Der letzte Aufguss

hatte wohl auch auf die Institutsleitung spekuliert.
Ein Motiv hat er, doch wie sieht es mit Alibis aus? Mr Johnson, Sie übernehmen
Teemeister Kokushi. Wir haben kein Motiv, und bisher wissen wir auch nicht, ob
er zu den Tatzeiten überhaupt in Cambridge war. Das gilt es herauszufinden.
Seine Anwesenheit ist auf jeden Fall mysteriös. Sie müssen ihn dazu allerdings
nicht selbst befragen, das werde ich gemeinsam mit Pit übernehmen.«
    Â»Ach ja?«, fragte Pit. »Da weiß ich ja noch gar nichts von.«
    Â»Sie wissen es jetzt.«
    Â»Ms Robinson, Sie kümmern sich um Dame Julia Wenbosca vom Tregothnan
Estate. Irgendetwas ist da faul. Mr Payne wird ihren Mann durchleuchten. Ms
Sutcliffe, in Ihre Obhut fällt die lustige Witwe, die Countess von
Shropsborough. Mr Clarke, Sie übernehmen den Teehändler Kevin Shields . Pit wird
Sie auf den aktuellen Stand bringen, was es mit ihm auf sich hat.«
    Â»Mach ich gern«, erwiderte Oz Clarke.
    Â»Und Sie selbst, Pit, Sie heften sich an die Leiterin von Auntieʼs
Tea House, ruhig auch nach Feierabend. Mr Parker, Sie sind am St Johnʼs, Ihnen
obliegt die Ehre, unseren Master W. W. Stuart zu durchleuchten. Er behindert
die Nachforschungen und trifft sich im Geheimen mit einem Teemeister – obwohl
ihn als Physiker nichts mit ihm verbinden dürfte.«
    Bietigheim machte eine Pause. Die Mitglieder der Port Wine Society
sahen sich fragend an. War es das schon, sollten sie gleich loslegen?
    Als Michael Broadbent Anstalten machte aufzustehen, sprach der
Professor weiter.
    Â»Ich möchte Sie kurz noch auf eine neue Erkenntnis aufmerksam
machen. Ich habe mir die Fotos, auf denen die Ermordeten in den gefüllten
Punting-Booten zu sehen sind, genau angeschaut, insbesondere die Farbe des
Tees. Und ich habe mich gefragt: Woher kam das Wasser? Die Polizei scheint
davon auszugehen, dass kühles Flusswasser verwendet und der Tee einfach als
heiße Lösung hinzugegeben wurde. Die Polizei besteht aus Dummköpfen – was mir
heute beim Anblick des Cam-Wassers klar geworden ist. In allen sechs Kannen vor
Ihnen auf dem Tisch ist weißer Tee, und zwar genau die Sorte, in welche meine
Vorgänger eingelegt wurden. Einmal aufgebrüht mit Wasser aus dem Granta, einmal
mit Wasser aus dem Wasseranschluss, der der Stelle am Ufer, wo die Boote
losgemacht wurden, am nächsten liegt – dieser befindet sich außerhalb des
Prancing Pony Pubs. Er ist nicht abgeschlossen, jeder kann dort nachts Wasser
zapfen. Es ist eine alte Leitung, und das Wasser weist manchmal eine leicht
bräunliche Färbung auf. Das dritte Wasser stammt aus einer Leitung am
Bootssteg, für die man jedoch einen Schlüssel benötigt. Sie ist relativ neu und
bietet das klarste Wasser. Jetzt werden Sie sich fragen: Warum sechs Kannen und
nicht drei?« Er blickte erwartungsvoll in die Runde.
    Es dauerte einige Zeit, bis Hugh Johnson nickte. »Das frage ich mich
tatsächlich schon die ganze Zeit.«
    Â»Gut«, sagte Bietigheim. »Dann bin ich beruhigt. Wenigstens ein
Kopf, der nicht völlig hohl ist. Nun, die Antwort lautet: Es gibt drei Sorten
Wasser und jeweils zwei Arten der Zubereitung, was insgesamt sechs Teekannen
macht.Wenn Sie möchten, können Sie es sich alles gerne notieren, ich werde es
sicher nicht wiederholen.« Notizblöcke wurden gezückt und die Mitglieder der
Port Wine Society begannen, wie wild zu schreiben. Pit streichelte Benno von
Saber vergnügt über den Rücken.
    Â»Der Tee, in dem der Earl aufgefunden wurde«, fuhr der Professor
fort, »war zwar enorm dünn, aber korrekt aufgebrüht. Und zwar mit dem besten
Wasser. Das Gebräu hingegen, in dem Jonathan Cleesewood versenkt wurde, war
eine Schande. Auch das verwendete Wasser hatte nicht dieselbe Qualität. Es
stammte nämlich aus dem Granta selbst. Pit ist der Einzige, der die entsprechende
Tasse ausgetrunken hat, aber seine Geschmacksnerven sind auch von übermäßigem
Currywurstgenuss verätzt.« Bietigheim lächelte zufrieden über diesen kleinen
Seitenhieb. »Es ist also durchaus denkbar, dass es sich nicht um ein und
denselben Täter handelt. Sondern beim Mord an Cleesewood um einen stümperhaften
Nachahmer, der sich nicht im gleichen Maße mit der Teezubereitung auskannte. Er
wollte den Anschein erwecken, es handele sich um denselben Täter. Doch damit
kommt er nicht mehr durch! Denn wir behalten diese