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Der letzte Agent

Der letzte Agent

Titel: Der letzte Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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dazu, dass ich vollends nach vorn fiel. Er sagte fast sanft: »Tut mir Leid.« Er sagte das so, wie das harte Männer in zweitklassigen Filmen tun. Dann traf er mich erneut am Kopf. Irgend etwas explodierte, ich verlor das Bewusstsein.
    Als ich wach wurde, lag ich auf dem Rücken, und er ging mit einem Bündel in der Hand an mir vorbei. Es waren vermutlich Kleider. Ich rührte mich nicht. Er packte das Bündel auf den Rücksitz der Ente und kam zurück.
    Ich blieb liegen und krächzte: »Mach doch keinen Scheiß, Junge. Diese Leute finden dich, egal wohin du gehst. Eines Tages kommt ein fröhlicher Motorradfahrer an dir vorbei und bläst dir das Gehirn raus.«
    »Sie sind aber hartnäckig«, sagte er verwundert.
    Ich begann ganz vorsichtig wieder normal zu atmen. Ich hörte, wie er an dem Zelt herumfummelte. Vermutlich wollte er es abbauen. Irgend etwas klapperte metallisch, wohl die Zeltstangen.
    »Das ist doch kein Schachspiel«, sagte ich. Mein Kopf hämmerte wie verrückt.
    »Auf gewisse Weise doch«, meinte er fast heiter und ging wieder an mir vorbei zu seinem Auto. »Ich habe den Zünddraht übrigens wieder angeschlossen«, sagte er mit einem unfrohen Lachen.
    »Sie sind ein Arsch«, flüsterte ich.
    »Ich kann damit leben«, antwortete er. Er kam zurück, direkt auf mich zu.
    »Wollen Sie mich schon wieder bewusstlos schlagen?«
    »Sicherlich«, stellte er nüchtern fest. »Wir sind ja nicht bei den Pfadfindern.«
    »Und dann?«
    »Dann fahre ich brav vom Platz, und Sie sehen mich nie mehr wieder«, meinte er zuversichtlich.
    Er blieb vor mir stehen und war aus meinem Blickwinkel so hoch wie ein Kirchturm.
    »So ein Scheiß!«, sagte ich heftig, zog die Beine an und trat zu.
    Er schrie grell auf, klappte nach vorn und fiel auf mich. Er war schon bewusstlos, als er aufschlug; sein Ellenbogen traf mich seitlich im Magen. Ich rollte ihn von mir herunter, blieb liegen und schnaufte eine Weile. Dann begriff ich: Wenn ich nicht sofort hochkam, konnte es geschehen, dass ich erneut ohnmächtig wurde. Ich kämpfte mich also auf die Füße, kniete im Gras, ließ den Kopf hängen und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Es war unmöglich, ihn quer über die Wiese, durch die gestaute Ahr und den Hang hinauf bis zum Auto zu schleppen. Ich konnte sein Zelt und sein Auto auch nicht einfach hierlassen. Im Restaurant hatte man mich gesehen, und es würde nur Minuten dauern, um festzustellen, wer ich war. Ich zerrte ihn also hinüber zu seinem Auto und verfrachtete ihn keuchend auf die Rückbank. Dann lud ich alles in das Auto, was ihm gehörte. Das Zelt und die Tasche warf ich einfach auf seinen vollkommen schlaffen Körper.
    Dann startete ich das Vehikel und schaukelte über die Wiese. Ich kam mir vor wie in einem besonders bösartig konstruierten Karussell, aber das Ding fuhr. In Üxheim steuerte ich die Telefonzelle an und rief meine Nummer an. Anni war am Apparat.
    »Hör zu und sage nichts. Ich hab den Mann, und ich will mit ihm sprechen, bevor andere das tun. Du gehst jetzt nur auf den Hof und machst das Gartentor auf. Ich fahre dann rein.«
    »Warum machst du es so geheimnisvoll?«
    »Lieber Himmel«, explodierte ich, »stell dir vor, dein Kollege Müller erfährt, dass wir Schulze haben. Der wird doch verrückt!«
    »Oh, wie hübsch!«, hauchte sie und hängte ein.
    Allmählich wurde mir flau, denn Schulze gab noch immer keinen Laut von sich, als ich wieder in seinem Vehikel saß.
    »Heh«, sagte ich. »Wachen Sie auf. Zeit zu sterben haben Sie immer noch.«
    »Ich habe Schmerzen«, sagte er gepresst.
    »Das ist das sicherste Zeichen für Leben.« Ich war heiter, ich war ausgesprochen heiter.

6. Kapitel
    Ich schaukelte mit der Ente direkt in die Garage, stieg aus und schloss das Tor hinter mir. Ich sagte: »Passen Sie jetzt auf: Da hinten in der Ecke ist eine Bodenluke. Sie steigen hinauf und kommen durch Heu und Stroh nach rechts zu einer alten Tür. Dann auf meinen Dachboden. Machen Sie schnell, und ich erkläre Ihnen auch, warum: Wahrscheinlich sind draußen irgendwo Leute vom BKA. Die achten darauf, dass weder ich noch andere Beteiligte und Unbeteiligte abgeschossen werden. Wenn die auch nur riechen, dass ich Sie erwischt habe, sind Sie fällig, und ich kann nichts mehr tun. Ich schließe das Garagentor von außen ab. Ist das klar?«
    Er starrte mich an, und er sah ausgesprochen elend aus. Leise sagte er: »Ich kann doch nicht verraten, woran ich mein Leben lang geglaubt habe!«
    »Sie sind kein

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