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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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aus Beeren, Wurzeln und Körnern bestanden, so fand er nun die Gänse manchmal zu fett und die Wachteln zu mager, ganz zu schweigen vom Wein, der oft sehr sauer war. Die Gewißheit, nur der Müller Jakob Rehbock zu sein, wurde ihm immer fremder.
    Henning von Nienkerken bemerkte das mit Freude, war doch dieser Waldemar zu guten Teilen auch sein Geschöpf. Mit jeder Huldigung, die er von den Herren, Rittern, Geistlichen, Bürgern und Bauern empfing, wuchs er an Statur, und mit der Größe, die er gewann, steigerte sich der Jubel seiner Anhänger – und so weiter und so fort. Hatte diese Spirale irgendwann ein Ende? Henning von Nienkerken sah ihn schon fast als Waldemar den Großen, als einen mächtigen Potentaten, der es sogar mit König Karl aufnehmen konnte.
    Rehbock fühlte sich in seiner Haut so wohl wie nie zuvor. Auch seine Manneskraft regte sich wieder. Als frommer Pilger hatte er allem entsagt, und sein Quell war gänzlich ausgetrocknet. Nun aber, als sie kurz vor Gransee wegen eines heftigen Gewitters in einem Dorf Unterschlupf gefunden hatten, war ihm beim Anblick einer drallen Magd plötzlich ganz anders geworden. Erstaunt faßte er sich an den Hosenlatz und seufzte lüstern auf.
    »Ist dir was?« fragte Henning von Nienkerken.
    »Nein, nein!« Rehbock bemühte sich, seine Erregung zu verbergen.
    Doch Nienkerken merkte es wohl und sagte mit anzüglichem Grinsen: »Der Mann lebt nicht vom Brot allein, er muß auch in ein Weib hinein.«
    Rehbock sprang auf. »Keine Gotteslästerung in meiner Gegenwart!«
    »Das war schon immer ein fürstlich Vergnügen, und du solltest sehen, daß du nicht länger drauf verzichten mußt.«
    »Keuschheit ist eine hohe Tugend.«
    Nienkerken nickte. »Schon, aber du darfst nicht vergessen, daß Waldemar kein Kostverächter war. Du mußt es einfach tun, um den Leuten deine Echtheit vor Augen zu führen. Es gibt hier eine Magd, die ihrem Landesherrn gern zu Diensten ist …« Er wußte, wovon er sprach, denn er hatte es soeben ausprobiert. »Hanne heißt sie.«
    Als sich Hanne aber lüstern neben ihm rekelte, wollte sich bei Rehbock absolut nichts regen. Er fand es eines Fürsten unwürdig, es mit einer Magd zu treiben, als wäre er nichts als ein stinkender Knecht. Aber auch vor Elisabeth hatte er Angst. Ertappte sie ihn mit der Magd oder verriet ihr Henning, was er da trieb, verlor er ihr Herz.
    »Ich gefalle Euch wohl nicht?« fragte Hanne und war den Tränen nahe.
    »Doch, doch … Ich habe nur an Katharina gedacht, meine tote Gemahlin …«
    Hanne stutzte. »Vater hat immer von der Markgräfin Agnes erzählt …«
    Rehbock bemerkte seinen Versprecher und war zu Tode erschrocken. »Ja, schon …« Er wand sich. »Aber sie hat diesen Namen nie gemocht und sich immer Katharina von mir nennen lassen.«
    »Ah, so!« Hanne, von Henning schon vorab belohnt, fürchtete, alles wieder hergeben zu müssen, wenn er nicht zum Ziele kam, und suchte in seiner Kleidung nach dem, was wirklich kaum vorhanden war. Zugleich schürzte sie ihr graues Gewand, so daß ihr Schoß seinen Blicken völlig offenstand.
    In Rehbock kämpften Pilger und Markgraf miteinander, Keuschheit und Wollust. Was sollte er tun? Da hörte er die Stimme: Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erläßt die Missetat den übrigen seines Erbteils, der seinen Zorn nicht ewiglich behält! denn er ist barmherzig.
    Also durfte es geschehen. Hanne ließ ihn auf dem Rücken liegen und begann einen Ritt, der ihn so zum Keuchen und Schreien brachte, daß Henning von Nienkerken draußen vor der Kate zur Trompete greifen mußte und schnell zum Aufbruch blies.
    Eine Stunde später, wieder auf dem Pferd, fühlte sich Rehbock wie neugeboren und furchtbar elend zugleich.
    »Geht es dir nicht gut?« fragte ihn Elisabeth voller treuer Fürsorglichkeit.
    »Doch, ja.« Alles konnte er ertragen, nur ihre Blicke nicht. Sie spürte ganz gewiß, daß er weit vom Pfade abgewichen war. Nicht darum hatten ihn die Leute zurück ins Land geholt, daß er ihre Töchter schwängerte. Er gab sich einen Ruck. »Verdammt, ich bin der Markgraf hier und kann tun und lassen, was ich will!« Damit gab er seinem Pferd die Sporen.
    An wen ihn Elisabeth erinnerte, fragte er sich immer wieder. An Katharina Rehbock sicher nicht, denn von seiner Frau war ihm nach dem Unfall keine Erinnerung geblieben, so sehr er sich auch mühte. An wen aber dann? Er wußte es nicht.
    Dankbar sah er zu Henning von Nienkerken hinüber. Daß der ihm die

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