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Der letzte Agent

Der letzte Agent

Titel: Der letzte Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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okay?«
    Schulze nickte. Dann sah er mich an. »Kann ich von hier aus meine Frau anrufen?«
    Beinahe hätte ich geantwortet: »Lassen Sie das lieber sein«, aber dann sah ich keinen Ausweg und sagte leise: »Sehen Sie, ich wollte Sie unter anderem auch deswegen auftreiben und hierherbringen, weil irgendjemand hingegangen ist und Ihre Frau getötet hat. Sie müssen nicht glauben …«
    »Machen Sie jetzt eine Faust!«, sagte der Arzt scharf dazwischen. Automatisch gehorchte Schulze. »So ist es gut. Jetzt piekt es kurz.«
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte Schulze tonlos.
    »Ihre Frau ist tot. Ich habe sie gefunden. Heute Nacht, nein, gestern Abend.«
    »Was sagen Sie da?« Seine Stimme war fast unhörbar.
    Ich wiederholte es nicht.
    Der Arzt bewegte sich jetzt schneller, fummelte in seiner Bereitschaftstasche herum. Dann wurde er hektisch. »Der Kreislauf sackt durch«, sagte er scharf. »Scheiße!« Schulze war totenblass, lag da, als wolle er aufgeben. Er atmete ganz flach und stoßweise.
    »Ich habe das Doppelte der Normaldosis gespritzt«, meinte der Arzt. Er klang gereizt. »Er müsste in ein, zwei Minuten wieder an Deck sein. Verdammt, können Sie diese Scheißnachrichten nicht unterschlagen?«
    Schulze bewegte sich matt, trat mit den Beinen, als hänge etwas Lästiges daran. »Wie ist das passiert?«, fragte er lallend.
    Der Arzt klemmte sich das Stethoskop in die Ohren und horchte die Herzgegend ab. Dann fasste er nach dem Puls. »Gute Kondition«, sagte er.
    »Selma, wirklich Selma?«, fragte Schulze laut, fast schreiend.
    »Selma«, sagte ich.
    »Und Beatrice? Unser Baby?«
    »Alles klar«, sagte ich hastig. »Mit dem Baby ist alles klar.«
    »Wie ist das passiert. Was ist da gelaufen? Wieso ist sie tot? Wie haben Sie sie gefunden?«
    Ich sah den Arzt an, und als er nickte, berichtete ich, was sich zugetragen hatte. Ich fasste mich kurz.
    »Aha«, murmelte er nur, sonst nichts.
    »Haben Sie noch Schmerzen?«, fragte der Arzt.
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts mehr, ich fühle überhaupt nichts.«
    »Ich komme in zwei Stunden wieder.« Er sah mich an. »Keine Aufregung mehr, egal was kommt. Er wird jetzt einschlafen.«
    »Das glaube ich nicht«, widersprach ich.
    »Er wird«, sagte er scharf. »Ich habe ihm genug gespritzt, um eine Herde Elefanten umzulegen. Also gut, warten wir eine Weile.«
    Wir hockten da und beobachteten Schulze und sahen, wie er gegen die Müdigkeit kämpfte und dann schließlich doch einschlief, wie er schlaff wurde und seine Züge die Kantigkeit verloren.
    »Er ist ein guter Typ«, meinte der Arzt. »Was ist er? Ein Mörder, ein Spion?«
    »Ein Spion, nehme ich an. Er kennt den Mann, der tot im Windbruch lag. Wie soll ich mich verhalten?«
    »Er darf nicht aufstehen. Und er sollte jetzt nicht verhört werden. Auf keinen Fall. Geben Sie ihm ein paar Stunden Zeit. Ich komme in zwei Stunden wieder. Diese Schmerzen werden hartnäckig sein.«
    Als er hinausging, sah ich Anni und Clara vor der Tür stehen. Ich winkte sie herein, und wir verabredeten, dass wir Wache an Günther Schulzes Bett halten wollten, jeder zwei Stunden lang.
    Clara übernahm die erste Schicht.
    »Du hast ziemlich große blaue Flecken im Gesicht«, stellte Anni fest. »Hat er dich verprügelt?«
    »Ein bisschen.« Ich sagte ihr, was am Campingplatz geschehen war, und sie wiegte den Kopf hin und her und bemerkte: »Das sieht so aus, als könnten wir ein Stück mehr erfahren. Die Frage ist nur, wie viel Schulze wirklich weiß. Leg dich am besten auf das Sofa, du siehst todmüde aus.«
    »Ich habe schon lange eine Frage, Anni. Bist du wirklich hierher gekommen, um mit mir zusammen einen Bauernhof zu erben?«
    Sie schüttelte den Kopf und grinste. »Nicht die Spur. Ich bin hier, weil du sein Sohn bist. Dieser blöde Bauernhof war nur ein guter Grund.«
    »Das ist sehr gut«, sagte ich, »ich habe nämlich etwas gegen Erbschaften dieser Art. Da fällt mir ein, dass Alfreds Auto noch am Campingplatz steht. Du lieber Himmel, er wird mich auffressen.«
    »Kann man das nicht anders arrangieren? Ein Taxi mit zwei Fahrern?«
    »Du bist wirklich ein Profi«, sagte ich erleichtert. Es ist zuweilen gut, eine Tante zu haben.
    Ich legte mich hin und schlief sofort ein. Ich hatte einen ekelhaften Traum. Ich stand bis zum Hals in eiskaltem Wasser. Jemand schlug auf mich ein, und das Wasser hielt meine Arme fest. Ich konnte sie nicht einmal heben, um mein Gesicht zu schützen.
    Clara rüttelte mich. »Günther ist wach, er hat irre

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