Der letzte Aufstand
zu rannten. Zwei durchtrainierte Typen. Er würde keine Chance haben. Wieso ging die Bombe nicht hoch?
Dann wurde er zu Boden gerissen. Sein Blick ging noch einmal zu der Brücke hoch. Nichts. Tom wehrte sich nicht. Er fühlte eine Traurigkeit in sich aufsteigen. Hatte er versagt? Gott verraten? Die Weisheit seiner Zähne hintergangen? Er spürte, wie ihm das Wasser plötzlich in die Augen stieg.
Dann hörte er ein Geräusch. Vielleicht zehn Meter flussabwärts machte es Puff. Ein wenig Wasser spritzte hoch und fiel wieder in die Wassermassen der Seine zurück. Tom verstand sofort. Jemand hatte seine Bombe ins Wasser geschmissen. Er hatte doch so viel Leidenschaft in die Bombe gesteckt. Und jetzt war alles vorbei? Seine Mission war verpufft, hatte nur einige Tropfen Wasser aufgewirbelt. Er begann zu weinen.
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Zwischen Brüssel und Paris, 6 Tage nach „Tag X“
Guillaume versuchte sich so gut es ging zu entspannen. Er spürte wie sein Körper und wie sein Geist darauf eingestellt waren, dass der Einsatz eigentlich jetzt schon vorbei sein sollten. Stattdessen sassen er und Yeva in einem Hubschrauber und der Einsatz ging erst los. Es war, als würde alles auf einen Moment hin funktionieren, und wenn dieser Moment plötzlich verzögert wurde, fiel man in ein kleines Loch. Doch die Entspannung tat gut. Er hatte die Augen geschlossen und Yevas Hand in der seinen. Auf dem Rücksitz des Helis gab es nicht viel Platz, aber mehr brauchten sie nicht. Etwas Nähe zu Yeva tat gut. Luc und Danielle meldeten sich im zehn Minuten Abstand.
Das leise Piepen, welches eine Kommunikation ankündigte, war beim Lärm in dem Helikopter fast nicht auszumachen. Luc meldete sich mit der gewohnt abstrakten Stimme.
„Leute, seid ihr da?“
„Immer noch unterwegs. Vielleicht zwanzig Kilometer vor den Banlieus von Paris?“
„Wir haben schlechte Nachrichten für euch!“
„Um was geht es?“
„Wir waren so verunsichert, dass wir sogar Helena angerufen haben, aber es hat sich bestätigt ...“
„Raus damit!“
„Tom stellt sich selbst schachmatt. Er vermasselt seinen Anschlag in Paris und wird von Passanten überwältigt und der Polizei übergeben. Die Bombe verpufft in der Seine. Der Einsatz ist abgeblasen. Die Polizei bringt ihn in etwa neunzig Minuten ins Zentrum zu Lea und Kahil.“
„Was?“, fragte Guillaume, der bis anhin die Augen geschlossen hielt, sie jetzt aber aufriss.
„Helena hat es bestätigt. Der Mann braucht uns nicht mehr. Aber jetzt kommt der Hammer!“
„Was war das? Die Zange?“, witzelte Guillaume. Er konnte die plötzliche Wende noch nicht ganz fassen.
„Sozusagen. Die Sache ist, dass sich - zeitgleich mit dieser Änderung - eine junge Frau namens Yolande Lefort dazu entschlossen hat, in knapp einer Stunde ein Warenhaus in Paris zu attackieren. Sie arbeitet in einem Staatslabor und hat es irgendwie geschafft einen gefährlichen Virus in ihrer Handtasche nach draussen zu schmuggeln.“
„In einer Stunde?“, fragte Yeva.
„Bestätigt! Wir haben keine Ahnung, wo sie sich momentan befindet und wissen nur dass sie um 19:34 den Virus beim Haupteingang absetzen wird. Das führt innerhalb von dreissig Minuten zu hunderten von Todesfällen. Es ist hochaggressiv. Yolande Lefort arbeitet in einer Aussenstation eines Biowaffenlabors.“
„Aber haben die nicht immense Sicherheitsvorkehrungen, damit so etwas nicht passieren kann?“
„Doch, aber sie hat‘s trotzdem geschafft. Wie, erzähl ich euch später, wenn‘s euch interessiert. Wir haben ein Foto der Frau, aber es ist drei Jahre alt und stammt von ihrem Führerschein.“
„19:34, das ist in fünfzig Minuten!“
„Eben! Wir schlagen vor, der Pilot landet den Hubschrauber auf dem Dach des Warenhauses. Das sollte möglich sein. Es ist das neue FNAC an der Rue d‘Alsace.“
„Ging das nicht erst gerade letzte Woche auf?“, fragte Yeva.
„Ja, es ist das grösste Warenhaus Frankreichs. Hat der Pilot ein GPS System an Bord?“
Guillaume tippte dem Piloten auf die Schulter.
„Wir haben soeben neue Koordinaten gekriegt. Haben Sie ein Navi-Gerät an Bord?“
Der Pilot nickte. „Ohne läuft heutzutage nichts mehr ...“
„Geben Sie bitte die Rue d‘Alscace in Paris als neues Ziel ein. Wir müssen auf dem Dach der neuen FNAC dort landen!“
Der Pilot drehte sich kurz um.
„Das ist verboten ...“
„Nicht für uns!“, antwortete Guillaume und zeigte auf seine Armbinde.
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Taaah, 197 Tage bis „Tag
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