Der letzte Aufguss
ihn wieder nicht.
Jetzt sah er Mastiffs.
Auf dem LCD-Bildschirm von Beatrice Ponds Kamera. Sie hielt ihn ganz
nah vor sein Gesicht.
»Sehen Sie, ich hab noch mehr von denen fotografiert. Die Rasse
gefiel Ihnen doch so gut. Hier in GroÃaufnahme, der wurde sogar mal auf der
Crufts prämiert.«
»Jetzt tun Sie doch diesen Apparat weg. Ich muss einen Tee-Meister
im Auge behalten.«
»Wen? Da ist doch keiner.«
Die Kamera senkte sich.
Und da war keiner.
Teemeister MusŠKokushi war fort. »Das darf doch nicht wahr sein!«,
rief Bietigheim. »Das darf doch jetzt wirklich nicht wahr sein!« Er drehte sich
zu Beatrice Pond um. »Tun Sie mir einen Gefallen, und kaufen Sie sich einen
Hund. Ich weiÃ, dass Ihr Mann allergisch ist, bauen Sie ihm eine Hütte im
Garten. Also Ihrem Mann. Setzen Sie einen Fernseher rein und erlauben sie ihm,
dort ohne Hose rumzulaufen, dann ist er schon glücklich.«
»Woher �«
»Es ist ganz offensichtlich, dass Sie vernarrt in Hunde sind. Aber
Sie besitzen keinen eigenen. Da Sie zu Hause die Hosen anhaben, kann es nicht
am Einspruch Ihres Mannes liegen. Der Grund kann folglich nur eine Allergie
sein. Sie haben Benno jedoch gestreichelt, ihr Mann nicht. So einfach ist das.
Und jetzt ist der Teemeister weg, weil Sie keinen Hund haben.«
Beatrice Pond steckte ihre Kamera weg, schaute leicht verdattert â
und schwieg. Doch dieser Zustand hielt leider nicht lange an. »Was haben Sie
gerade gesagt? Der Teemeister? Meinen Sie etwa einen Asiaten?«
»Ja, einen Asiaten.«
»Der so ein bisschen aussieht wie der auf dem Foto in meiner Kamera?«
»Wo ist er, Mrs Pond?«
Die Putzfrau deutete auf ein Fenster ganz in der Nähe, hinter dem
Meister Kokushi zu sehen war. Er stand in einem prachtvollen Büro und war tief
ins Gespräch mit Professor W. W. Stuart versunken, dem Master des St Johnʼs
College.
»Troglodyt«, sagte Bietigheim. Und legte sogar noch ein »Anisogametangiogamie«
obendrauf.
Es war wirklich ernst.
Bietigheim entschied sich, die beiden nicht jetzt zur Rede zu
stellen. Es wäre besser, sie sich einzeln vorzuknöpfen, und zwar idealerweise
in einer Situation ohne Fluchtmöglichkeit. Das jedoch wollte klug inszeniert
sein. Deshalb machte er sich auf den Weg nach Hause, allerdings mit einigen
Umwegen.
Als Erstes wohnte er dem förmlichen Dinner der Fellows des St Johnʼs
bei. Er hielt alle drei Gänge aus, aÃ, ohne zu kleckern, bei Kerzenschein mit
dem silbernen Besteck und nutzte die erste Gelegenheit, sich zu entfernen. Denn
ein wichtiges Experiment musste für den späten Abend vorbereitet werden. Es
galt, seinen Geistesblitz beim Anblick des Cam anschaulich darzustellen.
Zu Hause angekommen bestellte er die Port Wine Society zu sich. Die
Mitglieder lieÃen alles stehen und liegen und kamen in die Pretoria Road. Sie
wirkten wie elektrisiert, als sie über die Schwelle traten. Es war ihnen
anzusehen, dass es kaum etwas Aufregenderes geben konnte, als ihre FüÃe in das
Haus der beiden toten Professoren zu setzen. Staunend sahen sie sich alles an,
jedes Buch im Regal, jede Topfpflanze auf der Fensterbank, jedes Staubkorn auf dem
Boden. Sie setzten sich auf die bereitstehenden Stühle und Sofas, als handelte
es sich um wertvolle Museumsstücke.
Pit saà still in der Ecke, ein riesiges Stück Vanille-fudge in der
Hand und Benno von Saber auf dem SchoÃ. Bietigheim wusste, dass sein Hamburger
Vertrauter sich in aller Ruhe anschauen wollte, wie die Studenten parieren
mussten.
Der Professor brachte sechs Teekannen sowie ausreichend Teetassen
ins Wohnzimmer und forderte die Gäste nach kurzer BegrüÃung auf, sich zu
bedienen. Alle Tees sollten probiert werden, er würde sie anschlieÃend dazu
befragen.
»Verehrte Mitglieder der Port Wine Society«, hob er an. »Zurzeit
überschlagen sich die Ereignisse, weswegen wir die Ermittlungen vorantreiben
müssen.«
Zustimmendes Gemurmel. Bietigheim klärte sie über die neuesten
Erkenntnisse auf â und diesmal hielt er nichts zurück.
»Die wichtigste Frage, und da werden Sie mir sicher zustimmen, ist:
Wer ist der Mörder? Um das herauszufinden, schlage ich vor, dass sich jeder von
Ihnen mit einem Verdächtigen befasst. Fangen wir bei Ihnen an, Mr Broadbent.
Sie übernehmen Professor Töler. Wenn ich scheitere, gehören ihm die
Räumlichkeiten hier, er
Weitere Kostenlose Bücher