Der letzte Aufstand
die SMS mit den Fakten für Einsatz drei murmelnd vorlas.
„Rachel Minz, schulterlanges rotes Haar, zieht einen Reisekoffer hinter sich her, Anschlag 16.31, Avenue de l‘Opéra, verletzt mit einem Messer einen Polizisten, stiehlt seine Waffe, schiesst wahllos Leute im Warenhaus an der Avenue de l‘Opéra nieder. Festnehmen, wenn sie den Koffer vor der Bäckerei stehen lässt und den Polizisten ansteuert.“
„Wa ist nur mit all diesen Leuten los?“, fragte Kahil mehr sich selbst, als die anderen.
„Ich habe keine Ahnung. Ich weiss nur, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass all diese Leute ebenfalls alle in dem Bistro gewesen sind. Vielleicht war das Bistro doch nur ein dummer, aber extremer Zufall.“, sagte Lea. Dann fügte sie an: „Ich werd dann wohl wieder die Polizei anrufen, um die Übergabe für Rachel Minz zu organisieren. Die Leute dort sind total am Anschlag, weil sie nicht nur uns helfen, sondern auch die Kunden festnehmen müssen, von denen Luc und Danielle einen eindeutig identifizierbaren Namen haben. Wenn das mal alles gut geht heute ...“
Man hörte im Begleiter, anhand der Trittgeräusche, wie sie das Zimmer wieder verliess.
m Zentrum von Paris ging Yeva Punkt fünf vor fünf in das Waffengeschäft, um sich beraten zu lassen. Oder um wenigstens so zu tun. In acht Minuten würde Theo umher zu schiessen beginnen und in sechs Minuten würde er ebenfalls den Laden betreten. Guillaume setzte sich auf die Treppen eines Hauseingangs und tat so, als spiele er mit seinem Handy herum und schreibe eine SMS. Aus seinem Augenwinkel beobachtete er die schmale Strasse. Es gab zwar viele parkierte Autos, aber die behinderten die Sicht auf die Strasse nicht. Er sah in beide Richtungen genug weit und würde Theo gleich erkennen, wenn er die Strasse hinab kam und den Laden ansteuerte. Brille, braune Haare, grüner Schirm, wiederholte er für sich selbst die Erkennungsmerkmale. Im Schaufenster sah er, wie Yeva angeregt mit dem Waffenhändler sprach.
Dann erklang wiederum Leas Stimme im Begleiter.
„Das Warenhaus hat eine Tiefgarage. Die Polizei wartet dort unten im ersten Untergeschoss um Rachel in Empfang zu nehmen. Sie stehen ab halb sechs dort. Viel Glück, ihr beiden!“
Danach war die Leitung wieder still. Die nächsten Minuten waren ruhiges, unauffälliges Warten. Guillaume versuchte konzentriert zu bleiben, aber innerlich ging er trotzdem die Abfolge all der Schachzüge, die folgen würden, durch. Er hoffte, dass die Streife, die jetzt um die Ecke warten sollte, mit einem Zivilfahrzeug unterwegs war, nicht dass Theo zufälligerweise von dort herkam und eine Planänderung vornahm, weil er einen Polizeiwagen sah. Aber wahrscheinlich sorgte er sich umsonst, Lea war schliesslich zuverlässig und dachte immer an alles. Sie hatte sicher erwähnt, dass die Polizei möglichst unauffällig vorgehen sollte.
Dann sah Guillaume aus dem linken Augenwinkel, dass jemand mit einem grünen Schirm die Strasse herunter kam und hinter einem gelben VW-Beetle die Strasse überquerte. Er trug eine Brille und hatte braunes Haar; es war unverkennbar Theo Barrier. Und genau wie von Luc und Danielle vorausgesagt, ging er schnurstracks ins Waffengeschäft.
Kaum war er drinnen, stand Guillaume auf, wechselte die Strassenseite und positionierte sich im Hauseingang neben dem Geschäft. Er entsicherte den Tazer und nahm die Verkrampfungen und Lähmungen auslösende Waffe in die Hand. Aus dem Inneren des Geschäftes hörte er, wie Theo mit lauter gellender Stimme Befehle umher schrie, als sei er ein verkannter General. In der Licht-Reflexion einer Autoscheibe sah er, was im Geschäft los war. Yeva stand links im Laden, der Besitzer hatte sich schützend vor sie gestellt und versuchte Theo mit langsamen Bewegungen zu beschwichtigen. Theo derweil grabschte sich eine beliebige Waffe.
„Gib mir Munition!“, schrie er.
Guillaume zählte eins und eins zusammen. Momentan war Theo nur mit einem Messer bewaffnet. Kaum würde der Ladenbesitzer ihm Kugeln für die Waffe geben, würde er um etliches gefährlicher werden. Ab jetzt ging es nur noch um‘s Improvisieren, sah er ein. Luc und Danielle gaben keine minutiösen Details mehr an und zogen die Taten der B-Teams auch nicht mehr in ihre Forschungen mit ein. Jetzt gab es nur noch: Da gibt es einen Anschlag, stoppt ihn! Guillaume entschloss sich die Sache jetzt gleich zu beenden und nicht zu warten, bis Theo mit geladener Waffe das Geschäft verlassen würde. Und wer sagte denn,
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