Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Agent

Der letzte Agent

Titel: Der letzte Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Lösung.«
    »Aber Selma, also Schulzes Frau … ich meine, die war doch harmlos.«
    »War die nicht«, widersprach er schnell. »Wir konnten doch nicht wissen, ob Schulze nicht auch irgendwie ausgeflippt war. Das konnten wir nicht wissen. Und wenn diese Typen ausflippen, fangen sie an zu reden. Und Schulze hat vielleicht alles gesagt, vielleicht auch nur ein bisschen. Nee, nee, musste sein. Ich habe das von Chemnitz und zurück in sieben Stunden durchgezogen. Rein ins Haus und ›Hallo‹ gesagt. Und schon kam die Frau die Treppe runter, direkt auf mich zu … Na ja, kannste nicht wissen, das musste aber sein.«
    Das konnte doch nicht wahr sein; er plauderte wirklich völlig ungeniert alles aus. Was für ein eiskalter Typ! Und jetzt kam Angst, sie kam wie ein Schlag, und mein Atem ging stoßweise, mein Mund wurde ganz trocken.
    »Ich mache mir noch einen Kaffee«, sagte ich. »Aber wenn du pennen willst, lass dich nicht abhalten.«
    »Willst du denn nicht schlafen gehen?«
    Dann kam das Erkennen. Ich hatte nicht aufgepasst, stand am Tisch, voll im Schein der Lampe, und er starrte mich an. »Moment mal … Du bist doch der Journalist, der mit Clara in Veras Wohnung war! Bleibe sagte, du hättest Vera schwer beleidigt. Und Kanter sagte, du bist ein Arsch. Moment mal, du bist gar kein Waldarbeiter. Und einer von uns bist du bestimmt nicht!« Er bewegte sich von seinem Stuhl hoch und glitt blitzschnell seitlich am Tisch entlang. Er erreichte den Stuhl, auf dem seine Lederjacke hing.
    Ich sagte: »Jetzt bist du endlich drauf gekommen, du Frettchen.« Dann griff ich nach der Spirituslampe, nahm sie hoch und warf sie mit aller Gewalt gegen seinen Körper.
    Die Lampe zerbrach, und es dauerte eine endlose Sekunde, bis sein Hemd und seine Hose zu brennen begannen. Er sprang jetzt etwa zwei Meter hinter dem Tisch herum und schlug wild auf die Flammen ein.
    Ich kam um den Tisch herum, und er sah mich hysterisch an und schlug dabei immer noch gegen seine Kleidung. Seltsam, wie Feuer auch den Härtesten in Panik versetzen kann. Jetzt brannte auch der Fußboden.
    Dann schrie er: »Scheiße!« und machte zwei schnelle Schritte nach vorn. Blind rannte er in mein ausgestrecktes rechtes Bein, und er schrie auf vor Schmerzen, ob wegen der Flammen oder wegen des Tritts konnte ich nicht unterscheiden. Ich gab ihm keine Pause: Er war ein Killer. Wild schlug ich auf ihn ein – in so etwas bin ich kein Experte. Ich traf sein Gesicht, seinen Unterleib, und er knickte nach vorn zusammen und verlor das Bewusstsein. Er brannte lichterloh. Ich rollte ihn auf den Rücken und versuchte, die Flammen auszuschlagen, aber es gelang mir nicht.
    Ich rollte ihn hin und her und drehte ihn schließlich auf das Gesicht. Er brannte nun nicht mehr, aber der Fußboden und einer der Fenstervorhänge standen in hellen Flammen. Ich nahm seine Lederjacke und warf sie zur Tür. Dann packte ich ihn unter den Achseln und schleppte ihn aus der Hütte. Schließlich holte ich die Lederjacke.
    Er hatte zwei Waffen bei sich. Das eine war eine Automatik, das andere ein schwerer Colt, wie man ihn häufig in Filmen sieht. Wahrscheinlich war ich jetzt im Besitz der Plastikmunition.
    Ich nahm die Waffen und rannte los. Ich musste versuchen, an den Wagen zu kommen und ihn herzuholen, ehe das Frettchen das Bewusstsein wiedererlangte. Ich hatte keine Ahnung, wie schwer er verletzt war. Ich kann mich nicht erinnern, wie lange das alles dauerte, aber als ich mit dem Wagen auf die Jagdhütte zufuhr, brannte sie lichterloh, und im heißen Luftzug der Rammen lag der Kerl nach wie vor bewusstlos auf dem Boden. Es war schwer, ihn auf die Ladefläche hinter den Rücksitzen zu kriegen, aber ich schaffte es.
    Ich fuhr so schnell ich konnte zurück nach Antweiler und rief aus einer Telefonzelle das Bundeskriminalamt an. Ich sagte, sie sollten versuchen, Müller zu erreichen, schnell, unter allen Umständen. Dann gab ich durch, wo ich stand.
    Es ist merkwürdig, mitten in der Nacht in Antweiler an einer Telefonzelle zu stehen und einen Mörder zu bewachen. Ich hatte den Colt im Schoß und starrte das Frettchen an, und ich wusste genau: Ich würde die Waffe unter keinen Umständen benutzen.
    Als er blinzelte, sagte ich: »Halte dich ruhig, sonst muss ich schießen.«
    »Mach doch keinen Scheiß«, sagte er lallend, als wäre er betrunken. »Du kriegst jede Menge Kies, wenn du mich laufen lässt. Ich sorge dafür. Garantiert.«
    »Halt die Schnauze«, sagte ich. »Und hör auf zu reden, die

Weitere Kostenlose Bücher