ich.
    »Aber keine Minute aus den Augen lassen«, sagte er schließlich mahnend.
    Ich blieb hocken, während er ging, nachdem Schulze träge geworden und wieder eingeschlafen war.
    Ich konnte selbst kaum noch die Augen aufhalten, als Anni den Kopf durch die Tür steckte und sagte: »Telefon. Der Herr Müller vom Bundeskriminalamt.«
    »Lös mich ab.« Ich ging hinunter. »Baumeister hier.«
    »Ist es richtig, dass Sie Günther Schulze aufgestöbert haben?«
    »Richtig.«
    »Wieso haben Sie mich nicht verständigt?« Er klang ausgesprochen sauer.
    »Das hätte wenig Sinn gemacht. Der Mann ist voll im Schock, hat eine Hodenquetschung, hat erfahren, dass er seine Frau verloren hat, und steht unter starken Medikamenten.«
    »Soll ich das glauben?«
    »Das ist mir wurscht. Haben Sie den Mann namens Volker identifiziert?«
    »Nein. Wieso hat Schulze eine Hodenquetschung?«
    »Weil ich ihn treten musste«, sagte ich.
    »Wo haben Sie ihn gefunden?«
    »In Ahrdorf auf einem Campingplatz. Fragen Sie mich nicht, warum ich dort gesucht habe. Eigentlich war es ganz logisch. Ich habe Schulze noch nicht fragen können, warum er sich auf diesem Campingplatz verkrochen hatte.«
    »Was halten Sie davon, wenn ich zu Ihnen rauskomme?«
    »Ich wollte das sowieso vorschlagen. Dann muss er seine Geschichte nicht zweimal erzählen.«
    »Wollen Sie wirklich journalistisch einsteigen?«
    »Will ich. Aber ich warte, bis alles zusammengetragen ist. Wie geht es Vera Grenzow?«
    »Gut. Wir haben sie in einem Hotel unter Kontrolle, an die kommt niemand heran.«
    »Und was sagt sie?«
    Er lachte ärgerlich. »Sie behauptet, von all diesen Vorgängen nichts, aber auch gar nichts erklären zu können. Sie sagt, sie versteht das alles nicht.«
    »Glauben Sie das etwa?«
    »Es kommt nicht darauf an, was ich glaube, Herr Baumeister. Ich brauche Hinweise und dann Beweise. Und wir können die Frau hier nur begrenzt festhalten. Ihr Anwalt holt sie nach fünf Minuten raus.«
    »Haben Sie den Motorradfahrer

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