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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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des Monarchen hörte. Dass Melodien Entscheidungsgewalt hatten, war durch König Karels Vater - Igor, den Milden - entdeckt worden. Seit dann summten Entscheidungsträger spontane Melodien, um den Kosmos entscheiden zu lassen. Die Melodie und ihr Verlauf zeigten deutlich auf, was von einem Vorschlag zu halten war und wie man sich zu entscheiden hatte. Endete das Summen in der Tonart, so wies es auf Harmonie hin, endete es in einem harmoniefremden Bereich, so zeichnete sich eine ungünstige Entwicklung ab. Mittlerweile wurde das Summen als eigene Kunst an den Fakultäten der Universitäten gelehrt. Man hatte natürlich längst herausgefunden, dass Dissonanzen und das Modulieren in andere Tonarten für die Umwälzung alter Muster nötig waren, deswegen war das Lesen einer Melodie keine rein logische Angelegenheit und Dissonanz oder Atonalität mussten durchaus nicht immer vermieden werden. Das Summen war eine Kunst und diese entzog sich wie alle Künste einem puren intellektuellen Verständnis.
    König Karels Melodie schraubte sich in Terzen höher, bis sie fast wie Piepsen wurde. Auf einem eingestrichenen Fis hielt der Herrscher an. Er hielt den Ton, als stehe eine Fermate über der Note, dann liess er ihn verklingen. Der König nickte.
    „Finde die Leute, die die Verhöre leiten, aber teste sie zuerst. Führe sie an ihre Grenzen, damit du sie wirklich kennst: in Leid und in Freud. Danach springst du in die Zukunft, um sie wieder zu treffen. Ich denke, in etwa einem halben Jahr müssten sie mehr über die Motive der Terroristen wissen. Dort springst du mit deinen Kameraden hin und fragst sie aus. “
    König Karel blickte Henk still an.
    „Ich bin fast sicher, dass mein Bruder Melbar seine Hände im Spiel hat und die Theken malträtiert. Es ist eine Schande, dass er so viel Leid verursacht. Aber wie bringt Melbar die Theken dazu, sich gegenseitig umzubringen? Wie hat er es geschafft, den Terror dort so stark anzufachen, als sei er persönlich der reine Sauerstoff, der ins Feuer geblasen wird? Wir müssen ihn zurück in das Sanatorium bringen, damit er seinen Weg ohne Gewalt gehen kann. Meine Seele leidet mit den Theken, aber mein Bruder hat königliches Blut in seinen Adern. Er ist und bleibt unsere oberste Priorität! Geh Leibgardist, und säe Frieden!“
    Henk sang das Lied der nüchternen Bestätigung.
     
     
    Das Lied der nüchternen Bestätigung
     
    Was du mir sagst, das will ich tun
    Was du mir rätst, das will ich bedenken
    Was du mir zeigst, das will ich sehen
    Was du mir nimmst, das kannst du haben
    Was du mir tust, dafür hast du Gründe
    Was du mir gibst, das will ich ehren
    Was wir uns sind, kann niemand erahnen.
     
    ☸
     
    Paris, 6 Tage nach „Tag X“
     
    Mit Hilfe des Navigationsgeräts fand der Pilot das Gebäude, in dem die FNAC untergebracht war, ohne Problem. Den Helikopter dort zu landen war die grössere Herausforderung. Er flog das Gebäude von drei Seiten an und versuchte den Heli zu landen, aber es gab einfach nicht genug Platz, egal wie er den Metallvogel positionierte. Das Dach war uneben, weil Heizungs- und Liftschächte an unterschiedlichen Stellen etwa einen Meter höher als der Rest des Dachs gebaut waren. Schliesslich gab er auf.
    „Ich kann den Hubschrauber hier nicht landen. Unmöglich.“
    Guillaume schaute auf seine Uhr. Es blieben ihnen knappe zwanzig Minuten bis Yolande Lefort den Anschlag verübte.
    „Wir haben keine Zeit mehr. Kannst du den Heli so nahe zum Dach-Boden heran fliegen, dass wir herunterspringen können?“
    „Da ist nicht so einfach. Da könntet ihr euch etliche Knochen brechen ...“
    „Wir haben keine andere Wahl!“
    Der Pilot nickte ihnen zu und machte einen erneuten Landeanflug. Er flog so nahe an das Dach, dass die Distanz zum Boden noch etwa zwei Meter betrug.
    „Näher geht nicht ...“, brüllte er nach hinten. Er hielt den Hubschrauber gerade in der Luft und glich die Windverhältnisse mit dem Steuerknüppel so gut es ging aus. Ein kleiner Hubschrauber wie der seine war nicht für solche Manöver konstruiert worden.
    Yeva öffnete die Tür. „Halt ihn einfach so still du kannst ...“
    Der Pilot blickte konzentriert stur geradeaus.
    Dann kletterte Yeva heraus und hangelte sich zu den Kufen des Helikopters hinunter. Guillaume hielt sie von innen fest, um ihr Halt zu geben. Sie liess sich nach unten gleiten, hielt sich nun an der Verschalung des Helikopters fest und schaute hinunter.
    „Das sollte locker gehen ...“, sagte sie.
    Dann sprang

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