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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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Wege zu Euch, denn mein Auftrag ist es, nach einem alten Freunde meines Vaters zu suchen, dem Kaufmann Purucker aus München, der bei Euch im roten Haus gefangen sein soll.«
    »Der ist ein Knecht dieser Granseer Käsekrämer!«
    Meinhard hob den Hammer. »Habt Ihr ihn bei Euch im Keller liegen: Ja oder nein!?«
    »Ja …« Hans Lüddecke hatte sich lange quälen müssen, bis es herausgebracht war.
    »Nun gut.« Meinhard ließ den Hammer sinken. »Dann schließen wir folgenden Pakt: Ich lasse Euch das Leben, und Ihr entlaßt den Purucker in die Freiheit. Ohne alles Lösegeld, versteht sich.«
    »Bindet mich los.«
    »Vorher will ich Euer Wort als Ritter und als Edelmann.«
    »Ihr habt es.«
    »Schwört es bei Eurer Ehre.«
    »Ich schwöre es bei meiner Ehre.«
    »Gut.« Meinhard band den Besiegten los, nicht ohne auf der Hut zu sein.
    Doch Hans Lüddecke hielt sich an das Wort, das er gegeben hatte, erhob sich und versetzte Meinhard einen herzlich gemeinten Prankenhieb. »Dann laß es uns gemeinsam packen!«
    »Ja, wie kommen wir hier wieder herunter – und zwar beide lebendig?«
    »So schnell ganz sicher nicht. Die werden uns aushungern wollen.«
    Meinhard lachte und piekte Hans Lüddecke in den unförmigen Bauch. »Unser Fleischvorrat, scheint mir, ist beträchtlich.«
    »Aber so ganz ohne Messer, Ihr wollt doch nicht hineinbeißen wollen?«
    »Ich glaube, der Türmer hat in seiner Kammer vorsorglich einiges an Speis und Trank gehortet.«
    Hans Lüddecke prustete los. »Ja, um zu überleben, wenn ich und meine Reisigen ihn tagelang belagert haben. Schön, so zahlt sich das aus.«
    »Sehen wir mal nach, was da alles ist.«
    Wenig später beugten sich beide über die Brüstung und winkten wie zwei Fürsten bei der Huldigung.
    »Sie haben einen Pakt geschlossen«, murmelten die Leute.
    Hans Lüddecke beugte sich weit vor und schrie: »Ihr denkt wohl, weil ihr selber Schinder seid, ein Ritter wär auch als Henker und Abdecker gut. Irrtum, ihr Leute!« Da fiel gerade ein heftiger Regenschauer nieder, und der Wind peitschte den Granseern die Nässe ins Gesicht. »Ihr werdet noch manches Mal naß und wieder trocken werden, bevor Hans Lüddecke sagt: Nun ist's genug. Euch bitten – eher werde ich in die Windeln scheißen wie eure Kinder, bevor ich das tue. Reißt eure Kalbsaugen auf und schaut, wie meine Fahne weht.« Er hatte zwei Tücher, die seine Farben trugen, aus dem Rock gezaubert und band sie nun an die Wetterstange.
    »Der Hunger wird sie bald zur Strecke bringen«, sagten die Bürger und zündeten diverse Feuer an, um Fleisch am Spieß zu braten und Hans Lüddecke und den Fremden auf dem Turm gehörig zu ärgern.
    Aber Hans Lüddecke höhnte nur. »Denkt ihr, uns auszuhungern? Ihr Narren, ihr habt vergessen, die Speisekammer zu leeren – und Kuneke hat gut vorgesorgt. Wir trinken dies auf euer Wohl!«
    Er trank aus einem großen Krug sein Bier, wischte sich den roten Schnauzbart ab und reichte den Trunk an Meinhard weiter. Darauf setzten sie sich auf die Brüstung und aßen mit großer Lust von einem riesigen Schinken und bissen abwechselnd in einen langen Laib Brot.
    Jetzt konnten die Granseer den Spott nicht mehr ertragen. Sie machten sich daran, die Pforte zu öffnen und die beiden doch noch zu hängen.
    »Das gibt nur blutige Köpfe, ihr lieben Leute!« höhnte Hans Lüddecke und brach Ziegelsteine von der Zinne, um sie hinabzuwerfen.
    Meinhard schwang indessen seinen Schmiedehammer. »Die Treppe kommt keiner lebend herauf.«
    »Und ihr beide kommt nicht lebend hinunter!« brüllten die Granseer, und der Kämmerer hatte alle Mühe, die Zornigen zurückzuhalten, während andere trockenes Buschwerk vor dem Turm zusammentrugen, um es hohnlachend anzuzünden und die beiden Gefangenen ein wenig zu räuchern. Einige zogen auch schon los, Bäume zu fällen, falls beschlossen werden sollte, die beiden im Turm ersticken zu lassen. Und das schien so unwahrscheinlich nicht zu sein.

 

    KAPITEL 15
    1348 – Gransee
    A us Korn wurde Mehl, aus der Raupe ein Schmetterling. Das Höhere war nicht denkbar ohne das Niedere, aber doch war es etwas gänzlich Neues, dem man seine bescheidene Herkunft nicht mehr ansah. So stellte sich für Jakob Rehbock die Wandlung zum Markgrafen Waldemar dar. Hatte er vor kurzem noch in der Höhle gehaust wie ein Maulwurf oder Hase, so hörte er sich nun über feuchte oder zugige Zimmer in den Schlössern klagen, in denen er jetzt zu Hause war. Und hatte vor wenigen Wochen seine Speise

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